Medebach. Die Maskenpflicht in Schulen soll zurückkehren. Schüler und Lehrer der Sekundarschule in Medebach erklären, was für sie am Thema absurd ist.

Die Inzidenzwerte im Hochsauerland steigen. Die vierte Welle in der Coronapandemie hat Deutschland fest im Griff und auch an Schulen kommt es zu immer mehr positiven Fällen. Die Maskenpflichtam Sitzplatz im Klassenzimmer ist in diesem Monat aufgehoben worden, soll aber nun angesichts der aktuellen Lage zurückkehren. In der derzeit geltenden Corona-Betreuungsverordnung heißt es: „Tritt in einem Klassen- oder Kursverband ein Infektionsfall auf, ist die Quarantäne von Schülerinnen und Schülern ab sofort in der Regel auf die nachweislich infizierte Person sowie die unmittelbare Sitznachbarin oder den unmittelbaren Sitznachbar zu beschränken. Vollständig geimpfte oder genesene Personen ohne Symptome sind von der Quarantäneanordnung weiterhin ausgenommen.“ Eine fehlende Maske erhöht das Infektionsrisiko. Schulleiter und Schüler erklären, ob sie sich eine erneute Maskenpflicht wünschen und ob sie derzeit eine Maske im Klassenzimmer tragen.

Die Meinung der Schulleitung der Sekundarschule Medebach/Winterberg

Uwe Kruse ist Schulleiter an der Sekundarschule Medebach/Winterberg und bemerkte, dass zu Beginn der neuen Regelung viele Schülerinnen und Schüler noch freiwillig die Maske trugen. Viele tragen sie noch unter dem Kinn, weil sie die Maske aufsetzen müssen, sobald sie aufstehen. „Seit die Zahlen aber durch die Decke gehen, werden sie auch wieder mehr im Unterricht getragen. Auch der Wunsch sich testen zu lassen ist vermehrt vorhanden“, erklärt der Schulleiter. Montags, Mittwochs und Freitags gibt es an der Schule Testangebote. Kruse glaubt, dass das Thema Corona in Gesprächen zwischen den Kindern und Eltern sehr präsent ist und deswegen auch entsprechend eine größere Vorsicht herrscht. So können die Eltern immerhin drei Tage in der Woche sicherstellen, dass das Kind nicht erkrankt ist.

Uwe Kruse ist Schulleiter an der Sekundarschule Medebach-Winterberg und kennt die Ambivalenz in der Maskenpflicht im Unterricht.
Uwe Kruse ist Schulleiter an der Sekundarschule Medebach-Winterberg und kennt die Ambivalenz in der Maskenpflicht im Unterricht. © Sekundarschule Medebach-Winterberg

Der Schulleiter steht der nicht mehr geltenden Maskenpflicht ambivalent gegenüber. Auf der einen Seite sagt er, dass es schön ist, die Maske besonders an langen Tagen am Platz nicht mehr tragen zu müssen. Stellenweise beginnt der Unterricht für manche Schülerinnen und Schüler um halb acht und endet erst um 15 Uhr. Dazwischen gibt es zur Erholung zwar Hofpausen und Aufenthalte in der Mensa, aber dennoch sind es viele Stunden, die die Maske aufgesetzt bleiben muss. Von diesem Punkt aus sieht Uwe Kruse eine große Entlastung für die Schülerinnen und Schüler aber entsprechend auch für die Lehrkräfte. „Auf der anderen Seite besteht aber eine erhöhte Infektionsgefahr. Im Sauerland sind wir diese hohen Zahlen hier oben gar nicht gewohnt“, sagt er mit Blick auf die immer mehr werdenden Infektionsfälle in Medebach und Winterberg, „Es ist schön für die Schülerinnen und Schüler, wenn sie keine Maske mehr tragen müssen, aber sobald ein positiver Fall in der Klasse auftritt, gibt es eine lange Quarantäne und sie fehlen wieder einige Zeit im Unterricht.“

Die Meinungen der Schüler zur Maskenpflicht

Die elfjährige Dilara geht in die sechste Klasse und war zunächst erfreut, als die Maskenpflicht nicht mehr galt. Sie konnte sich ohne Bedeckung besser konzentrieren. „Es war schön, die Gesichter meiner Freunde wieder zu sehen. Nach so langer Zeit war es aber auch ein komisches Gefühl“, sagt sie. An den ersten beiden Tagen hat sie die Maske noch getragen. Sie war unsicher und hatte Angst sich anzustecken. Seit die Infektionszahlen wieder steigen ist die Situation für sie anders. Mittlerweile ist ihr Gesicht am Platz meist bedeckt. Wenn Dilara das Gefühl hat Luft holen zu müssen, nimmt sie sie kurz ab. „Ich fühle mich ohne Maske unsicherer. Aktuell wünsche ich mir die Maskenpflicht zurück, weil ich mich auch trotz der Testungen auch nicht immer sicher fühle.“ Sie hat Angst zuhause jemanden anstecken zu können.

