Bochum. Der VfL Bochum holt einen Punkt gegen Bayer Leverkusen - auch für den neuen Trainer, der selbst einen Kirmesbesuch gewinnt. Die Mannschaft bekommt zwei frei Tage.
Sie hüpften über den Rasen, wie in guten alten Zeiten. Von den Tribünen schallte der Klassiker „Nie mehr zweite Liga“. Im Ruhrstadion herrschte nach dem späten 1:1 des VfL Bochum gegen Bayer Leverkusen ausgelassene Stimmung. In der Stadt dürfte am Samstag das eine oder andere Kaltgetränk mehr über die Tresen der Kneipen gehen - vor allem, weil es endlich mal wieder etwas zu feiern gibt in blau-weiß.
„Ich muss lange zurückdenken, dass ich mich mal so gefühlt habe wie heute“, sagte Torhüter Patrick Drewes erleichtert nach dem Abpfiff. Obwohl er schon zum 30. Mal in dieser Saison hinter sich greifen musste, hielt der Keeper wieder einmal gut. Beim Gegentreffer hatte er großes Pech, dass er den Ball von Patrick Schick so unglücklich abfälschte, dass er vom Innenpfosten ins Tor trudelte. Dass es am Ende für ihn ein überraschend ereignisloser Nachmittag wurde, hatte vor allem mit seinen Vordermännern zu tun. „Großes Kompliment“, sagte er. „Wir haben wenige klare Torchancen zugelassen.“
VfL Bochum: Hecking dankt Mannschaft für Kirmes-Besuch
Dass am Ende ein Punkt gefeiert werden konnte, hatte viel mit dem Japaner Koji Miyoshi zu tun. Erstmals seit seinem Wechsel an die Castroper Straße spielte er nach seiner Einwechslung auf der rechten Seite, dribbelte sich dort kurz vor der Nachspielzeit in den Strafraum und traf - mit etwas Glück - zum viel umjubelten Ausgleich. „Ein unglaubliches Gefühl“, sagte er.
Miyoshis Einwechslung war einer der vielen Glücksgriffe von Trainer Dieter Hecking, der nervös vor seiner VfL-Premiere war. „Ich habe Achselschweiß, ich muss erstmal duschen gehen“, sagte er. Der 60-Jährige selbst war wohl am glücklichsten von allen über den Punkt, auch wenn er bei den Feierlichkeiten nicht dabei war. „Das beste Druckmittel hatte ich persönlich. Ich habe gesagt, wenn wir ein gutes Spiel machen und wir was holen, gibt es zwei Tage frei, weil ich heute Abend auf die Soester Kirmes will in meine Heimat zu meinen beiden Schwestern“, sagte der gebürtige Castrop-Rauxler. Das Bier- und Freiverspechen hatte offenbar gewirkt. „Das war das Kitzeln, weil sie wussten, der Alte will mal auf die Kirmes, ein, zwei Bierchen trinken“, scherzte er.
VfL Bochum: Spieler von Hecking überzeugt
Verdient hat er es sich allemal, schwärmten seine Spieler schließlich von ihm und seinen Maßnahmen. „Wir haben an der Stabilität gearbeitet, wir wollten klare Abläufe“, sagte Kapitän Anthony Losilla. Die gab ihnen Hecking an die Hand, ließ die Räume verdichten, zeigte immer wieder an, die Abstände nicht zu groß werden zu lassen. Mit Erfolg. Dass es ein Modell für die Zukunft ist - dem sind sie sich in Bochum bewusst. Wenngleich der Trainer einschränkte: „Das geht nicht immer so, aber ohne Leidenschaft wirst du das nicht hinbekommen.“
Sein Ziel sei es, am Ende den 15. Platz mit dem VfL Bochum zu holen - also über dem Strich zu landen. „Dafür“, sagte Hecking, „brauchen wir 24 Mal heute.“