Hochsauerlandkreis. Eltern im HSK diskutieren die Impfung ihrer Kinder kontrovers. Warum manche ihr Kind gegen Corona impfen lassen und andere nicht.
Die Kinderimpfungen in den Impfstationen des HSK beginnen und auch erste Arztpraxen impfen schon Kinder ab 12 Jahren. Allein während einer Impfaktion am vergangenen Donnerstag, organisiert vom Kreis, waren laut Martin Reuther, Pressesprecher des HSK, rund 60 Kinder dabei, die eine Erstimpfung erhalten haben. Die Schutz-Impfung gegen das Corona-Virus ist schon immer ein emotionales Thema – aber die Kinderimpfungen werden noch einmal besonders intensiv diskutiert. Uneins sind sich auch die Eltern im HSK. Die WP Brilon hat bei ihnen nachgefragt: „Lasst ihr eure Kinder impfen?“
Kinder gegen Corona impfen? Eltern aus dem HSK sind sich uneins
Kerstin Fingerhut aus Marsberg möchte noch abwarten. „Wir sind geimpft, aber unsere Tochter werden wir nicht impfen lassen.“ Zu unerforscht scheint der Impfstoff. Sie sagt: „Sollte es in Zukunft doch noch ungeahnte Folgen haben, ist das unsere Sache, aber unsere 5-jährige Tochter kann das noch gar nicht einschätzen, daher werde ich sie nicht impfen lassen. Wenn sie alt genug ist, soll sie selbst entscheiden, aber bis dahin entscheiden wir und lassen sie nicht impfen.“
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Anna Jäger, ebenfalls aus Marsberg, hat mit ihren Kindern intensiv über das Thema Impfung gesprochen. „Meine Töchter sind 10 und 9 Jahre alt und möchten geimpft werden. Wir haben offen mit ihnen gesprochen und sie können entscheiden. Es ist ihr Wunsch sich Impfen zu lassen.“
„Meine großen, 15 und 16 Jahre alt, habe ich selber entscheiden lassen, da sie aus meiner Sicht ausreichend Verständnis dafür haben“, sagt Michael Hardenack aus Winterberg, „aber bei meinem 11-jährigen Sohn...“ Der Vater aus Winterberg beendet den Satz nicht, scheint aber unsicher zu sein. Er fügt nur hinzu: „Wenn es nach ihm geht, würde er sich sofort impfen lassen.“
Mutter aus Winterberg verschiebt die Corona-Impfung weil Tochter Angst hat
Monika Scholla-Grabbert aus Winterberg will noch warten: „Meine Tochter ist 11 Jahre alt und ich werde eine Impfung so lange es geht hinauszögern. Da einige Freunde von ihr die Impfung nicht gut vertragen haben, ist bei ihr die Angst gewachsen.“
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Bianca Foerster lebt mit ihren beiden Kindern in Brilon. Sie ist sich sicher: „Ich lasse meinen 10-jährigen Sohn impfen und meine Tochter, die fast drei Jahre alt ist, ist noch zu jung – aber auch die würde ich impfen lassen.“ Benjamin, ihr Sohn, habe von selbst geäußert, dass er sich gerne impfen lassen möchte. „Er ist vorerkrankt an Asthma Bronchiale und hat noch eine Hausstaubmilbenallergie“, erklärt Bianca Foerster. „Ich befürworte seinen Wunsch, wegen seiner Vorerkrankung. Der Impftermin für meinen Sohn ist noch Ende Dezember in der Briloner Schützenhalle.“ Ihre Tochter Leonie ist mit drei Jahren noch zu jung, sonst würde die Brilonerin sie auch impfen lassen. Sie selbst hat die ersten beiden Impfungen bekommen und wird Mitte Januar die Booster-Impfung erhalten. „Die erste Impfung war Johnson&Johnson, die zweite war Biontech und die dritte wird wahrscheinlich Moderna sein. Die Impfungen habe ich gut vertragen, außer Schmerzen im Arm für ein paar Stunden.“
Flammender Appell für die Impfung von einer Mutter aus Brilon
Bianca Foerster steht offen zu ihrer Meinung und richtet in der Facebook-Umfrage der Westfalenpost zu diesem Thema auch einen offenen Appell an die Mitglieder: „Ich kann es nur empfehlen und befürworten, dass sich die Leute impfen lassen. Nicht nur für sich, sondern auch um Mitmenschen zu schützen. Lieber schützen und geschützt sein, als ein schlechtes Gewissen oder im schlimmsten Fall jemanden auf dem Gewissen zu haben.“ Für diese Meinung bekommt sie nicht nur Zuspruch, viele äußern sich generell kritisch unter den Impfbeiträgen. Lehnen eine Impfung auch generell ab. Bianca Foerster bleibt eisern. Sie entgegnet Kritikern: „Dass ich es natürlich trotzdem bekommen kann und andere anstecken kann, dass weiß ich. Die Impfung ist ja dafür da, dass man geschützt ist und keinen schweren Verlauf bekommt. Andere auf dem Gewissen zu haben war so gemeint, dass ich nicht Schuld sein möchte, wenn andere einen schweren Verlauf bekommen – nur weil ich egoistisch bin. Wir würden es wahrscheinlich vielleicht etwas lockerer wegstecken, aber was ist mit den Vorerkrankten, Immungeschwächten, Schwangeren, älteren Menschen wie Oma, Opa, die sich aus bestimmten Gründen vielleicht nicht impfen lassen dürfen oder können?“ Sie betont, das Virus nehme keine Rücksicht auf Vorerkrankungen. „Das Einzige was ich nicht möchte, ist mit dem egoistischen Verhalten andere Leute gefährden oder einer Gefahr aussetzen. Den Virus kann jeder bekommen, egal welchen Status man hat, aber mit ein bisschen Rücksicht aufeinander und füreinander ist jedem schon etwas geholfen.“
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Auf Anfrage der WP äußert sie sich noch einmal klar für die Impfung: „Ich lasse mich und meine Kinder impfen – nicht nur zum Eigenschutz, sondern auch um die Mitmenschen zu schützen. Ich kann auch nur an den Menschenverstand appellieren, dass einige sich doch impfen lassen und an die Mitmenschen denken und das egoistische Verhalten aufhört.“