Beringhausen. Wie geht es weiter in der ehemaligen Veramed-Klinik? Die Investoren sind weiter am Ball. Aber erstmal gibt es dort eine besondere Ausstellung.

Sie hat eine wechselvolle Geschichte als Lungenheilstätte und später als Krebsklinik: Das prachtvolle Gebäude der Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte in Beringhausen aus dem Jahr 1904 war danach Ziel von Vandalen, Metalldieben und machte Schlagzeilen als Geisterklinik und Spielplatz für Airsoft-Spieler. Seit zehn Jahren liegt sie im Dornröschenschlaf. Dabei wurde sie bereits 2016 an Investoren verkauft. Jetzt soll sie für ein Kunstprojekt erneut geöffnet werden. Ein Anlass, um nach dem Stand des Investoren-Projekt nachzufragen.

Die Planungen

Aus dem Gebäude soll künftig ein gehobenes Haus für Erholung und Gesundheit werden - so der Plan. Doch noch ist im Flächennutzungsplan ein Sondergebiet Klinik ausgewiesen. Ein weiterer Haken: Der Kaufvertrag kommt nur zum Tragen, wenn die Stadt Meschede die Umbaupläne genehmigt. Doch dafür muss erstmal ein Bauantrag eingereicht werden. Das ist bisher nicht passiert.

Die ehemalige Veramed-Klinik liegt schon lange wie im Dornröschenschlaf.
Die ehemalige Veramed-Klinik liegt schon lange wie im Dornröschenschlaf. © WP | Ute Tolksdorf

Er bitte um Geduld, sagte Fritz Platzer, der Geschäftsführer der Vitatel-Betriebsgesellschaft. Der Mescheder war zur Vorstellung des neuen Kunst-Projektes anwesend. „Die Projektentwickler der Vitatel GbR stimmen sich weiter mit der Stadt und dem Denkmalschutz ab“, erklärte er. Das sei nicht einfach.

Die Investoren

Hinter den Investoren verbirgt sich eine Gruppe aus Architekten, Bauingenieuren, Ärzten und Kaufleuten. Sie hatten sich zusammengeschlossen, um das Gebäude wieder instand zu setzen und zu eröffnen. Die beteiligen Fachleute haben Erfahrung auf dem Gebiet: Sie sind darauf spezialisiert, historische Gemäuer zu kaufen und behutsam zu modernisieren. Weitere Investoren stünden aber in den Startlöchern, sobald es Planungssicherheit gebe, so Platzer. „Qualität dauert halt.“

Es geht immerhin laut Platzer um 22.000 Quadratmeter Grundstück und 8500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche inklusive diverser Nebengebäude.

Er ist weiter zuversichtlich, dass das Haus seine zweite Chance bekommt, auch wenn es jetzt nach der Insolvenz schon zehn Jahre leer steht. „Alles andere wäre eine Schande“, sagte er.

Immer noch treffen sich in der Klinik regelmäßig die Airsoft-Spieler. „Sie kümmern sich ein wenig darum, dass das Gelände nicht total verwildert“, erläuterte Fritz Platzer. „Dafür dürfen sie weiter hier spielen.“

Gruppenbild im alten Kesselraum mit Susanne Klinke und Simone Bannach und Ruppe Koselleck (Künstler), Kathrin Brand (Kulturbüro Arnsberg), Anne Wiegel, Fachbereich Generationen  Bildung Freizeit (Stadt Meschede), Meschedes Bürgermeister Christoph Weber, Norbert Arens Touristische Arbeitsgemeinschaft Meschede-Bestwig, Fritz Platzer, Leiter der Betriebsgesellschaft der Vitatel, zuständig für die Klinik.   
Gruppenbild im alten Kesselraum mit Susanne Klinke und Simone Bannach und Ruppe Koselleck (Künstler), Kathrin Brand (Kulturbüro Arnsberg), Anne Wiegel, Fachbereich Generationen  Bildung Freizeit (Stadt Meschede), Meschedes Bürgermeister Christoph Weber, Norbert Arens Touristische Arbeitsgemeinschaft Meschede-Bestwig, Fritz Platzer, Leiter der Betriebsgesellschaft der Vitatel, zuständig für die Klinik.    © WP | Ute Tolksdorf

