Erndtebrück. Manfredas Ruzgis bleibt dem TuS Erndtebrück erhalten und erklärt vor dem Spiel gegen Rhynern, welche Anpassungen ihn wieder in die Spur brachten.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. „Lass ihn nicht wieder fallen“, frotzelte ein Mitspieler in Anlehnung, als Manfredas Ruzgis am Freitagabend die kleine Trophäe für den Fußballer des Jahres im TuS Erndtebrück den Mitgliedern bei der Abteilungsversammlung entgegenreckte. Mit dem Spruch wurde an Ruzgis’ Ausrutscher nach der Kreispokal-Siegerehrung im Sommer erinnert, doch dies konnte der Stürmer gut wegstecken. „Da habe ich Papa mal was voraus“, stellte der Sohn von Clublegende Kestutis Ruzgis fest, als er die eingravierten Namen von Dietmar Geisler (1989) über Borislav Jonjic (1997), Jörg Strohmann (2004) bis Timm Schniegeler (2018) studierte.

Dass Ruzgis, der heute ab 19.30 Uhr mit dem TuS im Oberliga-Nachholspiel auf Westfalia Rhynern trifft, den Preis erhielt, kam nicht überraschend – er stach in der bisherigen Saison als stärkster Spieler des Teams heraus. Weniger absehbar war, dass er auch für die kommende Saison seine Zusage gab, wie Abteilungsleiter am Freitag Dirk Beitzel verkündete. Im Sommer, so hieß es in früheren Gesprächen, sollte eigentlich Schluss sein.

Was übrigens immer noch so kommen könnte, wie der 23-Jährige klarstellt. „Ich gebe den Traum, in höheren Ligen zu spielen, nicht auf. Wenn ein Regionalligist kommt, kann ich gehen“, sagt Ruzgis, der sich aber vorerst auf eine weitere Saison am Pulverwald einstellt. Dies dokumentiert auch der Umstand, dass er von Siegen wieder an die Eder umzieht. „Ich fühle mich pudelwohl und es ist einfach mein Heimatverein. Außerdem bin ich Erndtebrück dankbar, dass ich hier die Gelegenheit hatte, nach den Verletzungen in Köln wieder in Tritt zu kommen“, erklärt der Litauer.

Ein Jahr verletzungsfrei

Mit den Ausfällen ging es zuerst auch in Erndtebrück weiter. Durch diverse kleine Blessuren und einen großen Faserriss wurde er immer wieder zurückgeworfen. Erst seit April 2019 ist Ruzgis unumstritten und spielt, abgesehen von wenigen Fehlminuten, stetig durch.

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„Das freut mich natürlich und ist wichtig für mich“, betont der Fußballer, der diesen Wandel aktiv herbeigeführt hat. Den Ratschlägen von Ex-Trainer Ivan Markow und Physiotherapeut Marius Saßmannshausen schenkte er Gehör.

Ex-Coach Ivan Markow (links) riet Manfredas Ruzgis dazu, seinen Körper mehr zu schonen und die Ernährung umzustellen. Diese Ratschläge beherzigte „Manni“.
Ex-Coach Ivan Markow (links) riet Manfredas Ruzgis dazu, seinen Körper mehr zu schonen und die Ernährung umzustellen. Diese Ratschläge beherzigte „Manni“. © Peter Kehrle

„Ich habe früher einiges falsch gemacht und gelernt, dass Disziplin dazugehört. Die Veränderungen haben mir geholfen“, verweist er auf eine Viertelstunde Dehnprogramm täglich, reduzierte Besuche im Fitnessstudio („Ich habe einen Gang rausgenommen“) und eine andere Ernährung. „Ich esse immer noch Alles, Fastfood aber höchstens zweimal in der Woche und immer mit Salat“, verrät „Manni“. „Früher habe ich ständig was liefern lassen, weil ich zu faul zum Kochen war.“

Schonungsloser Einsatz

Der Körper dankt den veränderten Gewohnheiten und ermöglicht dem Stürmer, den Zuschauer und Mitspieler wegen seines wuchtigen, kampfbetonten Spiels schätzen, trotz schonungslosem Einsatz eine gute Bilanz. In der denkbar schwierigen Saison des TuS sind es mittlerweile neun Tore. Zuletzt überraschte er bei der 1:2-Niederlage beim ASC Dortmund den gegnerischen Keeper aus 25 Metern mit einem Schuss aus der Drehung zum 1:1.

Mit solchen Aktionen will Ruzgis auch heute vorangehen. „Wir müssen mit Herz und Leidenschaft an die Sache rangehen. Wir sind gut, aber es fehlt Selbstvertrauen. Wir gehen oft zu vorsichtig an die Sache ran“, findet Ruzgis. „Und zu lieb. Wir müssen dreckiger spielen.“

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Obwohl es unter Trainer Michael Müller in fünf Spielen noch keinen Sieg gab, sieht er Fortschritte: „Wir sind stabiler und brechen nicht mehr ein. Im Offensivspiel ist mehr Bewegung drin.“

Die ist heute gegen die Westfalia besonders nötig sein. „Rhynern ist eine Mannschaft, die sehr kompakt und diszipliniert steht. Es kann auch gut sein, dass sie uns zunächst den Ball überlassen“, sagt Trainer Michael Müller.

Gegner mit einer Abwehr aus Granit

Obwohl Rhynern nur Dreizehnter ist, hält das Team von Trainer Michael Kaminski mit nur 15 Gegentoren in 17 Partien den Liga-Bestwert. Für den TuS ist ein durchsetzungsstarker Stürmer also wichtig.

Erndtebrück kassierte bislang 53 Gegentore, könnte mit einem Sieg heute aber erstmals die beiden letzten Plätze verlassen und an Herne vorbeiziehen. Michael Müller: „Wir freuen uns, dass wir jetzt endlich mal ein paar Spiele zuhause haben. Da wollen wir natürlich punkten und uns belohnen.“ Vor dem wichtigen Spiel in Sprockhövel in elf Tagen will der TuS „dran“ sein am Abstiegskampf-Konkurrenten.