Brilon. Kleines Geschäft, großes Problem: So sieht es mit den öffentlichen Toiletten in der Briloner Innenstadt aus.
Das wäre eine konsequente Lösung: „Bleibt mit dem Arsch zuhause. Da gib’s dann auch eine Toilette.“ Das große Problem einer Oma mit dem kleinen Geschäft ihres drei Jahre alten Enkelkindes bei einem Einkaufs-Abstecher in den Brilon Arkaden schlägt auf der WP-Facebook-Seite weiterhin Wellen. Eine häufig gestellte Fragen: Warum gibt es in dem Einkaufszentrum eigentlich keine öffentliche Toilette? Dabei gibt es eine. Keine 15 Meter vom Parkplatz in Höhe des Eingangs zum Kaufpark entfernt. Das hilft allerdings nicht, wenn beim Einkaufen die Blase drückt. Denn zwischen Parkplatz und WC verläuft die Bahnlinie.
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Rund 350 Meter lang ist der Fußweg um den Kaufpark herum und dann Richtung Bahnhof Brilon-Stadt. Auf dessen Gelände befindet sich das öffentliche und barrierefreie stille Örtchen, und das seit ziemlich genau neun Jahren. Denn am dritten Advent 2011 war nach 30 Jahren Pause wieder der erste Personenzug von Brilon-Stadt nach Brilon-Wald gerollt.
2008 wurden die Arkaden eröffnet
Das Einkaufszentrum selbst war im Oktober 2008 in Betrieb genommen worden. Damals, so teilt die Stadtverwaltung auf Anfrage der WP mit, habe die Verwaltung die Einrichtung von Toiletten „zwar als wünschenswert angesehen“, aber aus rechtlichen Gründen habe das aber nicht im Rahmen der Baugenehmigung festsetzen können. Das sei nur bei Verkaufsstätten ab 2000 Quadratmeter Fläche möglich.
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Da kommen die Ladenlokale in den Arkaden jedes für sich allerdings nicht heran; die Gesamtfläche des Einkaufszentrums spielt keine Rolle. Anders etwa im Hit und im Obi: Dort stehen den Kunden sanitäre Einrichtungen zur Verfügung. Die Schaffung öffentlicher Toiletten sei vom Investor seinerzeit „nicht gewünscht“ gewesen, so die Stadt weiter zur WP.
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„Wir hatten damals darüber gesprochen“, erinnert sich Investor Ferdinand Nolte (Brilon/Münster), der das Einkaufszentrum damals gemeinsam mit seinem Schwager Hubert Bövingloh errichtet und alsbald wieder veräußert hat. Man habe seinerzeit das Angebot durch die einzelnen Geschäfte „als ausreichend angesehen“. Wobei der Unternehmer nicht verhehlt. „Das muss ja auch sauber gehalten werden.“
Über 40.000 Euro Reinigungskosten
In der Tat. Exakt 40.214,78 Euro hat die Stadt Brilon im vergangenen Jahr für die Reinigung der drei öffentlichen WCs im Stadtkern ausgeben: 18.013,31 Euro für die Bewirtschaftung der Anlage auf dem Parkplatz des Volksbank-Centers, 13.960,56 Euro für den Container auf dem Parkplatz in der Marktstraße bei der Sparkasse und 8.240,91 Euro für das stille Örtchen am Stadtbahnhof.
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Das ist das einzige, für dessen Benutzung eine Gebühr erhoben wird; die beiden anderen sind frei. Allerdings werde das WC am Bahnhof nicht besonders häufig benutzt, so Beigeordneter Reinhold Huxoll. Deshalb reichen dort auch nur drei Reinigungen pro Woche, die beiden anderen werden täglich sauber gemacht.
120.000 Euro für neues Unisex-WC
Ein Wunsch der Behinderten-Interessenvertretung Brilon (BIV) und des Seniorenbeirats der Stadt Brilon soll demnächst umgesetzt werden: Die Stadt will das provisorisch wirkende Klo-Kabuff auf dem Parkplatz ersetzen. Rund 120.000 Euro,, so Beigeordneter Huxoll, dürfte das kosten. Das Geld soll im nächsten Haushalt bereit gestellt werden.
Barrierefreies WC im Rathaus
Während der Dienststunden der Stadtverwaltung steht im Rathaus am Markt ein barrierefreies, über den rückwärtigen Eingang zu erreichendes, öffentliches WC zur Verfügung.
Corona-bedingt ist diese Tür verschlossen, deshalb bitte klingeln.
Geplant ist ein sogenannten Unisex-WC mit nur einer Kabine sowohl für Frauen wie auch für Männer. Hinzu kommt allerdings ein separater Bereich mit zwei Pissoirs. Näher an den Marktplatz, das Rathaus oder die Stadtmitte heran, stehen nach Angaben des Beigeordneten keine Grundstücke zur Verfügung.
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Er selbst habe früher auch bei Familieneinkaufsfahrten von seinem Wohnsitz in Marsberg nach Brilon vor den gleichen drängendem Problemen gestanden wie jetzt die Oma mit ihrem Enkelkind in den Arkaden. Damals seien sie nirgends abgewiesen worden. „Ich habe nur gute Erinnerungen daran.“