Medebach. Das Museum in der „Pastoren Scheune“ im Medebacher Ortsteil in Düdinghausen möchte sich neu ausrichten. Horst Frese erklärt, was geplant ist.

Die Räume sind von Natur aus Bewahrer. Sie halten die Zeit an und verleihen den Momenten so ein Stück Ewigkeit, um die menschliche Natur greifbarer zu machen. Dank Museen, wie dem in der „Pastoren Scheune“ in Medebach-Düdinghausen, können Besucher immer wieder einen Blick in die Vergangenheit werfen. Und obwohl es normalerweise um Stillstand geht, möchte der Heimat- und Verkehrsverein Düdinghausen Bewegung in den Alltag bringen. Und zwar mit einer Neuausrichtung.

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Wichtige Schritte konnten dafür in den vergangenen Wochen und Monaten bereits gemacht werden. 2020 beteiligte sich der Heimat- und Verkehrsverein Düdinghausen erfolgreich an dem vom Museumsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Westfälischen Heimatbund und Arbeitskreis „Museumslandschaft Hochsauerlandkreis“ ausgelobten Wettbewerb „Kleine Museen im Wandel - Beratungsangebote für Häuser und Vereine“. Als einer der beiden Preisträger, der andere Preisträger ist das Städtische Museum Marsberg, erhielt er das intensive Beratungsangebot zur Neuausrichtung der „Pastoren Scheune“.

Museum in Medebach zeigt Geschichte des Drechselns

Sie hat mit der Drechseldorfgeschichte ein klares Alleinstellungsmerkmal, welches sie vielseitig transportiert. Jeden Donnerstag lassen sich die Arbeiten vor Ort live erleben. Aber nicht nur zuschauen ist möglich, sondern auch selbst Hand anlegen. Das begeistert auch die Kleinen. Horst Frese engagiert sich seit 1991 im Heimat- und Verkehrsverein und erzählt, dass auch Schulklassen gerne vorbeikommen, um zu drechseln. Dadurch können die unterschiedlichsten Dinge aus Holz entstehen. Seien es Kreisel zum spielen, Teller oder Fasskräne. 1895 gab es in 44 Haushalten in Düdinghausen eine Drehbank.

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Einmal in der Woche kommen auch sogenannte Spinnefrauen vorbei, die in den Räumlichkeiten die alte Kunst vorführen. In dem Raum hat 1946 die fünfköpfige schlesische Familie Kober Zuflucht finden können. Aus der damaligen Zeit gibt es sogar ein Tagebuch, das die Flucht und den Aufenthalt in Düdinghausen im Detail schildert. „Das ist eine außergewöhnliche Sache, die hier einer der Mittelpunkte werden soll. Weitere Exponate sollen dazu geliehen werden“, sagt Horst Frese.

Mehrere Exponate sollen mehr in den Fokus rücken. Unter anderem die Geschichte der schlesischen Familie Kober.
Mehrere Exponate sollen mehr in den Fokus rücken. Unter anderem die Geschichte der schlesischen Familie Kober. © Kevin Kretzler

Mehrere Leitexponate im Museum „Pastoren Scheune“ in Medebach geplant

Leitexponate sollen auch in der nahen Zukunft eine große Rolle bei der Neuausrichtung spielen. Während ein Rundgang durch die „Pastoren Scheune“ gespickt ist mit vielen Ausstellungsstücken und Infobannern, soll es demnächst klar hervorgehobene Stücke geben, die durch Medientische ergänzt werden. „Im Schnitt verbringen Besucher 20 bis 40 Sekunden vor einem Exponat. Viel Erklärtext lässt sich in der Zeit nicht lesen. Daher soll es Hauptexponate geben und dann können Besucher an den Medientischen in die Tiefe gehen“, so Frese weiter.

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Die Idee ist, so das Qualitätsniveau zu steigern und weniger den Eindruck einer Ausstellung, sondern mehr von einem Museum zu vermitteln. Im Idealfall würde dann das Sauerlandmuseum in Arnsberg, das einige Aspekte des Sauerlandes nur anschneiden kann, auf weitergehende Infos in anderen Museen verweisen und im Falle der „Pastoren Scheune“ würden Besucher im Vergleich zwischen den beiden Museen ein Qualitätsniveau auf Augenhöhe feststellen. „Wir freuen uns, dass wir auf eine neue Ebene kommen“, sagt Horst Frese.

Uralte Funde sind im Museum
Uralte Funde sind im Museum "Pastoren Scheune" in Medebach zu finden. Unter anderem Spielzeug-Pferde oder eine Riemenschleife eines römischen Pferdegeschirrs, dass eventuell aus einer Zeit 100 Jahre nach Christi Geburt entstanden sein könnte (oben rechts). © Kevin Kretzler

Von den Erfahrungen des Heimat- und Verkehrsvereins sollen laut dem Vorsitzenden später auch andere kleine Museen profitieren können. Frese sieht Düdinghausen hier als ein Modellmuseum.

Finanzielle Unterstützung nötig

Arbeiten am Museum

Der als gemeinnützig anerkannte Heimat- und Verkehrsverein Düdinghausen ist langjähriger Mieter der denkmalgeschützten „Pastoren Scheune“.

Im Jahr 1998 wurde sie als Heimathaus mit Dreggestobe (Drechselstube) eingerichtet.

2005 wurde der Balken zum Kulturspeicher ausgebaut.

Seit 2014 gibt es eine behindertengerechte öffentliche Toilette, die zusammen mit dem Ortsbeiratsverein Düdinghausen eingerichtet wurde.

2018 wurde der Kulturspeicher auch für Behinderte mit einem Aufzug zugänglich gemacht.

Zudem wurde 2019 der Pastorengarten im Rahmen eines LEADER-Projekts behindertengerecht gestaltet.

Um dieses Projekt umsetzen zu können, sind noch weitere Schritte notwendig. Zunächst muss ein Kosten- und Maßnahmenplan erstellt werden. Dafür konnte sich der Verein bereits finanzielle Unterstützung von der Hansestadt Medebach und auch vom Hochsauerlandkreis sichern. „Wir sind sehr dankbar, dass beide Seiten so schnell zugesagt haben. Einen förderfähigen Antrag stellen, das hätten wir alleine nicht gekonnt“, erklärt Frese. Alleine dafür sind nämlich rund 1300 Euro notwendig.

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Als nächsten Schritt geht es dann in die Feinplanung. Eine Herausforderung, denn es muss genau geschaut werden, welche Exponate nun in den Vordergrund gestellt werden, welche Informationen wirklich wichtig sind und wo Dokumente vielleicht auch nur zum Teil den Weg in den Medientisch finden. Diese Umsetzungen sind ebenfalls mit hohen Kosten verbunden, bei denen der Verein auf finanzielle Unterstützung hofft. Frese ist optimistisch, dass die Umsetzung vielleicht schon im kommenden Jahr erfolgen kann.