Medebach. Die WP-Leser hievten Medebach auf Platz beim großen Heimatcheck. In einer Kategorie allerdings gibt es offenbar noch Luft nach oben.
Liebe geht doch nicht immer und unbedingt durch den Magen. Das jedenfalls muss wohl für Medebach gelten, wie der Heimatcheck der Westfalenpost in diesem Frühsommer ergab.
Bei der großen Leser-Umfrage hatte die Hansestadt in der „Toskana des Sauerlandes“ mit der Wohlfühl-Note 1,76 den Spitzenplatz im Altkreis Brilon einen eine Top-Platzierung in ganz Südwestfalen erhalten. Beim Thema Gastronomie gab es jedoch nur eine 2,99. Das bedeutete den vorletzten Platz vor Schlusslicht Marsberg, das nur auf einen 3,03 kam.
Winterberg Spitzenreiter in ganz Südwestfalen
Den Spitzenplatz hatte bei der Umfrage Winterberg eingenommen - und zwar nicht nur im Altkreis Brilon, sondern in ganz Südwestfalen. Die WP-Leser gaben der Gastronomie in der Sport- und Touristenhochburg eine 1,77. Eine Eins vor dem Komma erhielt bei der gesamten Umfrage nur noch eine weitere Kommune, und auch die kommt aus dem Hochsauerlandkreis, nämlich Eslohe mit seiner 1,86.
Das hatte damals dem Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Westfalen, Dr. Wolfgang Henke, nicht verwundert, aber Respekt ausgelöst. Bis etwa zur Jahrtausendwende habe er noch gedacht, dass die Gegend hier ins Hintertreffen geraten sei. Der Dehoga-Chef: „Aber da hat sich enorm viel entwickelt.“
Zur Erinnerung: Über mehrere Wochen hatten wir unsere Leser zwischen Meerhof und Braunshausen im Frühjahr befragt und sie gebeten, Schulnoten in 14 Kategorien zu vergeben. Es ging u.a. um das Sicherheitsgefühl, die medizinische Versorgung oder auch um den Nahverkehr. Fast 1600 Menschen aus dem Altkreis Brilon machten mit.
21-seitiges Dossier downloaden
Im Großen und Ganzen geben die Bürger ihren Städten gute bis befriedigende Noten was Wohn- und Lebensqualität anbelangt. Hinter dem regionalen Spitzenreiter reihten sich Hallenberg (1,88), Olsberg (1,98), Brilon (2,08), Winterberg (2,09) und Marsberg (2,27) ein.
Schlusslicht Marsberg hatte auch im Bereich Gastronomie von den Lesern die rote Laterne erhalten. Hallenberg war mir 2,37 bewertet worden, Olsberg mit 2,51 und Brilon mit 2,62.
Die Ergebnisse und Analysen für den Altkreis Brilon haben wir zu einem kostenlosen 21-seitigen Dossier zusammengestellt. E-Paper-Kunden finden es in der Übersicht neben der aktuellen Zeitungsausgabe oder unter wp.de/dossier. Alle anderen Abonnenten können es sich digital zuschicken lassen.
Was sagt die Politik?
In allen oder Gemeinden gab es aber auch Kritikpunkte und damit Verbesserungspotenzial. Und damit sind wir bei unserer Heimatcheck-Konfrontationsphase. Kurz vor der Kommunalwahl am 13. September haben wir die zur Wahl antretenden Parteien mit kritischen und weniger positiven Aspekten des Checks konfrontiert.
Zur Erinnerung: Von den 162 Umfrage-Teilnehmern aus Medebach gaben nur 10,6 Prozent ihrer Restaurant- und Kneipenszene ein Sehr Gut und 28,1 Prozent ein Gut. 25 Prozent benoteten das Angebot als befriedigend. Eine Vier gab es von 23,1 Prozent, als mangelhaft stuften 7,5 Prozent der Leser das Angebot ein, für 4,4 Prozent stellte es sich als ungenügend dar.
