Hallenberg. Treffpunkt für leichte Mädchen und schwere Jungs: Der Kiez-Imbiss „Heiße Ecke“ öffnet ab Juni auf der Freilichtbühne. Was die Hallenberger planen:

Die Freilichtbühne ist in diesen Tagen wie das ganze Sauerland eher eine kalte Ecke. Aber die „Heiße Ecke“ ist in Sicht. Am 18. Juni feiert das St.-Pauli-Musical Premiere. Noch lange hin, möchte man meinen. Doch schon jetzt werden die Weichen gestellt, damit Hallenberg für eine Saison zum Vergnügungs- und Rotlichtviertel des Sauerlandes werden kann.

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Mitten zwischen Pommes, Puffs und Party-Meile steht der Kiez-Imbiss „Heiße Ecke“. Zwei Damen vom Grill haben dort stets ein offenes Ohr für leichte Mädchen, schwere Jungs sowie die großen und kleinen Sorgen von St. Pauli. Und die darf der Zuschauer in gerafften 24 Stunden als unterhaltsame Episoden- und Song-Revue mit rotem Erzählfaden und flotter Musik erleben. „Jede kleine Geschichte ist ein Mosaikstein. Zusammen ergeben sie ein sehr vielfältiges Stimmungsbild“, findet Bühnensprecher Georg Glade das Stück, so wie es angelegt ist, „ausgesprochen reizvoll.“

Erste Choreographie-Probe mit Anjushka Uher in der Stadthalle.
Erste Choreographie-Probe mit Anjushka Uher in der Stadthalle. © WP | Georg Glade

Mal lustig, mal zu Herzen gehend

Bis auf die beiden Damen hinter Fritteuse und Zapfhahn gibt es keine wirklichen Hauptdarsteller im klassischen Sinn, die omnipräsent sind. Ob Junggesellen aus Pinneberg, ein Liebespaar, ein Hehler, die „Müllmänner“, ein Engelchor oder der Travestie-Star als Touristenführer/in – sie alle erzählen vom Alltag auf der sündigen Meile – mal lustig, mal zu Herzen gehend.

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Regisseur Uwe Bautz, der erstmals in Hallenberg Regie führt, der musikalische Leiter Stefan Wurz, und der Spielleiter im Erwachsenenstück, Stefan Pippel, hatten beim Casting die Qual der Wahl. Rund 40 Akteure wirken bei der Inszenierung mit und jeder mit Sprechrollen-Ambition musste in der Vorstellungsrunde eine Text-Passage und zwei Songs aus dem Musical vorbereiten. Die einzelnen Rollen im Hinterkopf, waren sich die Verantwortlichen schnell einig, für wen welche Figur auf den Leib geschneidert ist.

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„Für Uwe Bautz war das eine ungewöhnliche Herausforderung. Vom Profi-Theater kennt er es, dass sich vielleicht 30, 40 Leute auf zehn Rollen bewerben. Zum Schluss spielen dann 20 oder 30 nicht mit. Bei uns geht es aber darum, dass jeder, der möchte, auch dabei sein kann“, erklärt Georg Glade. Dazu bietet das Stück aber auch alle Möglichkeiten – als Tänzer, als Sänger, als Spieler. Wer nach Hamburg fährt, stößt zwangsläufig auf Musicals wie zum Beispiel „Mamma Mia“, aus denen sich geschickt weiter Handlungsfäden und Szenen ableiten lassen. Man darf gespannt sein!

Corona-Regeln

Inzwischen sind die ersten Lese- und Choreographie-Proben angelaufen. Mit Anjushka Uher wurde eine ausgebildete Musicaldarstellerin verpflichtet, die bei der Einstudierung der Tänze das Sagen haben wird. Und Mareike Schäfer wird sich um die Einstudierung der Chöre kümmern. „Die erste Leseprobe war launig, die mehr als 40 Rollen sind alle besetzt. Jetzt liegt viel Arbeit vor uns allen“, sagt Uwe Bautz. Das Stück sei vom Charakter und vom Focus her eher ein kleines Stück, das man nun da auf die ziemlich große Naturbühne übertragen werde. „Das Ergebnis muss die eine oder andere Überraschung bereithalten. Intime Szenen werden mit Showauftritten abwechseln. Das Ergebnis soll Spaß machen und Witz haben.“

„Der gestiefelte Kater“ neu besohlt

Im Kinder- und Familientheater schnürt in diesem Jahr „Der gestiefelte Kater“ erneut seine Stiefel. Schon 2021 ging die Märchenkomödie (Text und Regie: Bärbel Kandziora, Musik: Stefan Wurz, Spielleitung Volker Gehrisch und Kathrin Schmidt, Choreografie: Jessica Krüger) sehr erfolgreich über die Freilichtbühne. Die Inszenierung war aber nicht zuletzt wegen Corona bewusst etwas gestrafft worden. Sie hat aber weitaus mehr Potenzial, das nun in der längeren Version u.a. mit weiteren Songs voll zur Geltung kommen kann. Bühnensprecher Glade: „Quasi neu besohlt und erneut unter der Regie von Bärbel Kandziora“.

„Der gestiefelte Kater“ - da denkt man erstmal an die Gebrüder Grimm. Doch die Regisseurin erzählte schon im vergangenen Jahr vor der Premiere, dass die Ursprungs-Geschichte aus der Feder des französischen Schriftstellers Charles Perrault stammt. Kandziora hat beide Geschichten als Grundlage für ihre neue und sehr unterhaltsame Version genommen: „Ich war erstaunt, dass viele gar nicht wissen, was in dem doch eigentlich sehr bekannten Märchen passiert.“

Auch hier hat es ein Casting gegeben, wobei viele Spieler vom letzten Mal dabei sein werden. Für Insider: Auf jeden Fall sind die Rebhühner mit von der Partie. Die Vorbereitungen laufen auch hier an, denn am 5. Juni soll das Stück Premiere feiern.

Karten und weitere Infos auf der Homepage der Freilichtbühne unter www.freilichtbuehne-hallenberg.de oder auch per Mail an info@freilichtbuehne-hallenberg.de

Corona stellt die Theaterleute natürlich immer noch vor besondere Herausforderungen. Glade: „Wir haben eigens ein sechsköpfiges ,Hygiene-Team`gebildet, das die Richtlinien für einen Probenbetrieb auf Basis der in NRW gültigen Schutzverordnung regelt. Es gilt 2G und die Empfehlung, sich vor jeder Probe zu testen oder testen zu lassen. Statt im Heimstudio proben wir eigens in der Stadthalle, weil wir dort mehr Platz haben. Und außerdem halten wir fest, wer wann bei welcher Probe war.“ Masken müssen bei den Proben nicht mehr getragen werden.

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Wie im vergangenen Jahr auch, geht die Bühne momentan noch davon aus, dass das Theater nicht voll besetzt sein darf. Glade „Aktuell planen wir mit 750 Zuschauern, die pro Aufführung zulässig sind.“ Aber darüber ist sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen. Für 2023 hält die Bühne an ihrem Plan fest, die 2020 abgesagte „Passion“ nachzuholen. Dann auch wieder mit 100 Darstellern und mehr auf der Bühne. Ein Jahr sündige Meile und dann eine Saison die Geschichte vom Leben, Sterben und der Auferstehung Jesu Christi - so kontrastreich kann Theater sein.