Das Kunstprojekt

Nun also Kunstprojekte von „aufruhr“ und „Stadtbesetzung“ in der Klinik: Samstag, 31. August, und Sonntag, 1. September, stellen insgesamt 16 Künstler sowie Schüler des Städtischen Gymnasiums Meschede im Speisesaal der Klinik und im alten Kesselhaus aus. Sie alle haben sich auf das Gebäude eingelassen und sind von einer Fach-Jury ausgewählt worden. „Um eine gewissen Qualität zu erreichen, war uns das wichtig“, erläuterte Kathrin Brandt vom Kulturbüro der Stadt Arnsberg.

Sich auf das Gebäude einzulassen, war nicht für alle Künstler möglich. „Es gab auch Absagen“, sagte Brandt, „weil sie zu viele Emotionen mit der alten Krebsklinik verbinden, weil Angehörige hier behandelt wurden oder starben.“

Dabei sind diesmal Susanne Klinke und Simone Bannach aus Meschede, aber auch Ruppe Koselleck aus Münster. Er wird vor Ort „Opteopathische Operationen“ durchführen wird. Die „Opteopathischen Operationen“ untersuchen experimentell, ob Medikamente via Wahrnehmung über die Netzhaut wirken können. Ein Labor soll im Rahmen der „Stadtbesetzung“ dazu am ehemaligen Klinikgebäude errichtet werden. Die Besucherinnen und Besucher dienen als Probanden.

Die weiteren Künstler sind: Norbert Baumeister, Siegfried Deventer, Uta Guhlow, Christian Klute, Matthias Krispien, Ralf Litera, Renate Meinardus, Angela Ortkemper-Wagner, Klaus Rahmann, Hildegard Scheffer, Ralf Ströcker, Lisa Schwermer-Funke, Monika Voss und Heike Wiegand-Baumeister.

Die Überschrift: „Versehrt“

Das Projekt steht - ähnlich wie die vorherigen Kunstausstellungen der Reihe „aufruhr“ in einem alten Bunker oder im Bergwerk Ramsbeck unter einer Überschrift: „Versehrt“ lautet sie diesmal.

