Winterberg. Das St. Franziskus Hospital stand finanziell am Abgrund. AccuMeda übernahm das Haus. Geschäftsführer Dennis Figlus sagt, was er nun vor hat.

Es tut sich was im St. Franziskus-Hospital in Winterberg. Wohin man sieht, es wird geschraubt und gehämmert. Handwerker haben hier gerade eine Menge zu tun. Dennis Figlus ist sichtlich stolz auf das, was sich hier seit Übernahme durch AccuMeda Ende Juni 2021 getan hat. Der Geschäftsführer des Krankenhauses bittet sinnbildlich in den neuen Aufwachraum des Krankenhauses, der für 310.000 Euro neu gebaut wurde. Es ist wie ein Symbol für die Situation in dem sich gerade das Krankenhaus befindet. Aufgewacht nach einer schweren Operation des Insolvenzverfahrens und der Übernahme durch den neuen Investor.

Lesen Sie auch:Center Parcs Medebach investiert 34 Millionen - mehr Luxus

Figlus hat an diesem Tag auf Initiative des Vorsitzenden des Seniorenbeirats von Winterberg, Walter Hoffmann, in das Krankenhaus geladen. Auch Bürgermeister Michael Beckmann und Pflegedienstleiter Oliver Timpanaro sind gekommen. Eines macht der neue Geschäftsführer von Anfang an deutlich: Es geht voran. So habe man in den vergangenen vier Monaten schwarze Zahlen geschrieben. „Aktuell befinden wir uns auf einem sehr positiven Weg. Durch kurzfristige Maßnahmen konnten die Leistungen sehr zügig auf das geplante Leistungsniveau angehoben werden“, sagt er.

Die Handwerker haben alle Hände voll zu tun, dass Krankenhaus zu modernisieren und fit für die Zukunft zu machen.
Die Handwerker haben alle Hände voll zu tun, dass Krankenhaus zu modernisieren und fit für die Zukunft zu machen. © WP | Benedikt Schülter

Dabei sei die finanzielle Situation sehr kritisch gewesen, berichtet Figlus. „Überall gab es Probleme“, sagt er. Einen Tag nach Übernahme sollten die Gehälter überwiesen werden. Dafür sei aber nicht mehr genug Geld auf dem Konto gewesen. „Wir mussten durch eine Echtzeitüberweisung das Konto decken, um die Gehälter pünktlich zahlen zu können. Durch die kurzfristige Einlage konnte die Liquidität gesichert werden“, sagt der Geschäftsführer.

Neues Personal kommt aus Indien und Tunesien

Danach hätte man sich dann um das Personal kümmern müssen. Denn wegen der damals laufenden Insolvenzsituation hätten viele Mitarbeiter das Krankenhaus verlassen. Doch trotz der schwierigen Situation am Arbeitsmarkt habe man diese Lücken auch schnell wieder schließen können. Insgesamt 80 Mitarbeiter habe man neu eingestellt. Davon mehr als die Hälfte im Pflegebereich. Darüber hinaus habe er auch mehr als 20 neue Mitarbeiter für den ärztlichen Bereich des Krankenhauses gewinnen können.

Lesen Sie auch: Taxifahrer aus dem HSK: „Jede Nacht wird Miese gemacht“

Darunter auch Fachkräfte aus Indien und Tunesien die über ein gutes deutsches Sprachniveau verfügen würden, so Figlus. „Ein gutes Netzwerk ist in unserer Branche entscheidend“, sagt er. Mit der Einstellungen von Leon Alker, einem Neuropsychologen mit exzellenten Abschluss an einer führenden Universität in den Niederlanden, habe man sich ein Alleinstellungsmerkmal für die gesamte Region gesichert.

Die Lichter sind noch an: Das Krankenhaus in Winterberg hat das Insolvenzverfahren gut überstanden.
Die Lichter sind noch an: Das Krankenhaus in Winterberg hat das Insolvenzverfahren gut überstanden. © WP | Benedikt Schülter

Hinzu komme noch Dr. Thorsten Okulla, dem neuen Sektionsleiter der Neurologie und Dr. Ayhan Artkan, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie. „Das sind alles Hochkaräter. Es ist wirklich schwer, solche Top-Leute zu bekommen. Denen reicht nicht nur ein gutes Gehalt, die schauen sich genau die Krankenhäuser an und gleichen das mit ihren Vorstellungen ab“, sagt Figlus.

Lesen Sie auch: Olsberg: Bürgermeister schweigt - das Recherche-Protokoll

Ansonsten lege er auch sehr viel Wert in die Verschlankung und Vereinfachung der Prozesse. Im Bereich Digitalisierung tue sich bereits einiges. So werde man für diese Modernisierung eine hohe Summe investieren. Insgesamt 800.000 seien für diesen Posten veranschlagt. Er halte nicht viel von Papier in diesem Bereich - „eine Verschwendung von Ressourcen. So seien viele Krankenhäuser im Bereich Digitalisierung „noch weit hinten dran“. In Winterberg werde sich das schon bald ändern.

Ein neuer Haupteingang

Baulich seien bereits schon einige Projekte fertiggestellt. So verfügt das Krankenhaus über zwei neue Isolierzimmer und einem neuen Aufwachraum. Derzeit sind die Handwerker damit beschäftigt, eine neurologische Funktionsdiagnostik zu installieren. Dabei handelt es sich um mehrere Räume, in denen früher die Physiotherapie angesiedelt war. Dabei gibt es mehrere Räume für die Diagnostik, zwei Behandlungsräume, ein Wartebereich, eine Anmeldung sowie Bereiche für die Mitarbeiter. Kostenpunkt inklusive Kernsanierung und neuer Geräte: circa 500.000 Euro. Hinzu kommen die Sanierungen des Ärzteflurs, des Aufenthalts- und Therapieraums sowie der Küche für die Geriatrie. Hier sind circa 120.000 Euro veranschlagt.

Und dabei wird es in diesem Jahr nicht bleiben. So wird das Krankenhaus in einen neuen Haupteingang investieren. Der wird zwischen dem Gebäude der Laborgemeinschaft und dem Krankenhaus angesiedelt. Angedockt werde der neue Eingang dann am Ärzteflur. Insgesamt 800.000 Euro wird diese Neuerung dann kosten. „Das Krankenhaus lebt und hat eine Zukunft. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Jahr gut verlaufen wird“, sagt Figlus.