Erndtebrück. . Manfredas Ruzgis über die Hinrunde des TuS Erndtebrück, seine Ziele und sein Länderspiel. Er erklärt, wie er nun Verletzungen vermeiden will
Manfredas Ruzgis hat beim TuS Erndtebrück in gleich doppelter Hinsicht eine Sonderrolle inne. Der 22-Jährige ist der einzige Spieler im Oberliga-Kader, der aus Erndtebrück stammt – inzwischen hat er auch seinen Lebensmittelpunkt von Köln wieder in den Heimatort verlegt, wo er bei seinen Eltern wohnt und mit einem Minijob beim TuS-Sponsor AST beschäftigt ist. Ruzgis ist zudem der einzige Spieler im Kader, der in einem Länderspiel aufgelaufen ist. Für Litauen, das Heimatland seines Vaters, lief „Manni“ im November 2016 in der WM-Qualifikation im Spiel in Slowenien (0:4) auf.
Nach seiner Rückkehr zum TuS im vergangenen Sommer lief es für Ruzgis allerdings nicht wirklich rund. Verletzungen bremsten ihn immer wieder aus. Auf dem Feld zeigte er großen Einsatz und Leidenschaft, agierte aber teils unglücklich – zu zwei Toren bei zehn Einsätzen reichte es aber dennoch.
Wir sprachen vor dem Restrunden-Start des TuS Erndtebrück am Sonntag gegen Gütersloh (15 Uhr) mit dem Erndtebrücker.
Hallo Herr Ruzgis, erzählen Sie uns von ihrem Länderspiel gegen Slowenien.
Das waren nur ein paar Minuten und ich hatte direkt einen Zweikampf mit Martin Škrtel, in dem ich mich durchsetzen wollte, was aber nicht geklappt hat. Kurz vor Schluss hatte ich eine kleine Torchance und hätte vielleicht getroffen, mir wurde der aber der Ball noch weggespitzelt. Es war auf jeden Fall schnell und intensiv.
Haben Sie Hoffnung, noch einmal zur A-Nationalmannschaft eingeladen zu werden?
Ich sehe noch eine Chance, bin mir aber bewusst, dass mit dem Wechsel nach Erndtebrück nicht mehr im Blick des Nationaltrainers stehe. Als Spieler eines Fünftligisten eingeladen zu werden, ist äußerst unwahrscheinlich. Ich will aber weiter dranbleiben und es im Fußball so weit schaffen wie es geht. Wenn ich mit 26 Jahren den Durchbruch nicht geschafft habe, schlage ich einen anderen Weg ein, aber bis dahin will es noch nicht abhaken, dafür bin ich zu ehrgeizig.
Sich im höheren Fußball durchzusetzen hieße aber, sich aus Erndtebrück zu verabschieden.
Die eineinhalb Jahre, die ich hier noch Vertrag habe, will ich auf jeden Fall erfüllen. Ich habe eigentlich auch damit gerechnet, in diesem Jahr im Aufstiegsrennen mit dabei zu sein. Vielleicht klappt das ja in der nächsten Saison. Jetzt wollen wir erst mal das bestmögliche herausholen.
In der Hinrunde ist die Mannschaft lange Zeit den Erwartungen hinterhergelaufen. Wo lagen die Probleme?
Wir haben einen guten Kader, musste uns aber erst finden. Wir hatten ja eine fast komplett neu zusammengewürfelte Mannschaft, die dazu sehr jung ist. Die Abläufe waren oft nicht klar und wir wussten nicht, wie die anderen ticken. Dazu will unser Trainer Ivan Markow Ballbesitzfußball und offensiven Fußball sehen, darauf mussten wir uns erst einstellen.
Auch Sie persönlich?
Ja, da geht es zum Beispiel um die Frage, wann vorne auch mal ein Risiko und eine Finte angebracht ist – und wann nicht. Und Ivan erlaubt mir auch, mich als Stürmer fallen zu lassen, aber da muss ich auch sehen, dass ich im richtigen Moment wieder vorne bin. Aber in den letzten Spielen und in der Vorbereitung ging es für mich und die Mannschaft aufwärts, da waren wir recht überzeugend.
