Winterberg. . Wird die Bobbahn in Winterberg häufiger für den illegalen Adrenalin-Kick genutzt? Im Netz prahlen Hobbysportler mit Videos.
War die Fahrt ein Einzelfall? Oder wird das Bobbahn-Gelände häufiger von Unbefugten für einen Adrenalin-Kick genutzt? Traurige Gewissheit ist, dass zumindest eine illegale Fahrt tödlich endete. Ein 25-Jähriger aus Hamm ist am Samstag mit seinen zwei Freunden (26 und 29 Jahre) auf Kinderschlitten durch die Bahn gerutscht und mit einem abgestellten Mini-Traktor kollidiert. Er starb, die beiden anderen Männer wurden schwer verletzt.
Biker-Fahrer sausten durch die Kurven
Offenbar sind bislang nicht nur Profisportler, Gäste im Taxi-Bob und auch Stefan Raab im Wok auf der Bahn unterwegs gewesen. Auch andere suchen den Kick auf der schnellen Strecke: In einem Youtube-Video zeigen zwei Bike-Fahrer, wie sie im Sommer durch die eisfreien Kurven sausen.
Auf die Frage „Darf man das?“ im Forum antworten die Biker: „Nein, das darf man nicht... Da steht auch überall „Betreten verboten! Wer die Bobbahn betritt, muss mit einer Anzeige rechnen!“ Aber egal... Wir sind da jetzt schon zwei Mal runter und werden es wieder machen.“ In einem anderen Kommentar prahlt ein Nutzer: „Machen es auch immer wieder und keiner wurde erwischt. Uns hat’s nur einmal fast im Train zerlegt, weil da ne Leiter mittendrin lag.“
Männer aus Hamm kannten sich auf der Bobbahn aus
Das Trio aus Hamm erlebte am Samstagmorgen andere Verhältnisse: Der Eiskanal war bestens präpariert und mit Schutzfolien abgedeckt. Das Training für die Deutsche Meisterschaft im Skeleton stand am frühen Morgen auf dem Programm. Deshalb stand das Fahrzeug zur Bearbeitung der Eisfläche bereits auf der Bahn. Die Fahrt auf den Kinderbobs durch den Eiskanal muss stockdunkel gewesen sein - aber anscheinend kannten sich die Männer auf der Bobbahn aus.
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Polizei-Pressesprecher Ludger Rath bestätigte am Dienstag, dass das Trio aus Hamm schon vor einem Jahr auf das Bahngelände an der Kappe für illegale Rutschpartien eingedrungen ist. Das ergaben die Vernehmungen des 26-Jährigen, der seine drei später verunglückten Freunde mit dem Auto an die Startrampe gebracht hatte. Die zwei Schwerverletzten liegen im Marburger Krankenhaus und sind noch nicht vernehmungsfähig,
Bislang sei es zwar nicht zu polizeilichen Einsätzen wegen ähnlicher nächtlicher Vorfälle an der Bobbahn gekommen, weitere heimliche Schussfahrten können jedoch auch nicht ausgeschlossen werden. Handys oder Kameras, um die Aktion zu filmen, hat die Polizei nicht gefunden.
Petra Sapp, der Geschäftsführerin der Bahn, sind solche nächtlichen Aktionen bisher nicht bekannt: „Unsere Videokameras an den drei Eingängen laufen zwar rund um die Uhr, aber das Videomaterial wird nur überprüft, wenn sich konkrete Anlässe ergeben. Die hatten wir bisher nicht. Die 69 Bahnkameras zeichnen die regulären Trainings- und Wettkampffahrten auf.“ Sollten sich die Hinweise auf ähnliche nächtliche Mutproben verdichten, werde die Bobbahn sich schon aus Eigenschutz intensive Gedanken zu dem Thema machen und rückwirkend Hausfriedensbruch geltend machen, sagt Sapp.
Kerzen erinnern an verstorbenen Schützenbruder
An der Bobbahn ist mittlerweile eine kleine Gedenkstätte entstanden: Auf dem etwa drei Meter breiten Schneestreifen an der Seite der Bobbahn scheint die Welt still zu stehen. Unzählige Kerzen, rote Rosen, kleine Gedenkfiguren und ein Foto seiner Schützenbrüder „Bockumer Jungs“ erinnern an den verstorbenen 25-Jäigen aus Hamm.
Das ist die Bobbahn in Winterberg
Unmittelbar gegenüber muss der Betrieb an der Bobbahn weitergehen, die vorbeifahrenden Bobs der Nachwuchssportler rauschen vorbei. Dazu laufen die Vorbereitungen für die Bob- und Skeleton-WM auf Hochtouren.