Winterberg. Das Krankenhaus in Winterberg hat die Insolvenz hinter sich. Jetzt spricht der neue Geschäftsführer über die Zukunft des St.-Franziskus-Hospitals

Fast zwei Jahre nach dem Antrag auf Insolvenz, ist das Verfahren über das Vermögen des St. Franziskus-Hospitals in Winterberg mittlerweile aufgehoben. Viel Unsicherheit gab es in dieser Zeit um das Krankenhaus. Jetzt sprach der neue Geschäftsführer Elmar Willebrand über die Gegenwart und Zukunft vor Ort.

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Gespannt waren die Ratsmitglieder auf die Ausführungen des gelernten Rechtsanwalts, der seit 30 Jahren Erfahrungen im Kauf von Kliniken hat. Manche hatte er auch wieder verkauft, aber er gab direkt Entwarnung: „Winterberg steht nicht auf der Liste.“ Mitte 2020 hatte sich der Geschäftsführer von Accumeda Holding erstmalig für das Objekt interessiert. „Vieles war problematisch und wir mussten überlegen, wie wir Gewinne erzielen.“ Eine Möglichkeit wäre es gewesen die Kosten zu senken, aber das wäre nur über die Gehälter der Mitarbeiter des Krankenhauses möglich gewesen und das war keine Option. Die zweite Möglichkeit wäre es gewesen, die Einnahmen zu steigern. Die Preise für die Dienstleistungen, beispielsweise eine neue Hüfte, sind aber fix. „Wir müssen das medizinische Konzept so verändern, dass eine Nachfrage entsteht“, sagt Willebrand. Hier soll die Klinik vor allem auf die Altersmedizin in den Vordergrund rücken und die Geriatrie entsprechend ausgebaut werden. Ein neuer Chefarzt ist bereits eingestellt. Aber das ist nicht die einzige Baustelle.

Elmar Willebrand, Investor am Krankenhaus Winterberg.
Elmar Willebrand, Investor am Krankenhaus Winterberg. © www.jt-mag.com

Krankenhaus in Winterberg hat schon Probleme am Eingang

„Das Haus ist in die Jahre gekommen. Ich habe den Haupteingang beim ersten Besuch nicht gefunden und bin in der Kapelle gelandet.“ Deswegen soll der Eingang verlegt werden, damit Patienten nicht in den Keller gehen müssen, um in die Klinik zu gelangen. Barrierefreiheit soll dann auch an der Tagesordnung sein. Das ist natürlich wieder mit Kosten verbunden, aber für Willebrand ein notwendiger Baustein, um überhaupt richtig loslegen zu können.

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Ein weiterer Baustein ist auch die zentrale Notaufnahme, die ausgebaut werden soll. Vor zwei Wochen erhielt sie erst eine neue Zertifizierung. Willebrand hatte Zweifel, ob sie diese bekommen würde, weil so viel im Argen war. Wichtig war für den Unternehmer auch, dass Personal eingestellt wird. 40 neue Mitarbeiter gibt es mittlerweile im Krankenhaus in Winterberg. Acht wurden durch Kündigung verloren. Willebrand sagte den Ratsmitglieder: „Ihr Haus ist in professionellen Händen. Es ist kein Spekulationsobjekt.“ Er rechnet damit, dass es aber noch zwei bis drei Jahre dauern wird, bis das Klinikum Gewinn macht.

Kampf um finanzielle Unterstützung

Eine Hilfe bis dahin könnte der sogenannte Sicherstellungszuschlag sein. Damit werden Krankenhäuser finanziell unterstützt, die für die regionale Basisversorgung der Bevölkerung notwendig sind, die aber – aufgrund der geringen Fallzahlen – ihre relevanten Fachabteilungen nicht kostendeckend finanzieren können. Die Sicherstellungszuschläge werden pro Behandlungsfall über das übliche Entgeltsystem der Fallpauschalen hinaus gezahlt und helfen, das strukturell bedingte Defizit des Krankenhauses auszugleichen. Derzeit soll das Krankenhaus in Winterberg diesen Zuschlag nicht bekommen. Dagegen wird geklagt. Willebrand: „Wir haben überzeugende Argumente, um die Unterstützung weiterhin zu erhalten. Aber wir haben auch einen Plan B, falls das nicht klappt. Es bringt dann nicht alles zusammen. Es würde uns aber nach vorne bringen für eine gewisse Zeit, wenn wir den Sicherstellungszuschlag bekommen würden.“