Für Sie persönlich geht es erst einmal darum, in die Stammelf zu kommen.
Da macht es mir der Lukas [Rösch] im Moment natürlich sehr schwer, denn er war brutal effektiv in der Vorbereitung.
Warum hat es in der Hinrunde nicht mit dem Stammplatz geklappt?
Teils wegen Verletzungen, teils wegen der Leistungen. Ich wollte oft mit dem Kopf durch die Wand, weil ich ein Spieler bin, der eher über den Willen und die Physis kommt. Technisch sind andere besser. Dazu habe ich zu oft Bälle verloren und war meistens zu hektisch mit dem Ball. Dann will ich es perfekt und deshalb schnell machen, obwohl ich vielleicht mit dem Rücken zum Gegner auch einfach erst abwarten könnte. Mein Vater sagt mir immer, dass ich einfach ruhig bleiben und den Kopf ausschalten soll. Das ist aber leicht gesagt.
Erndtebrücks litauischer Stürmer Kestutis Ruzgis bei einem Kopfball im Spiel TuS Erndtebrück gegen VfL Klafeld Geisweid. Links ist TuS-Abwehrspieler Safet Lugavic zu sehen.
Foto:
Lars-Peter Dickel
Ihr Vater hat für den TuS früher Tore am Fließband geschossen und ist deshalb eine Art Vereinsikone. Stört es manchmal, mit ihm verglichen zu werden?
Nein, nicht wirklich. Es macht mich eher stolz, wenn mir Leute erzählen, wie gut mein Papa früher gespielt hat. Er ist ein Vorbild für mich, aber ich will mein eigenes Ding machen. Wir sprechen zu Hause natürlich viel über Fußball und haben nicht so viele andere Themen. Meiner Mutter regt sich manchmal schon darüber auf.
Nach fünf Jahren in Paderborn und Köln leben Sie jetzt wieder in Erndtebrück. Wie geht es Ihnen damit?
Ich fühle mich wohl hier, obwohl ich eigentlich Städte liebe und es mag, wenn richtig viel los ist. Aber ständig zu pendeln ist dann auch nicht so toll. In Erndtebrück habe ich noch viele Freunde von früher und kann mich voll auf mein Training konzentrieren, habe also alles, was ich brauche. Und Mama kocht richtig gut, da kann ich mich wirklich nicht beschweren.
Von der Vorbereitung haben Sie nun aber viel verpasst.
Ich hatte ein gutes erstes Testspiel mit einem Tor, aber dann ist meine Oberschenkelverletzung wieder aufgetreten, was seit Oktober immer wieder passiert ist und sich eher wie eine Zerrung angefühlt hat. Bei einer MRT ist dann festgestellt worden, dass ein 15 Zentimeter langer Faserriss vorlag. Gut, dass der gefunden wurde und jetzt ausgeheilt ist.
Mafredas Ruzgis (l.), TuS Erndtebrück
Foto:
Privat
Sie waren schon zuvor immer wieder verletzt, auch schon in Ihren Zeiten in der U21 des 1. FC Köln. Ist das einfach nur Pech?
Es gibt Dinge, die ich ändern muss. So viele Pech kann man ja gar nicht haben. Wenn ich alle meine Verletzungen aufzähle, sitzen wir ziemlich lange hier. Mittlerweile bin ich zu der Erkenntnis gekommen, das weniger auch mal mehr ist. Ich muss eine bessere Dosis beim Training finden.
Das bedeutet in der Praxis?
Dass ich vielleicht nicht mehr jeden Tag zwei Mal trainiere und im Fitnessstudio weniger mache, dass ich vielleicht auch auf das Anschwitzen am Morgen vor dem Spiel verzichte. Unser Physio Marius Saßmannshausen hat mir geraten, den hinteren Oberschenkel mehr zu trainieren, denn der ist bei Fußballern meistens verkürzt.
Einer Ihrer Spitznamen ist „Der Panzer“. Woher kommt das?
Es hat mal einer gesagt, dass ich mich wie ein Panzer durchsetze. Wenn die Jungs das in der Kabine sagen, dann aber nur, weil sie meinen, dass ich zwei linke Füße habe. Meistens werde ich aber einfach Manni gerufen.