Marsberg. Daniel Hoffmann aus Marsberg im Sauerland hat eine Doku gedreht. Der Film „Total Thrash“ beweist: Die Thrash-Metal-Szene in Deutschland lebt.
Härter, schneller, lauter. Das ist Thrash-Metal-Musik. Ja, das schreibt sich zweimal mit „h“. Denn sonst hieße es „Abfall“ oder „Schund“. Und das würden die Freunde dieses extrem bombastisch-verzerrten Gitarrensounds mit prügelnden Rhythmen und rebellischen Texten gar nicht gerne hören. Jemand, der sich seit seinem achten Lebensjahr den härteren Klängen verschrieben hat, ist Daniel Hofmann aus Marsberg im Hochsauerlandkreis. Er ist gerade dabei, (s)einen Lebenstraum zu verwirklichen. Der Noch-34-Jährige arbeitet an einem Projekt, das in der Szene seit Jahren sehnlichst erwartet wird. Sein Film „Total Thrash“ wird beweisen: Die Thrash-Metal-Szene in Deutschland lebt (weiter).
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110 Stunden Filmmaterial
Aus unzähligen Konzertbesuchen und Interviews hat Hofmann 110 Stunden Filmmaterial gedreht. Hinzu kommt jede Menge aus dem Archiv. Jetzt muss das Ganze auf 110 Minuten geschnitten werden. Und dann soll der Dokumentarfilm 2022 in die Kinos kommen. Ein Film von Fans für Fans. Hart, schnell, laut und ganz ehrlich aus tiefstem Herzen.
Infos zum Film und zur Metal-Szene
Daniel Hofmann und einige Freunde haben die Metal-Szene auch im Sauerland salonfähig gemacht. 2013 haben sie den Verein „Metal Diver“ gegründet, der in Marsberg ein eigenes Festival etabliert hat, das weit über die Grenzen der Region bekannt ist. Der Verein hat 120 Mitglieder im Alter von 7 bis 60 Jahren. Zu den Veranstaltungen kommen jedes Jahr rund 1000 Besucher in die Marsberger Schützenhalle. Coronabedingt musste das Festival für 2021 abgesagt werden.
Auf der Internetseitetotalthrash.degibt es jede Menge weiterer Infos über den Film und über die Protagonisten, die zu Wort kommen. „Metal striker“ heißt ein deutschlandweit erscheinendes Musikmagazin, das Daniel Hofmann und Marc Schnittker herausgeben. „Es vereint Bands, Veranstalter, Events, Szene-Kneipen, Labels, Produzenten, Einzelhändler und Unternehmen unter dem Metal-Banner“, heißt es auf der Internetseite www.metalstriker.de
Seine erste Stereoanlage bekam der gebürtige Thüringer mit acht Jahren. Seine erste Metal-CD hörte er rauf und runter. Es war „The number of the beast“ von Iron Maiden. Er selbst spielt kein Instrument, hat aber tausende Platten. Gern legt er mal eine alte Rockscheibe aus Vinyl auf. Ehrfürchtig, mit Anfassen am Rand und so. Aber ganz im Inneren schlägt sein Herz für jenes Genre. „Thrash Metal ist nicht nur einfach Musik. Das ist eine Ausdrucksform des Lebens, eine Kritik an gesellschaftlichen Strukturen. Da steckt viel mehr dahinter als mancher vermutet“, sagt Hofmann, der sich mit Musik beschäftigt und auseinandersetzt.
