Hochsauerlandkreis. Verpflichtende Coronatests gibt es an Schulen nicht mehr. Doch schlechte Kommunikation sorgt für kurz vor den Abschlussprüfungen viel Verwirrung.

Mit Beginn der Schule nach den Osterferien entfiel die Testpflicht in NRW. In den Bildungseinrichtungen befinden sich aber noch jeweils hunderte Coronatests. Für die hat das Schulministerium in NRW auch schon eine Lösung präsentiert nur um sie dann wieder einzuschränken. Eigentlich hieß es, dass sämtliche Tests eingesammelt und zentral gelagert werden sollen. Später wurde erklärt, dass dieser Schritt auf freiwilliger Basis beruht. Das hin und her sorgte an Schulen für allerlei Verwirrung. Schulleiter im HSK haben ganz unterschiedliche Ansichten, wie mit den Tests nun verfahren werden soll.

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„Da es hieß, dass die Testungen nach den Osterferien nicht mehr stattfinden, werden die Coronatests grundsätzlich auch nicht mehr benötigt. Es hat mich deswegen nicht überrascht, dass das Schulministerium plant, diese einzulagern“, erklärt Ulrich Cappel, Schulleiter am Gymnasium in Winterberg. So passiert den Tests nichts und gleichzeitig wird in der Schule wieder Platz frei, der sonst von den vielen Paketen eingenommen wird.

Geringes Interesse an freiwilligen Coronatests am Gymnasium

Für Cappel ist es schwer zu sagen, wo eine Grenze mit den Testungen Sinn macht. Derzeit befinden sich die Schüler mitten in den Abiturprüfungen und freiwillige Tests hätten vielleicht für ein größeres Sicherheitsgefühl sorgen können. Das glaubt auch Ulrich Cappel, aber er merkt ebenso an, dass bereits vor den Osterferien ein immer geringer werdendes Interesse an den Coronatests bestand. „Dennoch hätte man diese freiwilligen Tests jetzt machen können.“

Ulrich Cappel ist Schulleiter am Gymnasium in Winterberg. Er hat sich entschieden, die verbleibenden Coronatests abholen zu lassen.
Ulrich Cappel ist Schulleiter am Gymnasium in Winterberg. Er hat sich entschieden, die verbleibenden Coronatests abholen zu lassen. © Unbekannt | Rita Maurer

Das ist aber nicht vorgesehen. Wer sich unsicher ist, muss ein Testzentrum aufsuchen. Nur wer in der Schule Symptome aufweist, kann noch einen dort machen. Die sinkende Nachfrage hat am Gymnasium in Winterberg dazu geführt, dass gar keine weiteren Coronatests geordert wurden. Sollten aus heiteren Himmel wieder Überprüfungen vorgeschrieben werden, würde der Vorrat in der Schule für circa eine Woche reichen.

Gymnasium Winterberg gibt Coronatests ab

Cappel hat entschieden, dass der gesamte Vorrat abgegeben wird. Kleine Restkisten, die bereits geöffnet sind, werden behalten. Er hätte sich über eine bessere Kommunikation in der Hinsicht gefreut, um die Abläufe einfacher zu machen. Das Problem gibt es in der Pandemie oft. Unklare Regelungen oder zu spät kommunizierte Neuerungen stellen Schulen schon seit vielen Monaten vor Herausforderungen.

Von Seiten des Kollegiums oder der Schüler hat er keine Rückmeldung bekommen, dass sie die bald fehlenden Tests kritisch sehen.

Schlechte Kommunikation des Schulministeriums NRW

Ungünstige Kommunikation von Seiten des Ministeriums kennt Rita Vogt schon länger. Sie ist kommissarische Schulleitung der Sekundarschule in Marsberg und erklärt, dass eine offizielle Mail vom Schulministerium erst am 28. April kam. Die Informationen wurden vorher in einer Umfrage mitgeteilt, wo Schulleitungen unter anderem die aktuellen Coronazahlen mitteilen müssen. „Das ging da total unter. Ich bin von Kollegen angesprochen wurden, die es im Radio gehört hatten.“

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Vogt findet deutliche Worte für die erneute ungünstige Übermittlung der so wichtigen Informationen und auch der Korrektur der Vorgehensweise. „Es ist lächerlich. Das geht gar nicht. Der gesamte Informationsfluss, wo jeder zuerst über die Presse bescheid weiß und dann die Schulen informiert werden, ist peinlich.“

Sekundarschule Marsberg behält die Coronatests

Ihren Informationen nach sollen die Coronatests Ende Mai abgeholt werden. Viele sind in der Sekundarschule Marsberg nicht mehr übrig. Vogt hatte noch welche nachbestellt, damit der Vorrat so lange wie möglich hält. Knapp über 1000 Tests liegen vor bei rund 530 Schülern. „Auf gar keinen Fall geben wir die Tests ab. Ich bin froh über jeden, den wir hier haben“, sagt sie klar.

