Brilon. In Brilon sind Kitaplätze knapp. Der schnelle Bau einer neuen Kita gilt als sicher. Jetzt die Überraschung: Es könnten sogar zwei Kitas werden.

Die Briloner Kernstadt sollte nicht nur einen, sondern zwei neue Kindertageseinrichtungen erhalten. Der Familien- und Sozialausschuss jedenfalls schlägt dem Hochsauerlandkreis vor, die benötigten Gruppen auf zwei Standorte und zwei Träger aufzuteilen: Die Katholische Kita Hochsauerland-Waldeck gGmbH sollte mit vier Gruppen auf dem Eckgrundstück Oststraße /Keffelker Straße zum Zuge kommen und die Stepke Kids Kitas gGmbH mit fünf Gruppen am Sintfeldweg neben der ehemaligen „Nolte-Villa“. Ob der Kreisjugendhilfeausschuss auf dieses Splitting eingeht, wird sich Montag (22. November 2021) zeigen. Dann befasst sich das Gremium in Meschede mit dem Thema.

Das sind die beiden vom Ausschuss empfohlenen Standorte: Die Kath. Kita gGmbH möchte auf der Ecke Oststraße/Keffelker Straße (unten) bauen, die Stepke Kids Kita gGmbH am Sintfeldweg (oben). Links die Brilon Arkaden und daneben die sog. Nolte-Hallen, für das ein Quartiers-Konzept mit Wohnen, Arbeiten und Freizeit in Planung ist.
Das sind die beiden vom Ausschuss empfohlenen Standorte: Die Kath. Kita gGmbH möchte auf der Ecke Oststraße/Keffelker Straße (unten) bauen, die Stepke Kids Kita gGmbH am Sintfeldweg (oben). Links die Brilon Arkaden und daneben die sog. Nolte-Hallen, für das ein Quartiers-Konzept mit Wohnen, Arbeiten und Freizeit in Planung ist. © Geoservice HSK/ Diana Leboch

Das vom HSK ausgeschriebene Interessenbekundungsverfahren war von einem Bedarf für sechs weitere Gruppen in der Briloner Kernstadt ausgegangen. Wie berichtet, hatten sich neben der Kath. Kita gGmbH und der Stepke Kids Kita gGmbH auch noch der Caritas-Verband Brilon und die DRK Kita gGmbH um die Trägerschaft beworben und ihre Konzepte eingereicht.

Donnerstagabend stellten sich alle Vier im Ausschuss für Soziales, Jugend, Familie und Senioren ausführlich im öffentlichen Teil der Sitzung vor, die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung nahm der Ausschuss dann allerdings hinter verschlossenen Türen vor.

Zwei Kitas schneller gebaut

Die Festlegung auf zwei Projekte habe der Ausschuss, so Vorsitzender Michael Hilkenbach (CDU) auf Anfrage der WP, aus ganz pragmatischen Gründen getroffen. Zum einen lassen sich beide baurechtlich kurzfristig realisieren, was zum Beispiel bei dem in der Xaveriusstraße vom Caritas-Verband vorgeschlagenen Grundstück nicht der Fall gewesen wäre. Planungsrechtlich stünde zwar auch dem DRK-Standort neben der jetzigen Kita an den Arkaden nichts im Wege.

Lesen Sie auch: Willingen sagt Extrem-Party-Tourismus Kampf an

Dem Ausschuss schien aber das bei zwölf Gruppen zu erwartende Verkehrskonzentration zu hoch. Das, so Hilkenbach, habe auch für das von der Kath. Kita gGmbH eingerichtete Neun-Gruppen-Projekt gegolten.

Der konfessionelle Träger hatte vor, seinen bisher in dem Fachwerkhaus neben der Propsteikirche untergebrachten Kindergarten St. Petrus und Andreas in das neue Projekt mit zu integrieren. Wie Geschäftsführer Michael Stratmann im Ausschuss sagte, sei vor zwei Jahren für das Gebäude ein Sanierungsbedarf von einer Million Euro ermittelt worden. Das lasse sich nicht wirtschaftlich darstellen.

