Wittgenstein. In der abgebrochenen Saison haben etliche Fußballer ihren Torinstinkt bewiesen. Wir blicken auf die besten Torjäger der Wittgensteiner Vereine.
Ob nun mit Gewalt, dem Kopf, per Heber oder per dreckigem Abstauber: Das Gefühl im Fußball ein Tor zu erzielen gleicht einer Glücksexplosion und lässt Sportlerherzen von klein auf höher schlagen. Trainerlegende Otto Rehagel bringt es dabei vereinfacht auf den Punkt: „In diesem Geschäft gibt es nur eine Wahrheit: Der Ball muss ins Tor.“
Seit dem vergangenen Dienstag ist die Spielzeit 2019/20 auf dem Verbandstag der Fußball-Verbände aufgrund der Corona-Pandemie offiziell für beendet erklärt worden. Von der Ober- bis in die Kreisliga taten sich dennoch in dieser Saison wieder besondere Ballermänner hervor.
Oberliga Westfalen
Das Jahr des TuS Erndtebrück war nicht einfach. Die sportliche Talfahrt mündete schließlich im Rücktritt von Trainer Alfonso Rubio Doblas, der von Club-Legende Michael Müller beerbt wurde. Ergebnistechnisch lief es für die Pulverwäldler seitdem zwar nicht besser, eine Konstante hatte das Spiel des TuS Erndtebrück in der Oberliga allerdings: Manfredas Ruzgis.
Der 23-Jährige Litauer kommt, trotz der akuten Abstiegsängste der Wittgensteiner, am Ende auf ganze neun Saisontreffer, die ihm immerhin den sechsten Rang in der Torschützenliste einbrachten. Besonders seine robuste Spielweise stellte so manchen Gegner vor große Probleme.
„Er lebt natürlich von seiner unwahrscheinlichen Power und seiner Dynamik. Wenn er einmal ins Laufen gekommen ist, ist er nur schwer zu bremsen“, urteilt auch Ruzgis Übungsleiter Müller über seinen Stoßstürmer.
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„Manni verfügt über einen starken Abschluss und ackert das gesamte Spiel.“ Außerdem, so Müller weiter. Ob Ruzgis allerdings im nächsten Jahr noch beim TuS Erndtebrück spielen wird, steht noch in den Sternen. Er absolviert derzeit Probetrainings bei zwei luxemburgischen Erstligisten. Bei einem Angebot wäre Ruzgis weg.
Nach Ruzgis waren Murat-Kaan Yazar (5 Tore), Abbas Attiee (3), Sosuke Fukuchi (2) und Erlon Sallauka (2) die besten Erndtebrücker Schützen in der Oberliga. Alle haben ihren Vertrag verlängert. Nach Informationen unserer Zeitung ist inzwischen auch ein Verbleib von Haluk Arslan wieder wahrscheinlicher geworden.
Landesliga Staffel 2
In einer ähnlichen sportlichen prekären Situation befand sich auch der VfL Bad Berleburg. Auch hier spielte die Mannschaft von Martin Uvira quasi die gesamte Saison gegen den Abstieg, stellte zudem mit 21 Toren die schwächste Offensive der Klassen. Ahmad Ibrahim, Torjäger vom Dienst mit sieben Treffern und Yannik Lückel mit sechs Kirschen taten sich noch hervor. An die Leistungen der Vorsaison kamen sie aber bei weitem nicht ran.
Kai Dengler brachte es auf vier Tore, Tarek Benyagoub auf drei.
Bezirksliga Staffel 4
Der dritte Krisenclub der Wittgensteiner Fußballszene waren die Sportfreunde Birkelbach. Lediglich ein Sieg aus 18 Spielen steht bei den Gelb-Blauen zu Buche und auch beim Toreschießen haperte es gehörig. Are Wolzenburg, eigentlich noch im A-Jugend-Alter, war an der Mehrzweckhalle noch der treffsicherste Spieler, ihm gelangen fünf Tore – auch dank zahlreicher Extraschichten, die er privat mit dem Papa absolvierte. Wenn man seinen Aussagen folgt, ist klar: Bei fünf Toren soll es im ersten offiziellen Seniorenjahr nicht bleiben.
Nach Wolzenburg waren Fred Engemann, Michael Treude, Jonas Völkel (je 3 Tore) sowie Carsten Afflerbach und Arne Löcherbach (je 2) die besten Schützen.
Kreisliga B2
Die meisten Siege, der Aufstieg in die A-Kreisliga und die Torjägerkanone. Tim Eckhardt vom SV Feudingen hat mit seinem Verein ein herausragendes Jahr hinter sich, wenngleich die ausgefallene Aufstiegsfeier dem 23-Jährigen ein wenig aufs Gemüt drückt. „Es ist leider etwas anders gekommen, als gehofft. Dennoch denke ich, dass wir uns den Aufstieg verdient haben. A-Liga ist schon geil. Mit meiner Saison bin ich eigentlich sehr zufrieden, aber auch die gesamte Mannschaft hat sich gesteigert. Die offensivere Ausrichtung hat natürlich auch meinem Spiel gutgetan“, so Eckhardt, der in 14 Spielen 19 Mal knipste und sich so knapp den Titel als bester Torschütze der B-Liga vor Johannes Damm (Laasphe/Niederlaasphe) und Philipp Beusen (Kredenbach/Müsen/ beide 18 Tore) sicherte.
