Bochum. Der VfL Bochum erarbeitet sich einen Punkt gegen Leverkusen und darf nicht nur dank des Ergebnisses wieder hoffen. Ein Kommentar.

Wer den Fußball ganz nüchtern betrachtet, der mag nach dieser Partie vielleicht den Spielverderber spielen. Der mag darauf hinweisen, dass dieses Unentschieden des VfL Bochum gegen Bayer Leverkusen auch nur einen Punkt wert ist, dass der VfL damit weiter Tabellenletzter mit kläglichen zwei Zählern aus zehn Partien ist. Für diese nüchterne Betrachtung aber war natürlich niemand zu haben an diesem Samstagnachmittag in Bochum. Ja, es gab nur einen Punkt gegen Leverkusen, aber dieser Punkt war so viel mehr wert.

Denn Fußball ist ja nicht nur Ergebnissport, er ist auch Erlebnissport, ein Spiel der großen Emotionen. Und davon gab es am Samstag reichlich. Denn dieses Unentschieden war nicht glücklich ergaunert, obwohl der Ausgleichstreffer natürlich spät fiel, obwohl der Deutsche Meister Leverkusen natürlich mehr vom Spiel gehabt hatte.

Der Erlöser: Torschütze Koji Miyoshi jubelt nach seinem Treffer zum 1:1 mit den Fans.
Der Erlöser: Torschütze Koji Miyoshi jubelt nach seinem Treffer zum 1:1 mit den Fans. © dpa | David Inderlied

Aber die Bochumer hatten sich dieses späte Glück leidenschaftlich erkämpft, erarbeitet, schlicht: verdient. Sie hatten ein dichtes Abwehrbollwerk aufgebaut, das nur einmal entscheidend – da aber viel zu leicht – überwunden wurde. Sie hatten immer wieder schnell gekontert, dann im Abschluss aber meist überhastet agiert. Und vor allem: Sie waren nicht auseinandergefallen nach dem Rückstand, anders als zuletzt so oft – zwölf Gegentore hatte es in den jüngsten beiden Partien gegeben.

Dieter Hecking hat dem VfL Bochum gegeben, was erhofft wurde

Selbst ohne späten Ausgleichstreffer wäre diese Partie ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, der neue Trainer Dieter Hecking hat in wenigen Tagen genau das erreicht, was sich Bochums Bosse erhofft hatten: Er hat die Mannschaft stabilisiert, er hat ihr ein stabiles Gerüst und einen klaren Plan an die Hand gegeben. Er hat den Fußball spielen lassen, den man mit diesem Kader spielen kann und wohl muss. Das war kein spielerisches Feuerwerk, aber es war genau die Art Kampffußball, die den VfL Bochum nun schon im vierten Jahr in der Bundesliga hält.

Die Aussicht auf ein fünftes Jahr ist am Samstag ein gutes Stück realistischer geworden, der Glaube war zurückgekehrt an die Castroper Straße: „Der VfL ist wieder da“, sangen die Fans. Und später noch: „Nie mehr zweite Liga!“ Da allerdings muss man doch in aller Nüchternheit darauf hinweisen: Bis zum Klassenerhalt ist es noch ein verdammt weiter Weg.