Hier im Sintfeldweg würde die Stepke Kids Kita gGmbH ihre Einrichtung in Brilon bauen.
Hier im Sintfeldweg würde die Stepke Kids Kita gGmbH ihre Einrichtung in Brilon bauen. © Jürgen Hendrichs

Mit dem Splitting soll die Kath. Kita gGmbH die Möglichkeit erhalten, St. Petrus und Andreas zu verlegen. Da sich aber eine Kindertageseinrichtung mit drei Gruppen nicht rechne, habe der Ausschuss diesem Träger eine weitere zugeschlagen. Auf dem Eckgrundstück steht derzeit noch eine Industriehalle. Als vorteilhaft wurde die Nähe zu den Wohngebieten Unter der Tonne und Voßloh gesehen, wo mittelfristig weitere Bauplätze entstehen können.

Seine Zeite läuft ab: das Fachwerkhaus, in dem seit 1963 der Kindergarten St. Petrus und Andreas untergebracht ist, ist ein Sanierungsfall. Die Kath. Kita Hochsauerland-Waldeck will das Gebäude aufgeben und einen neuen bauen.
Seine Zeite läuft ab: das Fachwerkhaus, in dem seit 1963 der Kindergarten St. Petrus und Andreas untergebracht ist, ist ein Sanierungsfall. Die Kath. Kita Hochsauerland-Waldeck will das Gebäude aufgeben und einen neuen bauen. © Jürgen Hendrichs

Die künftige infrastrukturelle Entwicklung im Bereich Altenbrilon habe auch für die Wahl des Stepke Kids-Standort im Sintfeldweg den Ausschlag gegeben. Der gehört zum Gelände der sogenannten „Nolte-Hallen“. Auf der rund 50.000 qm großen Fläche befand sich früher die 1985 in Konkurs gegangene Möbelfabrik.

Quartiers-Konzept für Nolte-Hallen

Zentraler Mieter sind die Briloner Leuchten. Die werde spätestens 2023 ihre Unternehmensverlagerung nach Meschede abschließen. Wie Anfang vergangenen Jahres berichtet, hat der Eigentümer des Geländes, die Briloner S Quadrat Holding, bereits mit der Stadt Kontakt aufgenommen, dort ein sog. Quartiers-Konzept mit Wohnen, Arbeit und Freizeit umzusetzen. Dazu, so SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber zur WP, sei eine Kita in unmittelbarer Nähe eine sinnvolle Abrundung. Außerdem belebe der in Brilon neue Träger die durchweg gute heimische Kita-Landschaft.

Lesen Sie auch: Aufnahme-Stopp für Corona-Patienten im Krankenhaus Marsberg

Erfreut über die Empfehlung des Ausschusses ist Jutta Thomas, Regionalleiterin des in Berlin ansässigen Trägers, der allein in NRW 38 Kitas betreibt und diese Zahl in den nächsten anderthalb Jahren verdoppel möchte. Im HSK ist der Träger mit zwei Kitas bisher nur in Arnsberg präsent. Gegenüber der WP sagte Jutta Thomas, dass natürlich auch eine fünfgruppige Einrichtung grundsätzlich ins Trägerkonzept passe.

Bedarf auch in Marsberg und Olsberg

Im Kreisjugendhilfeausschuss am Montag, 22. November, um 17 Uhr im Kreishaus in Meschede stellen alle vier Träger ihre Konzepte und Standorte vor.

In der Sitzung geht es auch um die kreisweite Kindergartenbedarfsplanung.

Für Marsberg läuft derzeit das Interessenbekundungsverfahren für einen Vier-Gruppen-Kita, in Olsberg will das Josefsheim die Kita Sonnenschein um zwei bis drei U3-Gruppen erweitern.

„Etwas verwundert“ reagierte Kath. Kita-Geschäftsführer Stratmann auf die Splitting-Entscheidung, die ihm mitgeteilt worden sei, ohne ihn über deren Hintergrund in Kenntnis zu setzen. Investor wäre die Mainzer Wohnungs- und Gewerbebau aus Brilon. Wie Stratmann sagte, müsse man jetzt mit den Partnern das Projekt neu berechnen. Im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens hatte die Kath- Kita schon eine Alternativ-Bewerbung für eine Sechs-Gruppen-Kita eingereicht. Dann sollte das Gelände auch für seniorengerechtes Wohnen mitgenutzt werden.