Hochsauerlandkreis/Meerhof. Die Zeiten schwierig für Landwirte – und dass, obwohl die Getreidepreise geradezu explodieren. Krieg und treibende Kosten sind Risikofaktoren.

„So eine große Unsicherheit in der Landwirtschaft, wie sie aktuell herrscht, habe ich noch nicht erlebt“, sagt Pflanzenschutzfachmann Ferdinand Falke beim Feldtag der Bauern im Sintfeld bei Meerhof. Immerhin arbeitet er seit 37 Jahren bei der Landwirtschaftskammer NRW.

Zu der enormen Trockenheit oder harten Wintern der vergangenen Jahre müssen die Landwirte jetzt auch noch mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine fertig werden. „Alles wird teurer. Die Preise explodieren. Und das belastet die Landwirtschaft“, sagt Ferdinand Falke.

Sorten, die robust und resistent sind

Die über 30 Landwirte aus dem Hochsauerlandkreis und dem angrenzenden Paderborner Land wissen nur zu gut worüber Falke spricht.

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Sie ließen sich von ihm die Auswinterungsversuche auf den gepachteten Flächen der Landwirtschaftskammer auf den fruchtbaren Äckern der Meerhofer Bauern erklären.

Auf 400 Metern Höhe hat die Landwirtschaftskammer 27 verschiedene Sorten Winterweizen und 21 Sorten Wintergerste angebaut. Jede einzelne Parzelle ist etwa 1,50 Meter breit und 12 Meter lang. Das Wintergetreide wird auf Winterhärte, Standfestigkeit, Krankheitsbefall, Ertrag und Qualität, sowie Raktionen auf mehr oder weniger Pflanzenschutzmittel hin geprüft. Winterhärte bedeutet u.a., Widerstandsfähigkeit bei Frost im Winter ohne Schneefall. Ferdi Falke: „Wir brauchen Sorten, die robust und resistent sind.“ Alle Parzellen werden einzeln ausgesät, betreut, mit einem Versuchsmähdrescher geerntet und ausgewertet. „Der Ertrag, die Qualität und die Vermarktungseigenschaften bilden die Grundlage der neutralen Beratung der Landwirtschaftskammer“, so Falke weiter.

400 Meter

Mit 400 Metern über dem Meeresspiegel sind die Versuchsflächen im fruchtbaren Sintfeld zwischen Meerhof und Fürstenberg die höchst gelegenen der Landwirtschaftskammer in NRW und repräsentativ für Übergangs- und Höhenlagen für den Ackerbau des Sauerlandes und der Paderborner Hochflächen.

Er spricht auch mit den Landwirten über Pflanzenschutzmaßnahmen. Probleme sieht der Pflanzenschutzfachmann in den nächsten Jahren auf die Landwirte zukommen, wenn Glyphosat vom Markt genommen wird. Denn das Mittel sei wirksam gegen Ackerfuchsschwanz, dieses Unkraut mache aktuell Probleme.

Probleme bereitete in den vergangenen drei Jahren auch das Wetter mit viel zu wenig Regen. Wasser fehle zwar immer noch reichlich, trotzdem ist Ferdinand Falke diesmal ganz zufrieden. Die reichlichen Niederschläge im Frühjahr haben das Unterwasserreservat gut gefüllt. Zudem sei der Winter sehr mild gewesen und die Kälte im März hätten den jungen Pflanzen nicht geschadet.

Kulturen stehen gut

Die Kulturen stehen gut und es gab so gut wie keine Auswinterungen, wie Pilzbefall oder Gelb- und Braunrostansätze. Jetzt sei es allerdings wichtig, dass guter Landregen falle, damit die jungen Weizen- und Gerstenplanzen wachsen und gedeihen und sich das Korn gut bilden kann. Aber zu viel dürfe es auch nicht sein, so Falke, weil der Mais gerade ausgesät werde und der nicht zugeschwemmt werde.

Steigende Energiekosten und auch die Maschinenkosten gehen hoch

Aktuell ist die Nachfrage nach Getreide jeder Art sehr stark. So liegt eine Dezitonne (100 kg) Raps bei 82 Euro. Im vergangenen Sommer bekamen die Bauern dafür nur 44 Euro. Ebenso haben sich die Preise für Weizen und Gerste verdoppelt. Gab es 2021 für eine Dezitonne noch 16 bis 17 Euro, so wird für die neue Ernte Weizen jetzt 34 und für Gerste 31 Euro bezahlt. Das höre sich jetzt erst einmal gut an, aber dafür hätten sich die Preise für Dünger verdreifacht, weiß Ferdinand Falke. Statt 30 Euro für eine Dezitonne müsse nun um die 90 Euro gezahlt werden. Und dann noch die hohen Energiekosten.

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Falke: „Gülle ist zwar ein absoluter Volldünger, doch die Menge reicht nicht aus, so dass die Landwirte wohl in den sauren Apfel beißen müssen.“ Hinzu kämen noch die steigenden Energiekosten und auch die Maschinenkosten seien geradezu explodiert. Die Schweinemäster müssten das teuere Futter noch hinzukaufen, so Falke weiter. Der Schweinepreis sei nicht im Vergleich gestiegen. Falke weiß von vielen Schweinemästern die aufgegeben haben.

„Zurzeit ist Weizen nicht knapp“, so der Pflanzenbauberater. „Wie sich alles entwickeln wird, ist wegen den Krieges reine Spekulation.“ Zum Ende des Feldtages spendiert er den Bauern noch ein gutes Tröpfchen. Denn er hat ein runden Geburtstag: den 60.

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