Brilon. Planer und Politik sprechen von einer großen Wunde: Was passiert mit dem Nolte-Gelände in Brilon? Es gibt konkrete Ideen. Sorgenkind ist die Kita.

Für den Stadtplaner ist es eine große „Wunde“: Die sogenannten Nolte-Hallen, das Gelände der ehemaligen Möbelfabrik in Brilon, gehört zu den drei für die künftige Kernstadt-Entwicklung von Brilon zentralen „Fokus-Räumen“. Als „innenstadtnahes Quartier“ soll das rund fünf Hektar große Gelände Platz für Wohnen, Gewerbe und eine „verträglich Nutzungsmischung“ bieten. Rund 280 Wohnungen könnten dort entstehen, davon etwa 40 in Einfamilienhäusern auf unterschiedlich großen Grundstücken und der Rest in Wohnblocks.

Das ist eine Variante, die das Stadt- und Raumplanungsbüro Schulten SSR am Donnerstagabend dem Bauausschuss vorstellt. Die andere sieht nur etwa die Hälfte dieser Wohneinheiten vor. Zum einen, weil dort dem Gewerbe mehr Platz eingeräumt wird. Und zum anderen: Weil nur dieses Modell die am Sintfeldweg geplante Kindertagesstätte berücksichtigt.

Probleme mit Bodenbelastung und Finanzierung

Investor ist in beiden Fällen der Eigentümer des riesigen Geländes, die S Quadrat Holding. Und die hat dort ein Problem: geogene Bodenbelastungen, wie sie weitflächig im Stadtgebiet von Brilon vorkommen.

Drei Fokus-Räume

Neben den „Nolte-Hallen“ und dem angrenzenden Einkaufszentrum gibt es in der Kernstadt zwei weitere „Fokus-Räume“.

Dabei handelt es sich um das Volksbank-Center nebst Parkplatz und dem durch den Hausabriss diese Woche entstandenen Brachgelände an der Kreuziger Mauer sowie um den Bereich Markt- und Springstraße mit dem ehemaligen Stadthotel-Grundstück und dem Parkplatz.

Das hatte, wie berichtet, die Finanzierung des Projektes gehörig durchgerüttelt. Und nicht nur das: Ende Januar hatte die Bundesregierung die bei der Finanzierung eingeplante Förderung für energieeffizientes Bauen eingestellt. „Das Konzept bricht total zusammen“, so damals Mareike Kotthoff von der AL Kita-Bau in Madfeld, die als Bauträger das Projekt umsetzt. Letztlich hatten sich Anfang März Investor, Bauträger und der künftige Betreiber, die Step Kids Kita gGmbH darauf eingelassen, das Projekt wie geplant durchzuziehen.

Diekmann: „Eltern gehen auf die Barrikaden“

Allein: Im Bau- und Planungsausschuss am Donnerstagabend machten mehrere Stadtvertreter deutlich, dass ihre Geduld mit dem Projekt langsam zu Ende gehe. „Wenn die nicht können, muss das jemand anderes machen“, so zum Beispiel Ausschussvorsitzender Jürgen Kürmann (CDU), und zwar „egal wo“.

Stadtrad Wolfgang Diekmann, ebenfalls CDU, wies darauf hin, dass in der Kernstadt rund 100 Kindergartenplätze fehlten: „Die Eltern gehen auf die Barrikaden.“

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Die Empfehlung der Stadt Brilonfür die Step Kids Kita gGmbH mit ins Boot zu holen und die daraufhin im November vom HSK-Jugendhilfeausschuss vorgenommene Vergabe der Trägerschaft an den freien Träger aus Berlin sei - wie die Entwicklung zeige - unglücklich gewesen. Schließlich habe man mit dem DRK, der Caritas und der Kath. Kita Hochsauerland drei regional verwurzelte Träger um den Bau der Sechs-Gruppen-Einrichtung als Alternative gehabt.

HSK: Bauantrag soll im Mai in Brilon eingereicht werden

Der Stadt Brilon sind die Hände gebunden. Sie sei nur für die Prüfung des Bauantrags zuständig, wie Bauamtsleiter Marcus Bange sagte. Dass der Antrag letztlich überhaupt gestellt werde, müsse der Hochsauerland durchsetzen.

Und da hat sich zwischenzeitlich ganz offensichtlich etwas getan. Man habe die Zusage bekommen, den Bauantrag im Mai bei der Stadt Brilon einzureichen, so Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises, auf Anfrage der WP. Und noch etwas sei versprochen worden: Den Betrieb der neuen Kita wie geplant zum 1. August kommenden Jahres aufzunehmen. Das versieht Wolfgang Diekmann allerdings mit „dicken Fragezeichen“.

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Benjamin Heidelberg, Sprecher des Eigentümer-Gruppe, sagte, dass man sich in Abstimmungsgesprächen mit dem Bauträger befinde.

In der Ratssitzung am 5. Mai (17.30 Uhr, Kolpinghaus) soll das Thema auf die Tagesordnung.