Winterberg/Brilon. Hotels mussten wegen Corona lange geschlossen bleiben. Aus der Pandemie haben die Betreiber Lehren gezogen. Das gefällt nicht jedem Gast.

„Die Gäste müssen Verständnis dafür haben, dass es Veränderungen in vielen Hotels gibt. Wir müssen alle froh sein, dass es noch ein Angebot geben kann. Mit diesen Veränderungen können auch Fehler passieren. Da sind wir nicht frei von“, sagt Jörg Templin, Inhaber des Romantik Berghotels Astenkrone in Winterberg. Hoteliers mussten während der Coronapandemie manche Abläufe umstrukturieren oder gar einschränken. Drei Betreiber erklären welche Lehren sie aus der Krise gezogen haben.

Berghotel Astenkrone in Winterberg reagiert auf Pandemie

Für Jörg Templin wurde der Mitarbeitermangel in der Branche in den vergangenen eineinhalb Jahren nur noch deutlicher. Anfang September erzählte er in einer emotionalen Videobotschaft auf Instagram, dass dieser Umstand auch Folgen für sein Hotel haben wird. Ein kalkuliertes runterkommen nennt er es. Zwei Tage in der Woche bleibt das Restaurant seitdem geschlossen, damit sich die Mitarbeiter erholen können und nicht sieben Tage durcharbeiten müssen. „Die Gäste verstehen, dass das eine Veränderung im Hotel ist, aber sie haben dann eigene Vorschläge, wie man die Situation verbessern könnte“, erklärt Templin.

Während der Ruhetag beim Personal positiv aufgenommen worden ist, gibt es bei den Besuchern des Hotels gemischte Gefühle. „Da gibt es dann eine Mischung aus Verständnis und der Frage ‘aber was machen wir jetzt?’. Wir haben die Ruhetage extra so gewählt, dass andere Restaurants nicht geschlossen haben.“ In anderen Hotelrestaurants zu speisen könnte unter Umständen schwierig werden, denn manche setzen vor allem auf hauseigene Gäste. So auch das Romantikhotel, wo genau in den Kalender geschaut wird, um zu sehen, ob auch für andere Interessenten noch ein Tisch frei ist. Denn im Restaurant läuft alles nur noch mit vorheriger Anmeldung.

Pandemie verschärft Mitarbeitermangel

Die Pandemie verschärfte die ohnehin missliche Lage in der Hotelbranche laut Templin noch mehr. Er geht aber davon aus, dass die getroffenen Maßnahmen nur temporär notwendig sind und in Zukunft wieder jeden Tag eine Bewirtung möglich sein wird. Eventuell dann auch mit einem kleineren Angebot auf der Speisekarte, um beispielsweise mit nur zwei Köchen den Tag bestreiten zu können. „Die Personallage wird sich wieder positiv verändern. Wer Gastgeber ist und den Job liebt, wird auch zurückkehren.“

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Bis es soweit ist muss aber auch die positive Buchungslage für die Herbstferien mit einem „aber“ betrachtet werden. Denn Templin möchte den Gästen auch gerecht werden können. Er freut sich, dass die kommenden freien Tage von Urlaubern aber bereits jetzt genutzt werden, um Pläne konkret zu schmieden. In den vergangenen Sommerferien war dies noch nicht so, als viele zunächst abwarteten und das Geschäft erst nach ein paar Wochen richtig Fahrt aufnehmen konnte.

Fast alles beim alten im Hessenhof in Winterberg

Ina Haas erlebt im Hessenhof in Winterberg eine entspanntere Lage. Sie schaut ebenso erfreut auf die Buchungen für die kommenden zwei Wochen. „Die Leute scheinen im Inland eine risikofreie Zeit verbringen zu wollen. Das merkt man auch am Buchungsverhalten. Es ist noch recht spontan, damit auch kurzfristig storniert werden kann, wenn sich die Lage verändern sollte.“

Das Hotel befindet sich mittlerweile seit sechs Generationen in Familienhand und dennoch hat auch Ina Haas eine Lektion aus der Pandemie mitgenommen: unvorhersehbare Dinge können passieren und darauf muss ein Hotelier schnell reagieren können. Sie ist froh, dass sie die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lockdown halten konnte. Eine Mitarbeiterin hat den Betrieb aber verlassen. Ein großer Verlust, wie Haas sagt. „Sonst ist bei uns aber alles genauso möglich wie vor der Pandemie. Auch Gäste, die nicht im Hotel übernachten, können unser Wellness- und Gastronomieangebot nutzen.“

Das Buiterling Hotel in Brilon

In einer besonderen Situation ist Daniela Fiedler, die das Buiterling Hotel in Brilon betreibt. „Ich habe kurz vor der Pandemie eröffnet. Was einen Normalzustand angeht, fehlt mir die Erfahrung noch.“ Sie hat in ihrem Betrieb ebenfalls Veränderungen implementieren müssen. So gibt es mittlerweile kein Frühstücksbuffet mehr. Stattdessen wird es auf einer Etagere am Platz serviert. Dabei möchte die Betreiberin auch nach der Pandemie bleiben. Außerdem hatte auch sie einige Zeit mit Personalnot zu kämpfen gehabt. Nun überlegt sie, einen Ruhenachmittag zu integrieren. Denkbar wäre dieser sonntags. Dann sollen Gäste mit Hilfe von zuvor bereitgestellten Zugangsdaten selbst einchecken können. So kann für kurze Zeit auf Personal an der Rezeption verzichtet werden, um Verschnaufpausen gewährleisten zu können. „Ich schaue derzeit von Woche zu Woche, wie der Bedarf im Hotel ist“, sagt Fiedler.

Da das Buiterling Hotel kein klassisches Familienhotel ist, sind bei ihr vor allem die kommenden Wochenenden bereits ausgebucht. Unter der Woche gibt es noch freie Zimmer. „Wir sind zufrieden damit wie es sich füllt, aber Planungssicherheit fehlt noch immer in der Pandemie. Vielleicht haben sich die Gäste diese kurzfristigen Entscheidungen mittlerweile aber auch einfach antrainiert und das bleibt nun so.“