In der A-Liga will Eckhardt nun erstmal verletzungsfrei bleiben und dann weitertreffen. „Und das kann ich besonders indem ich viel Laufe und Tore schieße.“
Auf den Verfolgerplätzen in der Kreisliga B landeten Marc Koch (TSV Aue-Wingeshausen) und Julius Spork (TSV Weißtal II) mit je 16 Toren auf einem geteilten vierten Platz. Jeweils an Position sechs gelistet sind Nils Althaus (SV Feudingen) und Tristan Juksaar (FC Hilchenbach). Mit jeweils elf Toren liegen Papa Yaw Afriyie (SG Laasphe/Niederlaasphe), Benjamin Pfeiffer (SV Feudingen), Christoph Stöcker (FC Benfe) und Mark Wolf (Sportfreunde Edertal) noch in den Top Ten. Dahinter folgen Michael Bender (TuS Diedenshausen) und Dominik Szczurek (Sportfreunde Edertal) mit je zehn Toren sowie Sam Müller (SV Feudingen) mit 9 und Alexander Klaus (VfB Banfe) mit 8 Toren.
Kreisliga C2
„Mit mir, Raimund Wolf und Daniel Spies hatten wir viel Erfahrung auf dem Platz. Da wussten wir immer, wo der andere steht“, so das Urteil von Sven Grauel, der für den FC Ebenau zweiter in der Torjägerliste der Kreisliga C2 wurde – ganze 17 Tore gelangen ihm, nur Johannes Steinle (Netphen II) war ein Tor besser. Der hatte aber gewissermaßen das Glück, dass Grauel etliche Spiele gesundheitsbedingt verpasst hatte.
Nun wird das Erfolgs-Trio des FC Ebenau allerdings gesprengt: Nächstes Jahr verlässt Raimund Wolf (12 Buden) den Verein, doch mit Manuel Schlapp stößt ein weiterer gefährlicher Sturmpartner für Grauel dazu. „Wir kennen uns von der Arbeit, ich freue mich nun auf das gemeinsame Zusammenspiel.“ Wenn man allein auf die nackten Zahlen dieser Saison schaut, sollten sich die künftigen B-Liga-Abwehrreihen vor der Ebenauer offensive also in Acht nehmen.
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Auf Platz 3 der Torjägerliste der Kreisliga C2: Marian Stuchlik Senior vom SV Feudingen II. Der gleichnamige Sohn ist in deutlich defensiverer Position in der ersten Mannschaft gesetzt. Philipp Dickhaut steuerte elf Tore für Feudingen II bei. Beim TuS Dotzlar knipsten Frederik Heuel (9), Jonas Dornseifer und Fabian Leihe (je 8) in nennenswerter Zahl.
Kreisliga D3
An der Vormachtstellung in der Kreisliga D3 ändert sich auch dieses Jahr nichts. Manuel Schlapp (Girkhausen) dominierte die Torjägerliste nach Belieben (36 Tore), doch dahinter taten sich mit Eiken Volz Fey vom TuS Erndtebrück III (26 Tore), Timmy Aderhold von den Sportfreunden Edertal II (21 Tore) sowie Marvin Aurand vom VfB Banfe II und Fabian Treude vom TSV Aue-Wingeshausen II (beide 20 Tore) vier weitere Scharfschützen auf, denen schon eine Zweidrittel-Saison für über 20 Tore reichten.
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Auf den weiteren Plätzen folgen Pierre Kuffner (Aue-Wingeshausen II/18 Tore), Dominik Wick (SV Oberes Banfetal II/14), Lukas Brachmann (SV Schameder II/12), Nicolai Hirdler (VfB Banfe II/11), Steffen Six (FC Benfe II/11), Philipp Bald (TuS Erndtebrück III/10), Rene Schlabach (SV Schameder II/10) und Sinan Var (SF Edertal II/10).
Frauen-Bezirksliga
Nach dem Abstieg aus der Landesliga war es ein „Jahr der Umstellung“ für den SV Schameder – am Ende stand ein ordentlicher vierter Rang. Auch in der Torjägerliste wirbelte der SV in Person von Emelie Schwarz (14 Tore) und Pia Hofius (11) ordentlich oben mit. „Leider haben wir nicht so viele Spiele gehabt, sonst hätten Pia und ich noch häufiger getroffen. Generell war es aber eine gute Saison für uns“, erklärt Emelie Schwarz. Das Traumduo des SV wird sich im Sommer allerdings auflösen, da Schwarz beruflich bedingt umziehen wird. Nadine Zimmermann (4 Tore), Romina Naudsch (3) sowie Eileen Roeser und Patricia Schäfer (je 1) waren die weiteren Torschützinnen im Team von Trainer Dirk Hüster.
Torschützenkönigin der Bezirksliga wurde Johanna Sellmann von der SG Albaum/Heinsberg, die mit 21 Toren einen Treffer vor ihrer Teamkameradin Madeline Habbel lag. Albaum/Heinsberg steigt in die Landesliga auf und beendet übrigens die gefühlt ewige Vorherrschaft des FC Finnentrop als beste Frauenmannschaft im Kreis Olpe, denn der FCF hat sein Team aus der Landesliga zurückgezogen.
Neben Albaum/Heinsberg steigt auch die Frauen Germania Salchendorf auf, für die Jasmin Kucharske 20 Tore erzielte.
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Nach absoluten Zahlen war übrigens Celine Wirth vom TuS Dotzlar mit 19 Toren die beste „Jägerin“ aus Wittgenstein. Auch Ann-Christin Peuker (16) sowie Sonja Feldbusch (15) und Paula Frank (11) vom FC Ebenau trafen jeweils zweistellig. Allgemein fielen in der Kreisliga deutlich mehr Tore als in der Bezirksliga – allein Linda Heinz von der SG Hickengrund schaffte es auf viel beachtete 71 Tore. In Deutschland war bei den Frauen nur Annemarie Hörr (FSV Bad Schandau/6. Liga) erfolgreicher! Nach dem Aufstieg mit der HSG darf sich Linda Heinz nun endlich in der Bezirkslia beweisen.