Bochum. Der VfL Bochum holt unter Dieter Hecking den ersten Punkt. Der Japaner Koji Miyoshi lässt das Ruhrstadion gegen Bayer Leverkusen explodieren.

Koji Miyoshi kannte kein Halten mehr. Mit ausgebreiteten Armen spurtete der Japaner über das halbe Feld, schrie seine Freude heraus, während um ihn herum die Freude aus den Menschen im Bochumer Ruhrstadion herausbrach. Ruhrstadion-Feeling par excellence beim 1:1 (0:1) des VfL Bochum gegen den Deutschen Meister Bayer Leverkusen. Der VfL Bochum lebt! Ein Punkt nach einer starken Leistung unter dem neuen Trainer Dieter Hecking, der Hoffnung für die kommenden Wochen macht.

Mit vielen Erwartungen wollte Hecking seine Mannschaft zuvor nicht beladen. Nur die Einstellung sollte stimmen. „Ich nehme die Mannschaft in die Pflicht. Mir geht es darum, dass man sieht, dass der Ernst der Situation verstanden wurde.“ Das sah man zweifelsfrei. Der VfL Bochum trat deutlich stabiler auf als in den vergangenen Wochen, was auch daran lag, dass Geritt Holtmann in der Defensive als Linksverteidiger einer Fünferkette agierte. Hecking mahnte an der Seitenlinie immer wieder gestenreich, die Abstände zu verringern, kompakter zu stehen. Bayer Leverkusen hatte dadurch viel Ballbesitz, konnte die Bochumer Mannschaft aber zunächst selten auseinanderspielen.

VfL Bochum deutlich kompakter als in den vergangenen Wochen

Wenn es aber klappte, brannte es lichterloh im Bochumer Strafraum. In der dritten Minute kam Patrik Schick nach einer Hereingabe von Florian Wirtz noch zu spät, Holtmann und Maximilian Wittek konnten mit vereinten Kräften klären. Nach 18 Minuten klingelte es dann allerdings wieder einmal im VfL-Tor. Gegentreffer Nummer 30 in der laufenden Bundesliga-Saison erzielte Patrik Schick - allerdings mit etwas Glück. Zuvor spielte Wirtz unbedrängt einen herausragenden Pass durch Tim Oermann und Jakov Medic hindurch. Schick lief frei auf Patrick Drewes zu, der zwar dran war, den Ball aber unglücklich so ablenkte, dass er vom Innenpfosten über die Linie trudelte.

Patrick Schick trifft zur Führung für Bayer Leverkusen
Patrick Schick trifft zur Führung für Bayer Leverkusen © dpa | David Inderlied

Anders als in den vergangenen Wochen brach die Bochumer Mannschaft dieses Mal nicht ein, hielt weiter die Räume eng, blieb bei sich. Zwar kam Bayer immer wieder vor das Tor von Drewes, der Keeper hielt aber gut - wie in der 30. Minute gegen Jeremie Frimpong, als er den Winkel verkürzte und so das 0:2 verhinderte. Oder Medic und Co. waren mit einem Fuß dazwischen. Sogar Konter fuhr der VfL zwischendurch, wurde dadurch aber nur selten so gefährlich wie in der 43. Minute, als Broschinski frei zum Schuss kam.

VfL Bochum gewinnt Unterstützung der Fans zurück

Immerhin: Bochum kam zu diesen Gelegenheiten und das Publikum zollte den Bemühungen und dem insgesamt guten Auftritt immer wieder Respekt. Über einigen Phasen war es deutlich lauter als zuletzt, Heckings Plan ging auf, die Fans zurückzugewinnen. Mit Herz und Leidenschaft kämpften sich die Spieler zurück in diese Saison, in der sie schon längst als Absteiger Nummer eins gelten.

Engagiert an der Seitenlinie: Dieter Hecking.
Engagiert an der Seitenlinie: Dieter Hecking. © AFP | Ina Fassbender

Dass dies auch nach der neunten Niederlage im zehnten Liga-Spiel noch nicht in Stein gemeißelt ist, diesen Fingerzeig sendeten die Spieler auf dem Feld, auf dem sie Bayer das Leben schwer machten. Die Passmaschinerie mit den Ballkünstlern um Wirtz aber gänzlich auszuschalten, das gelang nicht. Nach 56. Minuten hatte der VfL Glück, dass eine Flanke von Alejandro Grimaldo nicht von Holtmanns Schulter ins Tor abprallte.

Und plötzlich war der VfL selbst da, hatte kurz nach der 60. Minute zwei große Chancen, als der Ball jeweils kurz vor der Linie quer durch den Strafraum rollte, aber kein Bochumer Bein zur Stelle war, um ihn über die Linie zum Ausgleich zu drücken. Hecking spürte, dass hier sogar etwas gehen könnte, wechselte dreifach, brachte in Koji Miyoshi und Lukas Daschner zwei Ballkünstler, in Cristian Gamboa einen Fighter. Der starke Holtmann holte sich Sonderapplaus ab. Sein Fehlen machte sich aber prompt bemerkbar, weil Passlack, der auf die linke Abwehrseite wechselte, Frimpong laufen ließ. Allerdings stand der Niederländer vor seinem Tor knapp im Abseits.

Miyoshi erlöst den VfL Bochum

Doch das Stadion war da. Die „Castroper-Atmosphäre“, die so häufig beschworen wurde, feierte genauso ein Comeback wie die Mannschaft. Und wie! Als alle schon damit rechneten, dass Bayer diese Partie gewinnen würde, setzte Miyoshi zu einem Solo an, wollte Dani de Wit ins Spiel einbeziehen, aber Jonathan Tah war mit dem Fuß dran - zum Glück. Denn der Japaner kam erneut an den Ball und zog humorlos aus spitzem Winkel ab - und erzielte den umjubelten Ausgleich, der das Dach des Stadion wegfliegen ließ.