Unter Tage fahren, ein Konzert in der Linie 73 oder die Woche im „Golem“ ausklingen lassen. Das sind die kulturellen Höhepunkte der Region.
Kultur gibt es in Nordrhein-Westfalen reichlich, doch wie sieht es vor unserer Haustür aus? Hat nicht auch das Hochsauerland eine bunte Vielfalt zu bieten? Die Serie „HSKultur“ widmet sich aus diesem Anlass der Kulturszene im Hochsauerlandkreis.
Volontärin Lisa Dröttboom lässt in zehn Episoden die Menschen zu Wort kommen, die sich schon seit Jahren – zum Großteil ehrenamtlich – dafür einsetzen, dass der Kreis ein Stück bunter und vielfältiger wird. Drei Monate lang ist sie in die kulturelle Szene eingetaucht. Sie hat eine Arnsberger Autorin besucht, die auf der Leipziger Buchmesse in diesem Frühjahr einen Verlag gefunden hat. Sie durfte einen Blick ins Heiligtum des Winterberger Filmtheaters werfen und mit den Tänzern des TSC Olsberg über ihre Leidenschaft sprechen.
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Doch womit soll die Serie starten? Vielleicht mit den Geheimtipps der Region, den Orten und Veranstaltungen, die einen Besuch wert sind, die aber noch immer zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Und wer könnte uns diese Geheimtipps besser aufzeigen als die Kollegen aus den Lokalredaktionen, die tagtäglich mittendrin stehen?
Zwei Tipps sollte jede Redaktion (Brilon, Meschede, Arnsberg) abgeben, eine schwierige Aufgabe. „Nur zwei Geheimtipps pro Redaktion?“, lautete die Antwort. „Das ganze Sauerland ist ein Geheimtipp, was kulturelle Spielstätten und Veranstaltungen anbelangt. Denn hier ist immer irgendwo irgendwas los. Wo also anfangen und wo aufhören?“
Nun denn, versucht haben sie es trotzdem. Und welche Kulturtipps das Hochsauerland für Sie bereithält, können Sie ab sofort dienstags und freitags im Lokalteil oder auf der Nachbarschaft lesen.
Unter finden sich alle bereits erschienenen Artikel, weitere Videos und Bilder.
Tipp 1: Verein macht Kunst im Raum
Der Kunstverein Arnsberg hat quartalsweise wechselnde Ausstellungen mit namhaften, weit über das Sauerland hinaus bekannten Künstlern. Exponate werden nicht nur in den Räumlichkeiten in der Königstraße gezeigt, es gibt immer wieder auch Aktionskunst und „Kunst im Raum“ (überall im Ortsteil Arnsberg). Trotzdem ist der Kunstverein noch nicht so bekannt, wie er es eigentlich verdient hätte.
Der Kunstverein Arnsberg hat derzeit in der Königstraße 24 bis zum 27. Juli eine Ausstellung der Düsseldorfer Malerin Angela Fette. Im Mittelpunkt stehen hier Hermethische Häuser.
Tipp 2: Einmal selbst unter Tage fahren
Eine verborgene Welt unter der Erde entdecken, das geht im Schieferbergwerk in Bestwig-Nuttlar. Dieses Besucherbergwerk ist anders – authentisch, spannend, einzigartig!
Geschotterte Wege, betonierte Stufen und elektrisches Licht sucht man im Schieferbau Nuttlar vergebens. Ausgerüstet mit Bergwerkshelm und Profi-Helmlampe geht es tief in den Berg hinein.
In der über 100-jährigen Betriebszeit dieser Grube entstand ein einmaliges und riesiges Bergwerks-Labyrinth mit kilometerlangen Gängen und riesigen Hallen auf fünf Ebenen und einer Ausdehnung von ca. 20 Kilometer. Immer wieder finden in diesem besonderen Ambiente auch Konzerte statt.
Das Besucherbergwerk Bestwig-Nuttlar in der Briloner Str. 48a ist an Wochenenden, Feiertagen und nach Vereinbarung geöffnet. Wochentags sind zweistündige Schnuppertouren auch ab 18 Uhr möglich. Die Führungen finden allerdings nur nach Voranmeldung statt. Weitere Informationen zum Besucherbergwerk gibt es unter
Tipp 3: Feiern in der Linie 73
Ein Konzert in einem riesigen Stadion ist ein Erlebnis, anders, ebenso wertvoll sind aber auch die kuscheligen „Wohnzimmerkonzerte“ im alten Bigger Bahnhofsgebäude Linie 73. Das Gebäude ist die Heimat des Kulturrings Olsberg und des Kabaretts „Kopfsalat“ geworden, die Konzerte der Linie 73 sind längst kein Geheimtipp mehr.
Wer in gemütlicher Runde fast auf Tuchfühlung mit den Musikern gehen will, der sollte sich einen Besuch in der Linie 73 nicht entgehen lassen. Neben Rockbands gibt es dort aber auch Veranstaltungen aus dem Kulturring Olsberg, von „Kopfsalat“ oder von den Mescheder „Frauenstimmen“ zu sehen.
Die Linie 73 in Hauptstraße 73 in Olsberg-Bigge bietet Konzerte, Ausstellungen und Vorführungen an.
Tipp 4: Klassik genießen im alten Kloster
Der Kulturring Medebach hat auf Gut Glindfeld wirklich wunderschöne Räumlichkeiten für seine Konzertveranstaltungen, die ein besonders Flair versprühen.
1298 wurde das Gut Glindfeld als Kloster erbaut, beherbergte bis 1499 Augustinerinnen. 1804 wurde das Kloster abgerissen und das Gut verkauft, befindet sich heute in Privatbesitz. Etwa einmal im Monat bietet der Kulturring Medebach klassische Musikveranstaltungen in der um die Jahrhundertwende errichteten Villa an.
