Winterberg. . Gibt es Handy-Aufnahmen vom Unglück am Samstag? War es eine Mutprobe? Die Polizei hält sich bedeckt. Sie hat aber Hinweise, dass es ein Vorspiel gab.

Nach der tödlichen Schlittenfahrt auf der Winterberger Bob- und Rodelbahn in der Nacht zu Samstag gehen die Ermittler Hinweisen nach, nach denen „Personen aus dieser Gruppe“ (Polizeisprecher Ludger Rath) bereits schon einmal den Eiskanal für eine illegale Fahrt benutzt haben.

Die vier Männer müssen sich am Freitagabend gegen 21.30 Uhr in Hamm-Bockum ins Auto gesetzt haben. Ihr Ziel: das gut 100 Kilometer entfernte Winterberg. Gegen 23 Uhr betraten sie die unbeleuchtete Skipiste nahe der Kunsteisbahn und absolvierten einige Abfahrten auf ihren Kinderschlitten. Kurz vor 3 Uhr trafen drei von ihnen die verhängnisvolle Entscheidung, auf die Bobbahn zu wechseln. Nach dem tödlichen Unfall in der Nacht zu Samstag - ein 25-Jähriger starb, zwei Freunde wurden schwer verletzt - stellen sich nicht nur die Ermittler die Frage nach dem Warum.

„Über das Motiv für die Schlittenfahrt im tiefdunklen Eiskanal können wir erst Genaueres sagen, wenn wir die beiden derzeit nicht vernehmungsfähigen Schwerverletzten befragt haben“, sagt der Arnsberger Oberstaatsanwalt Thomas Poggel. „Vorstellbar ist, dass sich die Männer einen besonderen Kick erhofft ­haben.“

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Womöglich war es eine dieser Handlungen, die man rational nicht erklären kann und bei der sich Betroffene üblicherweise am nächsten Tag fragen, was sie zu dieser (lebens-)gefährlichen Aktion geritten hat. Eine Schnapsidee, die in der Nacht zu Samstag freilich ohne jeglichen Alkohol- oder Drogeneinfluss zur Ausführung kam.

„Keine Hinweise auf Wette oder Mutprobe“

Ihre „Sportgeräte“ hatten die ledigen Männer, die nach bisherigen Erkenntnisse keine Kinder haben, aus Hamm mitgebracht: „zwei Plastik-Kinderbobs mit seitlichen Griffen zum Bremsen und eine Sitzschale aus Plastik, die wie ein Mini-Wok aussieht“, sagt Ludger Rath von der Polizei des Hochsauerlandkreises. Er bestätigt, dass die Ermittler Hinweisen nachgehen, nach denen „diese Personengruppe“ nicht zum ersten Mal die Winterberger Bob- und Rodelbahn illegal betreten hat. Auf ihr Archiv können die Beamten nicht bauen: „Seitdem es die Bobbahn gibt, ist bei uns keine illegale Fahrt aktenkundig.“

Die Polizei ermittelt auf Hochtouren. „Wir werden die Abläufe akribisch rekon­struieren“, so Rath, „damit wir ­eindeutig ausschließen können, dass ein Fremdverschulden ­vorliegt.“ Die drei Schlittenfahrer sind offenbar unter einem großen Tor auf das umzäunte Bahn­gelände gekrochen. Den Ermittlern liegen keine Hinweise vor, dass es bei der nächtlichen Aktion um eine Wette oder um eine Mutprobe ging. „Und wir haben auch keine Erkenntnis, dass die Fahrt in der Dunkelheit mit einer Handy- oder Videokamera aufgenommen ­wurde.“

„Eine Zeit lang“ auf dem Eis gelegen

Die jungen Männer aus Westfalen müssen „eine Zeit lang“ (Ludger Rath) auf der Eisfläche gelegen ­haben, bevor sie von Rettungs­kräften versorgt werden konnten. „Sie waren ansprechbar, aber ­wegen ihrer schweren Verletzungen immobil“, sagt der Polizeisprecher, „und hatten daher keine Hilfe holen können.“ Gegen kurz nach 4 Uhr hatte ein Anwohner Hilferufe vernommen und die Polizei verständigt.

Kurz nach dem Eintreffen von Polizei und Notarzt war der 25 Jahre alte Hammer verstorben.