Weil der Sektor Gastronomie in Medebach so sehr von der allgemeinen Benotung der Stadt abweicht, haben wir dieses Thema für die Konfrontations-Phase für Medebach ausgewählt und die Parteien bzw. ihren Sprecherin daher folgende Fragengestellt:
1. Entspricht die Wahrnehmung der Umfrage-Teilnehmer auch Ihrer Beobachtung?
2. Welche Schlüsse ziehen Sie aus den Noten und welche konkreten Pläne haben Sie?
Und das sind die Antworten:
Johannes Rabe, CDU: Wir freuen uns als CDU-Medebach über das sehr gute Gesamtergebnis unserer Stadt und danken allen Umfrage-Teilnehmern für Ihr Votum. Das Ergebnis in der Kategorie Gastronomie entspricht in Teilen der Wahrnehmung der Fraktion. So brauchen wir sicherlich eine Belebung im Bereich Marktplatz. In der aktuellen Pandemie-Phase aber gilt es, insbesondere die bestehenden Betriebe zu stärken und zu unterstützen. Wie sagte doch Dr. Henke, Hauptgeschäftsführer beim Dehoga Westfalen: „Wer seine Gastronomen nicht ernährt, hat irgendwann keine mehr“. Medebach verfügt über viele attraktive Angebote. Ziel der CDU ist es, durch eine Stärkung des Standortes Medebach sowie durch eine touristische Belebung wie z.B. der Bau des Aventura-Spielbergs, die Förderung des Wandertourismus oder aktuell die Entwicklung des neuen Radverkehrskonzeptes gute Rahmenbedingungen für die Gastronomie zu erreichen.
Thomas Just, SPD: Die SPD-Fraktion bewertet das Angebot der Gastronomie, mit Blick auf das gesamte Stadtgebiet als gut. Medebach und seine Ortsteile bieten eine Reihe von Gastronomieangeboten. Diese reichen von der gut bürgerlichen bis hin zur gehobenen Küche. Den Vergleich mit anderen Städten brauchen wir also nicht scheuen. In einigen Bereichen ist aber noch Luft nach oben. So schmerzt es besonders, dass zurzeit ein Bistro/Café auf dem Marktplatz im Herzen von Medebach seit längerem geschlossen ist und das bei einer top Lage. Die SPD wird auch in Zukunft in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der lokalen Wirtschaftsförderung versuchen, weitere Leerstände oder Schließungen zu verhindern. Wir werden nach Fördermöglichkeiten suchen, die örtliche Gastronomie weiter zu entwickeln, um beim nächsten Heimatcheck in ein paar Jahren vielleicht noch etwas besser abzuschneiden.
Michael Papenheim, FDP: Insgesamt betrachtet ist das Ergebnis in der Gastronomie recht ordentlich. Wir sind stolz, in der Hansestadt Medebach eine Reihe von Leuchtturm-Gastronomen anbieten zu können: Von der gehobenen regionalen Küche über landestypische Angebote bis hin zur Erlebnisgastronomie.
Hier müssen wir uns nicht verstecken. Für die weitere Entwicklung ist ein ganzheitlicher Ansatz für die örtliche Gastronomie in den Bereichen Beratung sowie Fördermöglichkeiten, Stadtentwicklung und der sinnvollen Nutzung von Leerständen sicher sinnvoll.
Wichtig sind Themen wie die Digitalisierung, Fachkräftesicherung sowie Mut und Erfindergeist. Hierdurch können wir unser Herzblut für die Hansestadt auch in der Gastronomie noch sichtbarer zeigen.
Christa Hudyma, Freie Wählergemeinschaft: Die gastronomischen Bewertung mit der Note 3 für Medebach ist verständlich, da eine Grundversorgung gegeben ist.
Zu verbessern wäre zum Beispiel die Vielfalt, nicht nur Pizza und Döner, sondern auch gut-bürgerliche und gehobene Gastronomie, Asiatisch, Vegetarisch und anderes mehr.Ferner fehlen in Medebach zum Beisspiel eine Weinstube, eine Cocktail-Bar, eine Disco oder ähnliches.
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Um solche Angebote zu bekommen, sollte seitens der Politik auch Anreize gegeben werden, damit potenzielle Investoren aufmerksam werden. Insbesondere fordern wir als Freie Wähler: Gastronomie unterstützen, dauerhaft maximal sieben Prozent Mehrwehrtsteuer.