So sieht es in der Mescheder Geisterklinik aus

Der Eingang der Veramed Klinik ist fest verschlossen.
Der Eingang der Veramed Klinik ist fest verschlossen. © Jennifer Humpfle
An fast allen Gebäuden sind zahlreiche Fenster eingeschlagen.
An fast allen Gebäuden sind zahlreiche Fenster eingeschlagen. © Jennifer Humpfle
Ein Blick durch die Fenster zeigt, wie stark die Räume verwüstet sind...
Ein Blick durch die Fenster zeigt, wie stark die Räume verwüstet sind... © Jennifer Humpfle
... auch der Schimmelpilz macht sich in den mittlerweile feuchten Räumen breit.
... auch der Schimmelpilz macht sich in den mittlerweile feuchten Räumen breit. © Jennifer Humpfle
... auch der Schimmelpilz macht sich in den mittlerweile feuchten Räumen breit.
... auch der Schimmelpilz macht sich in den mittlerweile feuchten Räumen breit. © Jennifer Humpfle
Überall finden sich noch alte Geräte, Reifen etc.
Überall finden sich noch alte Geräte, Reifen etc. © Jennifer Humpfle
Immer wieder versuchen Leute, die Türen aufzuhebeln. Diese wurde neu verschweißt...
Immer wieder versuchen Leute, die Türen aufzuhebeln. Diese wurde neu verschweißt... © Jennifer Humpfle
... das Rohr, das augenscheinlich zum Aufhebeln benutzt wurde liegt davor auf dem Boden.
... das Rohr, das augenscheinlich zum Aufhebeln benutzt wurde liegt davor auf dem Boden. © Jennifer Humpfle
Fast malerisch wirken manch zusammengewürfelte Überreste.
Fast malerisch wirken manch zusammengewürfelte Überreste. © Jennifer Humpfle
Diese Tür steht sperrangelweit offen...
Diese Tür steht sperrangelweit offen... © Jennifer Humpfle
Drinnen, Dreck, ausgebaute Türen...
Drinnen, Dreck, ausgebaute Türen... © Jennifer Humpfle
Teile der Decke sind zerstört.
Teile der Decke sind zerstört. © Jennifer Humpfle
Hier sieht es aus, als hätte es vor kurzem noch eine Lagebesprechung gegeben,
Hier sieht es aus, als hätte es vor kurzem noch eine Lagebesprechung gegeben, © Jennifer Humpfle
Das Geländer ist größtenteils noch intakt, aber auch hier blättern die Tapeten.
Das Geländer ist größtenteils noch intakt, aber auch hier blättern die Tapeten. © Jennifer Humpfle
Auf den ersten Blick sehen die Gebäude ganz normal aus.
Auf den ersten Blick sehen die Gebäude ganz normal aus. © Jennifer Humpfle
Diese Cola-Dose ist schon ziemlich verblichen. Sie ist wohl ein Überbleibsel der Airsoft-Spieler, die sich hier regelmäßig treffen.
Diese Cola-Dose ist schon ziemlich verblichen. Sie ist wohl ein Überbleibsel der Airsoft-Spieler, die sich hier regelmäßig treffen. © Jennifer Humpfle
Über manche Funde wundert man sich dann doch...
Über manche Funde wundert man sich dann doch... © Jennifer Humpfle
... und über manche Aufschriften.
... und über manche Aufschriften. © Jennifer Humpfle
Die meisten Türen sind fest verschlossen...
Die meisten Türen sind fest verschlossen... © Jennifer Humpfle
Ein Blick durch das Gitter zeigt, dass hier wirklich alles stehen und liegen gelassen wurde.
Ein Blick durch das Gitter zeigt, dass hier wirklich alles stehen und liegen gelassen wurde. © Jennifer Humpfle
Was in den einzelnen Räumen früher aufbewahrt wurde, lässt sich heute nur noch schwer ausmachen.
Was in den einzelnen Räumen früher aufbewahrt wurde, lässt sich heute nur noch schwer ausmachen. © Jennifer Humpfle
Was in den einzelnen Räumen früher aufbewahrt wurde, lässt sich heute nur noch schwer ausmachen.
Was in den einzelnen Räumen früher aufbewahrt wurde, lässt sich heute nur noch schwer ausmachen. © Jennifer Humpfle
Bei grauem Himmel ist es schon gespenstisch zwischen den verlassenen Häusern.
Bei grauem Himmel ist es schon gespenstisch zwischen den verlassenen Häusern. © Jennifer Humpfle
Im Hauptgebäude finden sich zahlreiche Graffitis an den Wänden.
Im Hauptgebäude finden sich zahlreiche Graffitis an den Wänden. © Jennifer Humpfle
Der Boden ist übersäht von weißen Kügelchen aus den Softairwaffen.
Der Boden ist übersäht von weißen Kügelchen aus den Softairwaffen. © Jennifer Humpfle
Auch hier liegt alles kreuz und quer... Schimmel breitet sich aus.
Auch hier liegt alles kreuz und quer... Schimmel breitet sich aus. © Jennifer Humpfle
Von draußen dringt die Natur ins Innere,
Von draußen dringt die Natur ins Innere, © Jennifer Humpfle
Solche Sessel findet man noch in den meisten Räumen der ehemaligen Veramed Klinik.
Solche Sessel findet man noch in den meisten Räumen der ehemaligen Veramed Klinik. © Jennifer Humpfle
Bei den ganzen zerstörten Fenstern scheint es wie ein kleines Wunder, dass dieses schöne am Eingang noch heil ist.
Bei den ganzen zerstörten Fenstern scheint es wie ein kleines Wunder, dass dieses schöne am Eingang noch heil ist. © Jennifer Humpfle
Dieser Tresen war die erste Anlaufstelle für Patienten.
Dieser Tresen war die erste Anlaufstelle für Patienten. © Jennifer Humpfle
Erschreckend: Überall hängen lose Kabel aus den Wänden. Doch Strom sollte es hier eigentlich nicht mehr geben.
Erschreckend: Überall hängen lose Kabel aus den Wänden. Doch Strom sollte es hier eigentlich nicht mehr geben. © Jennifer Humpfle
Auch von innen ist der Haupteingang verbarrikadiert.
Auch von innen ist der Haupteingang verbarrikadiert. © Jennifer Humpfle
In vielen Räumen stehen keine Möbel mehr.
In vielen Räumen stehen keine Möbel mehr. © Jennifer Humpfle
Lediglich die Gardinen hängen noch in dieser früheren Patientenaufnahme.
Lediglich die Gardinen hängen noch in dieser früheren Patientenaufnahme. © Jennifer Humpfle
Auch in den Zwischentüren fehlen die Glaseinlagen.
Auch in den Zwischentüren fehlen die Glaseinlagen. © Jennifer Humpfle
Von der ehemaligen Waschstelle ist nicht mehr viel übrig.
Von der ehemaligen Waschstelle ist nicht mehr viel übrig. © Jennifer Humpfle
Auch hier sucht sich die Natur einen Weg hinein.
Auch hier sucht sich die Natur einen Weg hinein. © Jennifer Humpfle
Die Philophie der Veramed Klinik liegt - wie alles andere auch - auf dem Müll.
Die Philophie der Veramed Klinik liegt - wie alles andere auch - auf dem Müll. © Jennifer Humpfle
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© Jennifer Humpfle
Ein Großteil der Regenrinnen fehlt - hier haben sich wohl Metalldiebe bedient...
Ein Großteil der Regenrinnen fehlt - hier haben sich wohl Metalldiebe bedient... © Jennifer Humpfle
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„Versehrt“, erläutert Anne Wiegel vom Kulturamt der Stadt Meschede, „weil hier Menschen gelebt haben, die krank waren und weil das Gebäude durch den Vandalismus versehrt ist.“ Besucher werden in Gruppen zu je 25 Personen mit dem Bergebus ab Kreishaus nach Beringhausen gefahren und erhalten eine 50-minütige Führung. Für rund 400 Personen ist die Ausstellung so zugänglich. Der Eintritt ist frei.

