Winterberg. Mehr als eine Stunde haben die Verletzten nach dem schweren Unfall in der Winterberger Eisbahn gelegen. Erst ein Anwohner hatte die Schreie gehört.
Nach der tödlichen Schlittenfahrt auf der Winterberger Bob- und Rodelbahn in der Nacht zu Samstag gehen die Ermittler Hinweisen nach, nach denen „Personen aus dieser Gruppe“ (Polizeisprecher Ludger Rath) bereits vor Jahren schon einmal den Eiskanal für eine illegale Fahrt benutzt haben. Rath bestätigte eine entsprechende Information.
Die Männer waren am frühen Samstagmorgen auf Kinderschlitten mit einem im Zieleinlauf abgestellten Klein-Traktor kollidiert. Ein 25-Jähriger aus Hamm-Bockum war nach dem Aufprall verstorben, seine beiden Freunde (26 und 29) haben schwerste Verletzungen erlitten. „Auch wenn sie momentan nicht mehr in Lebensgefahr schweben, sind sie noch nicht vernehmungsfähig“, so Rath weiter.
Die drei jungen Männer müssen gut eine Stunde im Eiskanal gelegen haben, bevor sie von Rettungskräften versorgt werden konnten. „Wegen ihrer schweren Verletzungen konnten sie sich nicht von der Stelle bewegen und Hilfe holen“, sagt Thomas Poggel von der Staatsanwaltschaft Arnsberg. Gegen kurz nach 4 Uhr in der Nacht hatte ein Zeuge Hilferufe vernommen und die Polizei verständigt.
Das ist die Bobbahn in Winterberg
Die Leiche des 25-Jährigen soll obduziert werden, um genaueren Aufschluss über den Hergang zu bekommen. "Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass jemand anderes als die Geschädigten verantwortlich sind", sagte der ermittelnde Staatsanwalt Klaus Neulken am Montag.
Freund wollte Männer von der Schlittenfahrt abhalten
Nach bisherigen Erkenntnissen sind die vier Männer aus Hamm am späten Freitagabend nach Winterberg gefahren. Gegen 3 Uhr morgens hätte das Quartett dann den Zaun zum Bobbahn-Gelände überwunden. Während seine Freunde die Bahn hinunterfahren wollten, hätte der vierte Hammer nach eigenen Aussagen noch versucht, sie davon abzuhalten, sagte Neulken. Drogen oder Alkohol waren nach Auskunft der Polizei nicht im Spiel.
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Der 26-Jährige sei dann mit dem Auto zur Hauptstraße gefahren, um auf seine Kollegen zu warten. Kurz danach müssen die drei Männer im stockdunklen Eiskanal in den Trecker gerast sein, der zur Aufbereitung der Eisfläche genutzt wird. "Der Vierte hat sich wohl nichts dabei gedacht, als seine Freunde nach einer Stunde noch nicht zurück waren", sagte Neulken. Der Mann habe vermutet, dass das Trio den Eiskanal noch einmal hinunterfährt.
Zu den Sicherungsmaßnahmen an der Bahn sagte Bobbahn-Geschäftsführerin Petra Sapp: "Wir haben einen hohen Zaun und überall Schilder "Betreten verboten". Was sollten wir denn noch tun?" Auch Neulken hielt die Maßnahmen nach erster Einschätzung für ausreichend.
Sapp sagt, dass man derzeit überlege, ob die Bobbahn Strafantrag wegen Hausfriedensbruches gegen die nächtlichen Bobfahrer stelle. Ohne einen Strafantrag gibt es vermutlich keine Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die beiden 26 und den 29 Jahre alten Männer Hamm.