Leipzig. Der VfL Bochum nimmt keinen Punkt, aber positive Erkenntnisse mit aus Leipzig. Drei Aspekte machen Mut - und ein Kernproblem bleibt. Ein Kommentar.
0:1 in Regensburg. 0:1 in Leipzig. Das gleiche Ergebnis. Pokal-Aus hier, kein Punkt zum Bundesliga-Start dort. Kein Tor. Und doch ist die Gefühlslage eine ganz andere beim VfL Bochum.
Das liegt natürlich zum einen am Gegner und den Folgen. Der SSV Jahn ist Zweitliga-Aufsteiger, das Pokal-Aus nicht zu reparieren. Es schmerzt, sportlich wie wirtschaftlich. Noch länger.
Drei Aspekte, die nach dem Leipzig-Spiel Mut machen
Leipzig ist ein Champions-League-Klub, ein finanziell in einer anderer Liga spielender Meister-Anwärter. Nach dem Regensburg-Auftritt erwarteten nicht wenige, auch der Autor dieser Zeilen, einen chancenlosen VfL bei den „Roten Bullen“. Es kam anders. Diese Niederlage war ein klarer Schritt nach vorne. Dem weiteren folgen können und auch müssen.
Drei wesentliche Aspekte machen Hoffnung auf eine erfolgreiche Saison, wobei erfolgreich nur heißen darf: Klassenerhalt.
Bochums neue Spielidee ist attraktiv - und kommt beim Team an
Erstens: die Spielidee. Der VfL trat mutig auf, übte auch bei den hochbegabten Individualisten von RB viel Druck auf den Gegner aus, agierte aktiv, spielte mit. Die Philosophie von Trainer Peter Zeidler ist attraktiv - und viel wichtiger: Sie kommt beim Team an, die Mannschaft steht dahinter. Die Konteranfälligkeit allerdings muss Bochum noch besser in den Griff bekommen.
Die Kondition stimmt: Regensburg-Eindruck revidiert
Zweitens: Anders als in Regensburg war Bochum auch nach 60, 70 Minuten läuferisch, physisch mindestens ebenbürtig, trotz hochsommerlicher 35 Grad. Die Sorge, zu gut Deutsch nicht fit genug zu sein, hat sich erst einmal zerschlagen. Eine hohe Intensität von der ersten bis zur letzten Minute ist auch nötig, denn die meisten Gegner haben – wie Leipzig – eine deutlich höhere individuelle Qualität. Nur mit dem entsprechenden Laufvermögen und dem Willen, bis zuletzt alles reinzuwerfen, kann Bochum bestehen.
Entwicklungspotenzial ist da - Geduld ist noch gefragt
Drittens: das Entwicklungspotenzial. Auch wenn viele Spieler der Startelf schon in der Vorsaison beim VfL am Ball waren, gehörten sie überwiegend nicht zum Stamm. Zahlreiche Leistungsträger, allen voran Kevin Stöger, sind nicht mehr dabei. Ein Umbruch, der Zeit benötigt.
Bis ein Rad ins andere greift, ist noch etwas Geduld gefragt. Neuzugänge wie Ibrahima Sissoko, Jakov Medic und Myron Boadu zeigten in Leipzig, dass sie die Lücken stopfen können auf Sicht. Hinzu kommt Dani de Wit, der eine Schlüsselrolle einnimmt und gegen Mönchengladbach nach seiner Sperre erstmals auflaufen kann.
Sieben Bochumer Spieler geben ihr Bundesliga-Debüt
Andere rücken nach. Talent Mats Pannewig etwa, ein hochveranlagter Mittelfeldmann aus der eigenen Jugend, hat nach starker Vorbereitung auch bei seinem Bundesliga-Debüt bewiesen, dass er sich auf höchster Ebene keineswegs versteckt. Vielleicht wird Pannewig der große Aufsteiger dieser Saison. Insgesamt liefen in Leipzig sechs Profis des VfL erstmals in der Bundesliga auf: Torwart Patrick Drewes, Jakov Medic und Ibrahima Sissoko standen in der Startelf, die jungen Aliou Balde, Myron Boadu und Pannewig wurden eingewechselt. Hinzu kommt Samuel Bamba, der erst zwei Kurzeinsätze hatte für den BVB in der Vorsaison – da ist viel Luft nach oben. Individuell und erst Recht als Team, als Einheit.
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Mit 74 Gegentoren schloss der VfL die Vorsaison ab, rettete sich am Ende glücklich in Düsseldorf nach Elfmeterschießen in der Relegation. Ein Chancenfestival von Leipzig blieb aus – auch dank guter Arbeit gegen den Ball, vorne angefangen, in der Mitte zementiert, hinten vollendet. Bochum präsentierte sich weitgehend stabil, auch wenn Konter nicht immer zu verhindern sind gegen eine derart hochbegabte Offensive. Stabiltät ist ein Muss, in jedem Spiel.
Das größte Manko bisher bleibt: Offensiv fehlt Durchschlagskraft
Ein Kernproblem bleibt offensichtlich: Bochum muss offensiv stärker, effizienter werden. Broschinski und Hofmann, die beide viel ackerten und gegen den Ball wichtig waren, und Daschner hatten weder in Regensburg noch in Leipzig die entscheidende Durchschlagskraft. Gut möglich, dass Boadu, ein Hoffnungsträger, gegen Mönchengladbach in die Startelf rutscht.
Noch ist fraglich, ob weitere Alternativen auf Strecke stark genug sind für die Bundesliga. Ob etwa Moritz-Broni Kwarteng nach seiner langen Verletzungspause durchstartet wie vor einem Jahr erhofft, ob die Qualität von der Bank am Ende auch entscheidend ausreicht. Zu Punkten führt.
Trainer Peter Zeidler tat letztlich gut daran, die ja achtbare Niederlage nicht wie einen Sieg hochzujubeln. Gegen Mönchengladbach, sagte er, benötige der VfL „eine bessere Leistung“ als in Leipzig, um zu punkten. Der Liga-Start war trotz der Niederlage ein Mutmacher für die Saison – mehr aber noch nicht.
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