Anmeldungen sind ab sofort unter
02904/ 712810

möglich. Anne Wiegel empfiehlt schnell zu sein: „Bei der letzten Schau im Bunker, waren innerhalb weniger Stunden alle Karten vergeben.“.

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>>>HINTERGRUND

1901 begannen die Arbeiten am Bau der Auguste-Viktoria-Knappschaftsheilstätte in Beringhausen. Bauherr und Träger war der Bochumer „Allgemeine Knappschaftsverein“, 118 Betten waren geplant. Die Eröffnung erfolgte am 28. Juni 1904. Hauptsächlich wurden dort Tuberkulose-Kranke behandelt

Im Zweiten Weltkrieg diente die Heilstätte erst als Reservelazarett und vom Kriegsende bis 1946 als Kriegsgefangenen-Lazarett der Alliierten.

Von 1946 bis 1986 war die Ruhr-Knappschaft in Bochum wieder Eigentümerin des Hauses. Der alte Name wurde in „Bundesknappschafts-Klinik Tannenberg“ abgeändert.

1986 wurde die Tannenberg-Klinik verkauft.

Im Juli 1988 übernahm die Veramed-Gesellschaft die Klinik. Das Konzept: Ganzheitliche Medizin zur Nachsorge von Krebs-Patienten. Sie schloss 2009, ein Jahr nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Seitdem steht die Klinik leer.