Brilon. Elke Jansen und Elisabeth Steinkemper sind seelsorgliche Begleiterinnen am Maria Hilf Brilon. Wie helfen sie nach einer schlimmen Nachricht?
Sie sind da, wenn Patienten eine niederschmetternde Krebs-Diagnose bekommen oder wenn Eltern das Baby, auf das sie sich schon so lange freuen, in der Schwangerschaft oder bei der Entbindung verlieren: Elisabeth Steinkemper und Elke Jansen arbeiten als seelsorgliche Begleiterinnen im Krankenhaus Maria Hilf in Brilon.
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Hilfe in Extremsituationen
Beide Frauen haben durch ihren Beruf als Krankenschwestern im Briloner Krankenhaus große Erfahrung im Umgang mit Patienten, denen plötzlich der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Elke Jansen hat viele Jahre mit onkologisch erkrankten Menschen gearbeitet. Sie erzählt: „Viele Patienten fallen bei einer Krebsdiagnose in ein Loch und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Sie haben Angst und gehen davon aus, dass Krebs für sie auch Tod bedeutet. Sie stellen sich die Frage: Warum gerade ich?“ Ähnliche Erfahrungen hat auch Elisabeth Steinkemper gemacht, die bis zu ihrem Ruhestand auf der Gynäkologie gearbeitet hat. Sie hat während ihres Arbeitslebens vereinzelt immer wieder Situationen erlebt, die Schwangere und ihre Familien in tiefe Verzweiflung gestürzt haben.
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Kirchliche Seelsorge
Auch Pflegedirektor Thomas Pape weiß, wie wichtig es für Patienten ist, in solchen Ausnahmesituationen seelsorglich betreut zu werden: „Seelsorge im Krankenhaus ist extrem wichtig. Das kann das Klinikpersonal im normalen Arbeitsalltag gar nicht alles auffangen. Soviel Zeit ist gar nicht da. Und deshalb sind wir froh, dass wir die Seelsorge-Angebote hier im Haus haben.“ Im Maria Hilf bieten sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche Seelsorge-Dienste an.
Ausbildung absolviert
Elke Jansen (49) und Elisabeth Steinkemper (67) sind als seelsorgliche Begleiterinnen im Auftrag des Erzbistums Paderborn am Maria-Hilf im Einsatz. Sie haben dafür eine Zusatzausbildung absolviert, haben unter anderem gelernt, wie man die Gespräche professionell führt und sich bewusst gemacht, dass man ausloten muss, was sie sich selbst zumuten können. Und wie man es schafft, die nötige Distanz zu halten, damit man selbst emotional nicht mitgerissen wird. Elisabeth Steinkemper bringt es für sich so auf den Punkt: „Ich habe Mitleid, aber ich leide nicht selbst.“
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Zuhören und da sein
Und wie können seelsorgliche Begleiter ganz konkret helfen? „Ganz wichtig ist es, dass wir einfach für die Menschen da sind und erstmal nur zuhören. Die Betroffenen können ihre Ängste bei uns loswerden und sich ihr Leid von der Seele reden. Das ist bei einer neutralen, fremden Personen oft leichter als bei Angehörigen, die man nicht belasten möchte“, so die Erfahrung von Elke Jansen. Oft seien Freunde und Angehörige sehr hilflos, wenn es um Krankheit und Tod von Menschen geht, die ihnen nahe stehen. Dann gebe es oft Ratschläge wie „das wird schon wieder“ oder „Du bist ja noch jung, du kannst ja noch Kinder bekommen“ - erzählt Elisabeth Steinkemper. Doch sie weiß: „Das hilft den Betroffenen nicht. Die haben so eine große Not und wissen, dass nichts mehr so wird, wie es früher war. Sie müssen lernen, mit der Situation umzugehen und diese zu akzeptieren.“ Beide Seelsorgerinnen wissen, wie schwierig das ist und bieten deshalb an, die Familien auf ihrem Weg zu begleiten. In Brilon gibt es deshalb das Netzwerk „Sternenkinder“, für das Elisabeth Steinkemper als Netzwerkkoordinatorin tätig ist.
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„Sternenkinder“
Diese Begleitung erstreckt sich nicht nur auf die Zeit im Krankenhaus, sondern geht, wenn die Familien es möchten, darüber hinaus. „Wir sind für die Betroffenen da, ab dem Zeitpunkt der Diagnose, dass ein Kind nicht lebensfähig sein wird oder schon verstorben ist“, so die seelsorgliche Begleiterin. Ihnen werde die Möglichkeit gegeben, sich in Ruhe von ihrem Kind zu verabschieden. Es bestehe zum Beispiel die Möglichkeit, gemeinsam eine Erinnerungsmappe mit Fotos und Andenken zu erstellen. Oft sei es auch sehr hilfreich ein Tagebuch zu schreiben und sich eine kleine Gedenkstelle einzurichten. Und ganz wichtig sei es, dem Kind einen Namen zu geben. Begleitet werden können die Eltern auch später noch, wenn sie sich zum Beispiel für eine Bestattung auf dem katholischen Friedhof in Brilon entscheiden, wo sich ein Grabfeld für die „Sternenkinder“ befindet.
Beauftragung durch das Erzbistum
Elke Jansen hat die Ausbildung zur seelsorglichen Begleiterin bereits 2017 absolviert. Sie dauert etwa ein Jahr und umfasst 142 Stunden. Elisabeth Steinkemper ist jetzt im November durch das Erzbistum offiziell beauftragt worden. Wichtig ist beiden Frauen auch: „Wir sind für alle Menschen da, egal welchen Glauben sie haben.“
15 Seelsorgliche Begleiterinnen
15 seelsorgliche Begleiterinnen stehen künftig in sozialen Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe, der Kinder- und Jugendhilfe sowie in Krankenhäusern für seelsorgliche Gespräche und spirituelle Angebote zur Verfügung. Aus dem Altkreis Brilon sind das Elisabeth Steinkemper (städt. Krankenhaus Maria Hilf Brilon) und Regina Peis (St.-Franziskus-Hospital Winterberg). Alle Begleiterin haben jetzt die Beauftragung durch Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker erhalten. Domkapitular Dr. Thomas Witt, Vorsitzender des Diözesan-Caritasrates, überreichte die Beauftragung des Erzbischofs in einem festlichen Gottesdienst im Paderborner Dom.
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Die jährlich stattfindende Ausbildung von seelsorglichen Begleitungen in sozialen Einrichtungen wurde als Angebot im Jahr 2013 gestartet. Aktuell sind rund 120 seelsorgliche Begleitungen im Einsatz. Der Kirchensteuerrat des Erzbistums Paderborn fördert das Angebot bisher mit insgesamt 6,5 Millionen Euro. Vorbereitet werden die neuen seelsorglichen Begleiter in einem elf Monate dauernden und 142 Stunden umfassenden Kurs des Diözesan-Caritasverbandes Paderborn. Der seelsorgliche Dienst erfolgt in Abstimmung zwischen der Einrichtungsleitung und dem leitenden Pfarrer des Pastoralverbundes, in dem die Einrichtung liegt.