Übermotivierte Eltern geraten auch im Fußball zunehmend zum Problem. Was auf den Sportplätzen passiert, grenzt teilweise ans Groteske.
Messi, Neuer oder Cavani – sie alle sind Teil eines bekannten UEFA-Werbespots, in dem die Spieler in die Kamera blicken und in ihren Landessprachen das Motto „No to rasicm“ (Nein zu Rassismus) aussprechen. Im Oktober 2017 adaptierte der Berliner Fußball-Verband dieses Format und nahm einen eigenen Spot auf. Doch schauten dieses Mal keine Superstars aus aller Welt, sondern Kinder und Jugendliche in die Kamera. Ihre Aufforderung in acht verschiedenen Sprachen lautet: „No to aggressive parents“ (Nein zu aggressiven Eltern).
Ein eindringliches Motto, das nicht von irgendwo kommt. In einem Interview mit dem Tagesspiegel sagte jetzt Marc Quandt, Jugendleiter von Viktoria 1889: „Das Problem mit den Eltern wird immer größer. Der Druck, dass das Kind möglichst Profi werden soll, lässt Eltern ausrasten.“ Er erinnert sich an einen Streit um einen Strafstoß, bei dem sich zwei Väter prügeln wollten. „Hab dich nicht so“, rief ein Vater zu einem am Boden liegenden D-Jugendlichen mit Schulterschmerzen. „Das war doch kein Foul“, setzte der Trainer noch einen drauf. Spätere Diagnose: Schlüsselbeinbruch.
Nun mag man in Wittgenstein abwinken und den Vergleich mit Berliner Stadtleben zurückweisen. Übermotivierte Eltern aber, die einen Ersatzbankplatz ihres Kindes mitnichten akzeptieren, gibt es auch hier. Gespräche mit einheimischen Jugendtrainern und Jugendleitern bestätigen solche und andere Probleme. Am Ende schadet all das leider gerade denen, die Fußball noch als Spiel begreifen: den Kindern.