Eigene Werbeagentur in Marsberg
Seit elf Jahren hat der studierte Marketingmanager eine eigene Werbeagentur in Marsberg und gestaltet zum Beispiel Internetseiten für Firmen oder dreht Werbefilme. Mit seinem ersten „Langfilm“ bringt er jetzt Beruf, Hobby und Passion unter einen Hut. Daniel Hofmann kennt sich aus. „In den 80-er Jahren ist diese Szene in Deutschland entstanden. Mit der Schließung zahlreicher Zechen bot der Bergbau den Alten keine Jobs mehr und den Jungen keine Perspektiven. Es waren sehr schwierige Umstände. Die Musik wurde zum Symbol des Protests. Die Jungs hatten nur sich und ihre Musik und haben durch das immer Schneller und Härter eine Möglichkeit gefunden, sich zu artikulieren. Dass es eine solche Szene auch in Ostdeutschland und im Berliner Raum gab – das habe ich erst jetzt durch meine Arbeit erfahren.“
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Bislang gibt es einen Film, der die Anfänge der Szene im Ruhrgebiet beleuchtet. Mehr aber auch nicht. Was dann aus den Bands und aus ihrer Musik geworden ist, wie die Musik das kulturelle Leben einiger Regionen geprägt hat, wie sich manche weiter entwickelt haben – all das hat niemand recherchiert oder dokumentiert. Und genau da setzt Daniel Hofmann an: „Dass die Thrash-Metal-Szene in Deutschland lebt, zeigen nicht nur zahlreiche Nachwuchsbands, Festivals oder neue Vereine. Auch die alten Helden aus den 80er Jahren schreiben wieder an neuen Platten und spielen internationale Touren. Wir erleben eine Art Renaissance“, gerät der 34-Jährige ins Schwärmen. Und eben diese Entwicklung nimmt er in seinem Film in den Focus. 2019 hat er bei einem Sommer-Festival die Band „Sodom“ bei Auftritten begleitet, hat Interviews geführt, die ihm wiederum die Türen zu anderen Bands und Musikern geöffnet haben. Und so machte die Nachricht wie ein Lauffeuer die Runde: da ist jemand, der die Szene sehr gut kennt, der sie noch besser kennenlernen möchte, der echtes Interesse an ihr hat. „Und überall bin ich mit offenen Armen empfangen worden.“
Historische Musikreise über die Generationen
Daniel Hofmann ist bei seinem Projekt sehr strukturiert vorgegangen: „Das Ganze ist eine historische Musikreise über die Generationen, die von der Entstehung und den ersten Schritten in den 80ern, über die schwierige experimentelle Phase in den 90ern, bis in die heutige erneute Blütezeit des Genres reicht. Es geht mir aber auch um die Fans, um die Veranstalter und um die Platten-Labels, die die Szene erst richtig stark gemacht haben. Man muss das alles im Zusammenhang sehen.“ Daher hat Hofmann ein Drehbuch für den Film geschrieben, das er zwar mehrfach umwerfen musste, das aber die Anfänge, die Einbrüche durch Kommerz in den 90-ern und die neue Generation beleuchtet.
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So ein Filmprojekt ist mit jeder Menge Aufwand verbunden. Selbst wenn der Wahl-Marsberger die Zeit, die er dafür aufgebracht hat, und die vielen menschlichen Begegnungen nicht mit Geld aufwiegen möchte, sind Kosten entstanden. Daher hat er für die Finanzierung eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Es gibt mehrere Pakete, durch deren Kauf man das Projekt unterstützen kann. Schon ab 7,50 Euro wird der Name des Spenders im Nachspann genannt; man kann aber auch zusätzlich den Film jetzt schon als Blue-Ray vorbestellen, ein T-Shirt mit „Total Trash“-Logo oder dem DVD-Cover kaufen oder schon heute eine limitierte Eintrittskarte für die Premiere des Films im VIP-Bereich buchen.
Wo das sein wird, das steht noch nicht fest. Aber Daniel Hofmann schwebt da schon eine große Location wie die „Lichtburg“ in Essen vor. Damit wäre der Film mit dem Ruhrgebiet auch wieder in einem Zentrum des Thrash Metals angekommen.
Bei der Filmstiftung NRW Förderantrag gestellt
„Total Thrash“ soll nicht irgendwo landen. „Der Film und das ganze Unternehmen sind etwas Hochwertiges. Etwas, das man immer wieder mal in die Hand nimmt, auch später noch“, sagt Hofmann. Den finalen Schnitt des Films will der 34-Jährige in andere Hände geben. „Ich habe es schon ordentlich eingekürzt, aber das sollte jemand anders machen.“ Bei der Filmstiftung NRW hat er dafür einen Förderantrag gestellt. Die Sache mit dem Filmverleih ist so gut wie in trockenen Tüchern, Anfang 2022 soll der Streifen fertig sein. Dann sind Clubtouren und Festivals geplant, um das Produkt richtig professionell zu promoten – die Fans warten drauf.