Brilon. Heike Fritz aus Brilon setzt in ihrer Filzwerkstatt auf kreative Handwerkskunst. Dabei gibt es nicht nur Yoga-Kissen und Urnen-Hüllen zu sehen.

Der Besuch im Atelier von Heike Fritz in Brilon ist eine Reise in eine Welt voller Farben, kreativer Ideen und Wollmaterialien. In ihrer Werkstatt Auf dem Schönen Felde widmet sich die 55-jährige Brilonerin einer besonderen Handwerkskunst: Dem Filzen.

Welt voller Farben

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Blau in allen Nuancen, Rottöne von zartem Rosa über kräftiges Orange bis zum warmen Bordeaux-Ton, lila in verschiedenen Schattierungen, kräftiges Gelb und sattes Grün: Der Blick ins prall gefüllte Wollregal macht Lust auf Farbexperimente. Daneben Gläser mit unterschiedlichen Garnrollen, kleinen bunten Wollbällchen, Seidenfasern und diversen Arbeitsmaterialien. In der Mitte der große Arbeitstisch. Hier arbeitet Heike Fritz zurzeit allein ihren Filzkunst-Werken. Wegen der Corona-Pandemie kann sie zurzeit leider keine Workshops anbieten.

Blick in die Farbenwelt der Filzwerkstatt.
Blick in die Farbenwelt der Filzwerkstatt. © Jutta Klute/

Workshops

Doch normalerweise werkeln in ihrem Atelier auch kleine Gruppen. Manche Kursteilnehmer nutzen die Gelegenheit und verbinden einen Urlaub im Sauerland mit einem Filz-Kurs, denn praktischer Weise bietet Heike Fritz auch eine Ferienwohnung in der Doppelhaushälfte nebenan an. „Die Ferienwohnung gehört seit zehn Jahren zu meinem Konzept“, erzählt die kreative Brilonerin, die gebürtig – wie auch ihr Mann – aus Tübingen stammt. Vor fünfzehn Jahren ist die Familie ins Sauerland gezogen. Die drei Kinder sind inzwischen aus dem Haus.

Workshops mit Heike Fritz

Heike Fritz bietet in Zusammenarbeit mit dem Kneipp-Verein Brilon Workshops an. Für Samstag, 21. August, 14 Uhr, ist ein Kurs an der Hiebammen-Hütte geplant (Filzen am Wasser - Krafttier Schnecke). Am Freitag, 28. Mai, 14 Uhr, steht „Filzen am Wasser - Blütenwunder“ auf dem Programm. Weitere Infos und Kontakt zu Heike Fritz: 02961-960576 oder per E-Mail an: sowie im Internet: www.heike-fritz.de

Gefilzte Ideen

Und mit Erwachsenwerden der Kinder hat Heike Fritz mehr und mehr Zeit für ihre Filzkunst gefunden. Aus dem Hobby hat sie inzwischen einen Beruf gemacht. Eine dreijährige Fortbildung „Fit in Filz“ hat sie mit dem Abschluss zur Filzgestalterin erfolgreich absolviert, außerdem Weiterbildungen im Bereich Gruppenentwicklung. „Bei der Fortbildung habe ich von der Pike auf alles gelernt, was zum Filzhandwerk dazu gehört“, erzählt Heike Fritz. Gefilzte Ideen hat die 55-Jährige jede Menge. Ob farbenfrohes Yoga-Kissen, buntes Wandmandala, Bilder, Hüte, Schals oder Kissenbezüge – mit Filz lässt sich jedes Teil zum Kunstwerk verarbeiten. Auch sehr schön: In Anlehnung an die Briloner Symbolfigur kreiert Heike Fritz auch kleine Waldfee-Deko-Artikel.

Heike Fritz stellt auch ganz individuell gestaltete Urnenbezüge her.
Heike Fritz stellt auch ganz individuell gestaltete Urnenbezüge her. © Sabrinity

Individuell gestaltete Urnenhüllen

Seit einiger Zeit widmet sie sich aber auch einem weniger leichten Thema und bietet individuell gestaltete Umhüllungen für Urnen an. Auf Wunsch fertigt sie die Filz-Urnen-Bezüge, wer möchte, kann aber auch gemeinsam mit ihr daran arbeiten. „Die handwerkliche Arbeit mit dem angenehm warmen Filzmaterial, die gedankliche Beschäftigung mit dem Verstorbenen und was ihm wichtig war, hilft den Menschen, den Prozess des Sterbens zu verarbeiten“, berichtet Heike Fritz von ihren bisherigen Erfahrungen. So werden gemeinsam zum Beispiel die Farben ausgewählt, die verwendet werden sollen oder bestimmte Symbole und Formen, die sich in der Urnenhülle wiederfinden sollen. Eine schöne Idee findet sie auch die Möglichkeit, innen einige kleine Säckchen einzuarbeiten, in denen man dem Verstorbenen etwas mit auf seinen letzten Weg geben kann.

Kreativ mit allen Sinnen arbeiten

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Die Gestaltung der Urnen-Hüllen entspricht dem Ansatz, den Heike Fritz auch mit ihren Workshops verfolgt: „Kreatives Arbeiten ist für die Entwicklung der Sinne ein wichtiges Medium. Die Umwelt und sich selbst wahrzunehmen und dies im kreativen Tun zu reflektieren, ist Inhalt meiner Kurse.“ Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehe der Spaß an dem Prozesse, die eigene Kreativität zu entdecken und Werk zu gestalten.

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Heike Fritz ist überzeugt: „Da beim Filzen alle Sinne angesprochen werden, hat das Arbeiten mit Filzwolle eine positive Wirkung auf uns: durch die Farbenvielfalt, durch gefühlte weiche, warme, klebrige und seifige Eindrücke. Blickt man der Textilgestalterin bei ihrer Arbeit über die Schulter, wird deutlich, was sie damit meint. In wenigen Minuten produziert sie eine Filz-Narzisse.

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Dafür verwendet sie eine Plastik-Schablone, die sie mit gelber Filzwolle belegt. Ein paar Sprüh-Stöße mit warmen Seifenwasser und arbeitet durch Drücken, Reiben, Wringen an der Blüte – das Material verfilzt. Mit sicheren Handgriffen arbeitet die Kunsthandwerkerin noch ein paar grüne Seidenfäden ein, schneidet den Plastikringe wieder heraus und frisiert die Blüten. Fertig! Naja, bei allen, die noch nie gefilzt haben, klappt es vielleicht nicht ganz so schnell und perfekt. Egal: „Hauptsache es macht Spaß“, findet Heike Fritz.