Der zwölfjährige Donart ist hingegen hin und hergerissen. Als die Maskenpflicht beendet wurde, war er glücklich, weil er jetzt besser Luft bekommt und seine Freunde besser sehen kann. Er nahm die Bedeckung sofort ab und kann sich jetzt besser konzentrieren ohne schnell müde zu werden. „Irgendwie fühlt es sich aber auch merkwürdig an, weil man sonst überall die Maske trägt.“ Er findet es schöner, ohne Maske im Unterricht zu sein, möchte aber mit Blick auf die steigenden Coronafallzahlen auch Freunde und Familie geschützt wissen. Das macht ihn unsicher, wie er zu einer erneuten Maskenpflicht steht.

Keine Maske tragen fühlt sich „illegal“ an

Lisanne geht in die zehnte Klasse und war sehr überrascht über den Zeitpunkt der abgeschafften Maskenpflicht. „Zur Zeit als die Maskenpflicht nicht mehr galt, hatten wir die meisten Coronafälle seit langem an der Schule. Somit waren wir mit dem Absetzen der Masken eher zurückhaltend. Es war so absurd, weil das irgendwie gegensätzlich ist: einerseits absetzen, andererseits viele Neuinfektionen.“ Nur gelegentlich nimmt sie die Maske ab. Für sie fühlte es sich zeitweise „illegal“ an, weil es so lange nicht erlaubt war. Dass die Pflicht nun vermutlich bald wieder gelten wird, stört sie nicht, weil es für ihren Schulalltag kaum eine Veränderung mit sich bringt.

Yasmin hat die Maske auch mit den derzeitigen Regelungen nicht abgenommen. Sie fühlt sich mit der Mund-Nasen-Bedeckung sicherer am Platz.

Lehrer in Medebach befürworten Verhalten der Schüler

„Im Hinblick auf die aktuellen Infektionszahlen befürworte ich eine Rückkehr der Masken“, sagt Lehrer Julian Scholl, „Ich trage die Maske noch und finde es bemerkenswert, dass viele meiner Schülerinnen und Schüller das freiwillig auch machen.“ Er hat sich an den Umstand gewöhnt und findet es wichtig, die Möglichkeiten, sich gegenseitig zu schützen, auch zu nutzen. Der 29-Jährige bemerkt im Unterricht kaum Veränderungen seit die Maskenpflicht nicht mehr gilt. Nur vereinzelt sind die Kinder und Jugendlichen seiner Einschätzung nach konzentrierter. Er befürwortet die Richtung, die die Politik einschlagen möchte, um wieder zur alten Corona-Regelung im Klassenraum zu kommen. „Ich finde es gut, dass der Großteil unserer Schülerinnen und Schüler freiwillig die Masken tragen. Anfangs war es schön, die Gesichter und Emotionen wieder sehen zu können, jedoch ist die Gesundheit von allen, die im Rahmen der Schulen mitwirken, am wichtigsten.“

Eine ähnliche Einstellung hat auch Silke Schwarz. Meistens schützt sie ihr Gesicht auch noch im Klassenzimmer. Auch weil sie es den jüngeren Lernenden gegenüber nicht fair findet, sie abzusetzen, solange sie keine Chance auf eine Impfung hatten. Auf der anderen Seite möchte sie sich auch weiterhin selbst schützen, denn durch die ständig wechselnden Lerngruppen werden die Lehrkräfte auch einem höheren Risiko ausgesetzt. Sie würde eine erneute Maskenpflicht im Unterricht befürworten. „Ich halte die Aussetzung der Maskenpflicht eigentlich für ein falsches Zeichen, da sie den Schülerinnen und Schülern suggeriert, dass die Infektionsgefahr gesunken ist. Es verleitet zu Unvorsichtigkeit. Auf der anderen Seite war es aber auch schwer ihnen zu erklären, warum man in einem Restaurant ohne Maske und Abstand sitzen darf und in einem gut gelüfteten Klassenraum nicht.“