Zuletzt waren die 12 Hellweger Cellisten zu Besuch auf Gut Glindfeld und boten eine musikalische Reise durch Europa nach Paris auf 48 schwingenden Saiten.
Das nächste Konzert findet am 16. November mit Stefan Temmingh an der Blockflöte und Margret Köll an der Barockharfe auf Gut Glindfeld, Glindfeld 11, statt.
Tipp 5: „Aufruhr“ in der Veramed-Klinik
1904 eröffnet die Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte in Beringhausen, hatte eine wechselvolle Geschichte als Lungenheilstätte und später als Krebsklinik. In den letzten zehn Jahren war das prachtvolle Gebäude Ziel von Vandalen, Metalldieben und machte Schlagzeilen als Geisterklinik und Spielplatz für Airsoft-Spieler.
Jetzt wird sie am 31. August und 1. September aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Die Projekte „Stadtbesetzung“ und „Aufruhr“ der Kommunen Arnsberg, Meschede, Bestwig und Brilon zeigt dort eine Ausstellung mit 16 heimischen Künstlern und von Schülern des Städtischen Gymnasiums Meschede. Unter dem Stichwort „Versehrt“ haben sie sich der „versehrten“ Klinik angenähert.
Anmeldungen für den kostenlosen, stündlichen Besuch der Ausstellung am 31. August und 1. September in der ehemaligen Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte in Meschede-Beringhausen– ausschließlich mit dem Bergebus ab Kreishaus Meschede – unter .
Tipp 6: Wochenende einläuten im Golem
In lockerer Atmosphäre das Wochenende einläuten, gemeinsam ein Bier trinken und dabei Musik, Kunst oder Literatur geboten bekommen: Das ist in der Kulturkneipe „Golem“ möglich. Die Kneipe wird ehrenamtlich von Stephanie Neuhaus, Jutta Ludwig und Haimo Hieronymus betrieben. Das Trio hat jahrelang den „Sommergelee“ in Neheim organisiert und sich mit der Kulturkneipe „Golem“ im vergangenen Herbst ihr nächstes Projekt vorgenommen.
Jeden Freitag gibt es im „Golem“ einen kulturellen Abend. Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Quiz- und Spielabende – all das ist im Programm des „Golems“ zu finden.
Die Kulturkneipe befindet sich An der langen Wende 30 in Neheim. Jeden Freitag ab 19 Uhr finden dort in gemütlicher Atmosphäre kulturelle Veranstaltungen statt. Derzeit ist das Golem in Sommerpause, am 16. August geht es aber mit einem Live-Konzert weiter.
„Wir haben eine starke Vielfalt im Kreis“
Was hat das Hochsauerland kulturell zu bieten? Für Ulrich Papencordt, Fachdienstleiter Kultur im Hochsauerlandkreis, keine schwere Frage: „Unsere Kultur ist sehr vielfältig. Ich bewundere, dass hier sehr viel im Ehrenamt passiert. Hier wird mit viel Engagement Kultur gemacht und gelebt.”
Besonders beeindruckt sei er davon, dass es der Hochsauerlandkreis auch immer wieder schaffe, internationale Künstler in die Region zu locken und Highlights zu setzen. „Wir verbinden hier Laien und Profis.”
Durch seine Arbeit sei er selbst täglich mit der hochsauerländischen Kultur in Kontakt. Auch privat nutzt er die kulturellen Angebote in der Region – mit zusätzlichen Impulsen von außen.
Kulturelle Tipps
Als lokalen Tipp spricht sich Papencordt für das Sauerländer Bergbaumuseum in Bestwig aus. „Die Ausstellung der Maschinen ist beeindruckend, aber das Highlight ist natürlich, einen Ausflug unter Tage machen zu können.” Auch das Sauerlandmuseum sei einen Besuch wert. Ab September soll dort der heimische Künstler August Macke eine Ausstellung bekommen.
Wer eher im musikalischen Bereich nach Unterhaltung suche, dem empfiehlt Papencordt das Festival „Krach am Bach” in Eslohe. Auch das Brass-Festival „Sauerlandherbst”, das vom 3. Oktober bis zum 3. November stattfinde, sei sehenswert. „Das ist kein gewöhnliches Festival. Die Konzerte finden in Kirchen, Firmen und anderen ungewöhnlichen Orten im Hochsauerland statt. Das ist quasi eine Rundreise durch die Region, mithilfe von Musik.”
Ein weiteres kulturelles Highlight ist sicherlich der Kunstsommer in Arnsberg, der alljährlich zum Ende der Sommerferien zu einem vielfältigen spartenübergreifenden Programm mit Workshops, Performances und Konzerten einlädt.
Verbesserungsbedarf
Verbesserungswürdig sei die Unterstützung für das kulturelle Angebot aber auf jeden Fall. „Was wir dringend brauchen, ist Unterstützung für das Ehrenamt”, betont Papencordt. „Unterstützung für die Leute, die sich hier engagieren. Zum Beispiel bei der Nachwuchsgewinnung.”
Papencordt wünscht sich zu diesem Zweck zum Beispiel einen Ansprechpartner, an den sich Ehrenamtler wenden können, wenn sie Fragen haben oder Hilfe brauchen. Im Sinne der Nachwuchsgewinnung sei die Musikschule aber schon auf einem guten Weg, biete Kurse an, an dem man sich zum Chor- oder Orchesterleiter ausbilden lassen kann. Damit auch die nächste Generation noch in Chören singen und Orchestern spielen könne.
„Was wir hier vorfinden, ist wirklich eine starke Vielfalt. Die gilt es zu unterstützen”, sagt Papencordt noch einmal mit Nachdruck.
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