Brilon. Brilons Bürgermeister Dr. Bartsch sagt Danke: Das große Engagement vieler Einwohner lasse Hemmschwellen bei Flüchtlingen schnell verschwinden.

Wie viele Menschen auf der Flucht vor dem Krieg in Brilon eine neue Bleibe gefunden haben, kann die Stadt nicht sagen. Aber eines ist der Verwaltung klar: Man stelle sich auf einen „langfristigen“ Aufenthalt dieser Menschen hier ein.

Was Bürgermeister Dr. Christof Bartsch bisher persönlich wahrgenommen hat: die warmherzige Aufnahme der Flüchtlinge in der Bevölkerung. Die Hilfsbereitschaft und die vielen guten Kontakte auf privater Ebene, so Dr. Bartsch, lassen schnell Hemmschwellen verschwinden. Dazu trügen auch Einladungen zu Veranstaltungen wie Brilon blüht auf oder zu einem kleinen Osterspaziergang durch die Stadt bei. Und Einladungen wie die von Franz Becker.

Eigene Wohngruppe im St. Engelbert-Zentrum

Der Unternehmer im Ruhestand, Inhaber des Wohn- und Geschäftshauses, in dem sich das Cafe am Markt befindet, hatte am Dienstag die Gruppe junger Flüchtlinge mit geistiger Behinderung eingeladen, für die der Caritasverband im St. Engelbert-Zentrum eine Wohngruppe eingerichtet hat (die WP berichtete).

Gut drei Stunden verbrachten die jungen Frauen im Alter von 17 bis 35 Jahren mit ihren Betreuerinnen in dem Cafe. Und so manche von ihnen drückten zum Abschied ganz fest die Betreiber des Cafes, Maria und Viktor Wolf: Konnten sich beide doch auf Russisch mit ihnen austauschen. Viktor Wolf: „Das war schon sehr emotional.“ Die Herzlichkeit ging auch Franz Becker nahe: „Das wird keine einmalige Aktion bleiben“, versprach er gegenüber der WP.

Angehörige aus 51 Familien

Der Stadtverwaltung Brilon sind - Stand Mittwoch - 220 Flüchtlinge aus der Ukraine bekannt. Sie erhalten Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Dabei handelt es sich um 104 Frauen und 39 Männer sowie 56 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren aus insgesamt 51 Familien.

330 Plätze

Neben den Menschen aus der Ukraine leben 107 Flüchtlinge aus anderen Ländern in Brilon.

Insgesamt hält die Stadt aktuell rund 330 Plätze für Flüchtlinge jedweder Herkunft vor.

Für 51 Kinder und Jugendliche hat in dieser Woche auch der Unterricht begonnen. Dabei sind die Mädchen und Jungen auf alle Schulformen und -standorte aufgeteilt. Neun Kinder gehen im Grundschulverbund Thülen-Alme-Hoppecke zur Schule, elf zur Engelbert-Grundschule und zwei zur Grundschule am Ratmerstein. Von den weiterführenden Schulen hat die Marien-Realschule fünf Mädchen und Jungen aufgenommen und jeweils acht gehen zum Berufskolleg, zur Sekundarschule sowie zum Gymnasium. Vor allem bei den Grundschulkindern hat die Stadt die Nähe zur Bleibe und - soweit bekannt - die Nähe zu etwaigen Bezugskindern aus den Gastfamilien berücksichtigt.

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Unter den Geflüchteten befinden sich auch sechs Lehrkräfte. „Diese“, so die Medienstelle der Stadt auf eine Anfrage der WP, „werden derzeit mit Hilfe des städtischen Schulamtes an die heimischen Schulen vermittelt.“ Bei den Kindergartenkindern ist die Unterbringung komplizierter. Derzeit, so die Stadt, gebe es nur „wenige bis keine“ freien Plätze in den Tageseinrichtungen. Das Jugendamt arbeite gerade aber an Betreuungsmöglichkeiten.