Rita Vogt, kommissarische Schulleiterin an der Sekundarschule in Marsberg, würde sich eine bessere Kommunikation vom Schulministerium in NRW wünschen. Sie wird auf keinen Fall Coronatests zurückschicken.
Rita Vogt, kommissarische Schulleiterin an der Sekundarschule in Marsberg, würde sich eine bessere Kommunikation vom Schulministerium in NRW wünschen. Sie wird auf keinen Fall Coronatests zurückschicken. © Unbekannt | Privat

Gerne hätte es die Schulleitung auch gesehen, wenn die Testungen in der ersten Woche nach den Osterferien weiter verpflichtend gewesen wären. Gerne auch darüber hinaus zu Möglichkeit ein Mal wöchentlich ein Testangebot in der Schule vorhalten zu können. Daher bat sie die Eltern in einem Brief auch, nach Möglichkeit vor dem ersten Besuch in der Schule nach der Auszeit einen Tests zu machen. Die Schüler wurden gebeten, weiterhin eine Maske zu tragen. Die Rückmeldung war positiv. Ebenso mancher Coronatest. Fast jeden Tag ist ein neuer Schüler betroffen.

Coronafälle kurz vor der zentralen Abschlussprüfung

„Das hört ja nicht auf nur weil wir Sommer haben. Es ist klar, dass die Inzidenz sinkt, wenn weniger getestet wird.“ Derzeit sind circa 14 Schüler erkrankt. Die Sekundarschule hat schon schlimmere Krisen in der Pandemie erlebt, als zwischenzeitlich bis zu 40 Kinder infiziert waren. Der Zeitpunkt könnte kaum schlechter sein. In der kommenden Woche finden die zentralen Abschlussprüfungen in der zehnten Klasse statt. Derzeit laufen die Vorbereitungen im Unterricht auf Hochtouren und so mancher Schüler verpasst diese. „Das ist eine sehr belastende Situation und die Schüler drehen am Rad. Manche sind so krank, dass sie das Unterrichtsmaterial, das wir ihnen schicken nicht nutzen können.“

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Hinzu kommt, dass auch zwei Lehrkräfte, die in der Jahrgangsstufe unterrichten erkrankt sind. Sie versuchen, was möglich ist, um die Kinder von zuhause zu unterstützen. Die Kinder tun ihnen und Vogt leid. „Das Wohl der Schüler liegt uns am Herzen. Aber wenn die Schüler daheim nicht lernen können, dann sind die Möglichkeiten natürlich auch von uns begrenzt.“

3000 Coronatests am Gymnasium Petrinum Brilon

Das Gymnasium Petrinum in Brilon hat noch 3000 Tests vorrätig. Was nach viel klingt, wäre bei den vielen Schülern und dem umfangreichen Personal nach einer Woche aufgebraucht. Schulleiter Johannes Droste war über das Vorgehen des Ministeriums überrascht und rechnete nicht damit, dass die Tests einfach abgeholt werden. Bis zu einem bestimmten Grad teilt er die Meinung anderer Schulleiter, die sagen, dass das Vorgehen nicht realitätsorientiert sei. Auch am Petrinum bleiben die Vorräte an Ort und Stelle.

Der Direktor des Petrinum, Johannes Droste, und die stellvertretende Direktorin, Svenja Möhlmeier. Das Gymnasium verfügt noch über Coronatests und wird diese sicherheitshalber behalten.
Der Direktor des Petrinum, Johannes Droste, und die stellvertretende Direktorin, Svenja Möhlmeier. Das Gymnasium verfügt noch über Coronatests und wird diese sicherheitshalber behalten. © Unbekannt | Benedikt Schülter

Eine Vorsichtsmaßnahme, da die Lage in der Pandemie zu unklar ist und sich vieles schnell ändern kann. Darauf möchte man vorbereitet sein. Die Räumlichkeiten geben die Kapazitäten her, die Tests sind noch bis Ende 2023 haltbar. Das überprüfte die Schulleitung extra, als in der ersten Bekanntmachung noch davon die Rede war, dass die Vorräte abgegeben werden müssen. In diesem Rahmen war auch eine Bestandsaufnahme vorgeschrieben, die dann doch unnötig war. „Die Kommunikation hätte besser sein können. So wurde für Verwirrung vor dem Abitur gesorgt. Aber wir gehen damit um“, sagt Droste, der darauf hinweist, dass nicht nur die Schüler und das Kollegium einer hohen Belastung ausgesetzt sind, sondern mit solchen Forderungen auch wieder neue Aufgaben auf die Verwaltung zukamen.

Freiwillige Testungen noch möglich

Wer jetzt das Bedürfnis hat, sich testen zu lassen, weil Unsicherheit oder Symptome bestehen, kann sich einen Test abholen. „Wir weisen niemanden ab“, so Droste. Er hätte sich vor den Ferien noch dafür ausgesprochen, dass die Testpflicht an den Schulen fortbesteht. Vor allem, weil die Erfahrung aus dem vergangenen Jahr gezeigt hatte, dass die Infektionszahlen nach den Osterferien steigen. Der Schulleiter war angenehm überrascht, dass dies in diesem Jahr nicht wieder der Fall war.

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Viele Familien würden aber auch daheim für Sicherheit sorgen mit Selbsttests. „Die Infektionszahlen an der Schule sind gering und viele Schüler tragen auch im Unterricht noch Masken. Der Anteil variiert je nach Jahrgangsstufe“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Svenja Möhlmeier.