Winterberg. Fachkräftemangel in Pflegeberufen ist auch im Hochsauerlandkreis ein großes Problem. Das St.-Franziskus-Hospital in Winterberg ändert daran etwas
Der Fachkräftemangel ist in Deutschland ein großes Problem, wenn es darum geht Menschen zu finden, die sich um kranke, behinderte und Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern kümmern. Das ist auch im Hochsauerlandkreis so. Das St. Franziskus-Hospital in Winterberg möchte langfristig etwas gegen den Nachwuchsmangel tun und plant, in Winterberg im Herbst kommenden Jahres ein sogenanntes Pflegekolleg zu eröffnen. Davon sollen mehrere Seiten profitieren können.
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„Als es vor vielen Jahren noch den offiziellen Zivildienst in Deutschland gab, sind die jungen Menschen oftmals früher mit Ausbildungsgängen und Berufsbildern im Gesundheitswesen in Kontakt gekommen“, sagt Dennis Figlus, Geschäftsführer des Krankenhauses in Winterberg. Durch diesen ersten, praktischen Eindruck haben sie eher den Weg in die Ausbildung oder sogar in ein Studium gefunden. „In der heutigen Zeit ist es wichtig, über die Schulen Informationen zu vermitteln und Interesse für die Gesundheitsberufe zu wecken.“
Berufsbild in der Pflege ist weiterhin attraktiv
Die Teilnahme an Job- und Ausbildungsbörsen, Girls- and Boys Days und Vorträge bei Schulveranstaltungen sind Schritte, die das Krankenhaus bereits unternimmt, um auf den Berufszweig aufmerksam zu machen. Für Figlus ist aber auch klar, dass es mehr bringt, wenn der Pflegeberuf selbst erlebt werden kann, zum Beispiel im Rahmen eines Schulpraktikums. „Der Beruf ist mit der Zeit moderner und auch durch die Umsetzung zur Digitalisierung ansprechender für junge Leute geworden. Ich bezeichne das Berufsbild weiterhin als attraktiv insbesondere auch deshalb, weil die pflegerische Tätigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt.“
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Das Problem Personal zu finden bleibt aber dennoch bestehen. „Wir können viel über den Pflegenotstand sprechen, davon werden es aber nicht mehr Leute, die diese Berufszweige erlernen möchten. Mit dem Pflegekolleg möchten wir aktiv etwas gegen den Fachkräftemangel tun, denn nur wenn wir junge Menschen in der Region ausbilden, können wir sie langfristig in unserer Region halten“, sagt Oliver Timpanaro, Pflegedienstleiter am Krankenhaus.
Hochwertige Ausbildung am Wohnort
Das Pflegekolleg soll jungen Menschen eine hochwertige und idealerweise nahe am Wohnort gelegene Ausbildung in dem Berufsbild ermöglichen. Dafür gibt es Kooperationen mit lokalen stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen, die gemeinsam ein Netzwerk bilden sollen, um so einerseits die Auszubildenden und andererseits die Einrichtungen profitieren zu lassen. Das Pflegekolleg soll als zentrale Anlauf- und Koordinationsstelle für die praktischen und theoretischen Teile der Ausbildung fungieren. Der Vorteil davon sei laut Figlus, dass die Azubis und Kooperationspartner einen festen Ansprechpartner für alle Fragen rund um den generalistischen Ausbildungsgang „Pflegefachfrau/-mann“ haben.
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Die Kooperationspartner können sich unterdessen einen guten Eindruck vom Auszubildenden verschaffen und sich gleichzeitig durch ein attraktives Arbeitsumfeld für eine spätere Anstellung empfehlen. Die Auszubildenden haben die Möglichkeit, in die verschiedenen Bereiche, zum Beispiel die stationäre Altenpflege, die ambulante Pflege oder auch die Tätigkeiten im Krankenhaus kennenzulernen und sich dann mit praktischen Informationen und Erfahrungen für einen praktischen Schwerpunkt entscheiden.
Pflegeschule im Oversum in Winterberg
Erweiterung des Ausbildungsspektrums geplant
Mitarbeiter/innen könnten bei den ambulanten Pflegediensten oder Einrichtungen der stationären Pflege direkt angestellt und dann zur theoretischen Ausbildung ins Pflegekolleg geschickt werden.Alternativ wäre eine Anstellung beim Pflegekolleg inklusive theoretischer und praktischer Ausbildung denkbar, bei der die Mitarbeiter/innen im Anschluss an die Ausbildung im Idealfall bei einem der Kooperationspartner übernommen werden.Zusätzlich ist geplant, den Ausbildungsgang zum „Medizinischen Fachangestellten (m/w/d)“ im Bereich der Praxis so anzupassen, dass Praxiseinsätze auch in kooperierenden Arztpraxen stattfinden können. Somit wird das Spektrum für die Auszubildenden deutlich erweitert.
Der schulische Teil des Pflegekollegs soll im Panoramaraum des Oversums in Winterberg stattfinden. Dort soll es dann auch Gesundheitsvorträge, Gesundheitsmessen oder Pflegekurse für Angehörige geben. „Es ist uns ganz wichtig, dass wir nicht mit anderen Pflegeschulen in Konkurrenz stehen wollen. Viel mehr wollen wir die Schülerinnen und Schüler in Kooperation mit anderen Pflegeschulen ausbilden. Mit einer Pflegeschule in Winterberg geben wir gerade den Jugendlichen unter 18 Jahren die Chance, den Beruf zu erlernen, da sie die anderen Pflegeschulen in der Region nur schwer mit Bus und Bahn erreichen können“, sagt Figlus.
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Bürgermeister Michael Beckmann bedankt sich beim Krankenhaus, dass aktiv etwas gegen den Pflegekräftemangel unternommen wird und weitere Perspektiven für ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen in der Stadt eröffnet werden. „Mit dem Pflegekolleg würde ein ganz wichtiges Angebot in Winterberg entstehen, welches wir gerne unterstützen, zumal wir auch ein eigenes Projekt im Bereich der Nachwuchsgewinnung im Bereich Pflege auflegen wollten. Junge Menschen aus unserer Region bekommen so eine weitere berufliche Perspektive.“