Balve. Eva Bitter aus Bad Essen ist die neue deutsche Meisterin der Springreiterinnen. Beim Balve Optimum holte die 39-Jährige bereits ihren fünften DM-Titel. Sie hatte fast zwei Sekunden Vorsprung vor der ebenfalls fehlerfreien Katrin Eckermann (Kranenburg). Der dritte Platz ging überraschend an Sarah Nagel-Tornau vom RV Attendorn-Repetal.
Erst eine Woche ist dieser schwere Sturz her. Kopfüber fiel Eva Bitter beim Reitturnier in Nörten-Hardenberg zu Boden, blieb zum Glück aber wie ihr Pferd Perigueux unverletzt. „Das war wirklich böse“, sagt sie rückblickend. Ein Schock für das Paar. „Ich bin froh, dass wir das so gut weggesteckt haben und hier volle Leistung zeigen konnten“, sagte die Siegerin.
Bitter feiert ihren fünften DM-Titel
Doch davon lässt sich die 39-Jährige nicht verunsichern, als sie Richtung Parcours reitet. Zum Stechen um die deutsche Meisterschaft der Springreiterinnen im Rahmen des Balve Optimum. Zum Duell gegen Katrin Eckermann (22). Denn nur diese zwei bleiben in den vorherigen Umläufen der starken Konkurrenz fehlerfrei. Wenige Augenblicke später jubelt Eva Bitter (Bad Essen) über ihren fünften DM-Titel.
Ohne Strafpunkt und in 38,60 Sekunden rast sie mit Perigueux durch den Parcours und setzt sich damit vor die ebenfalls fehlerfreie, aber mit 40,12 Sekunden etwas langsamere Katrin Eckermann (Kranenburg) mit Firth of Lorne, die schon zweimal die Goldmedaille bei der Deutschen Meisterschaft in der Altersklasse der Jungen Reiter gewann und dafür jeweils 0,25 Zeitfehlerpunkte kassierte.
Die Reitstars beim Balve Optimum 2013
Bronze bei der deutschen Meisterschaft gewinnt etwas überraschend die 24-jährige Sarah Nagel-Tornau (Attendorn) mit Ambassador, die insgesamt ebenfalls ohne Abwurf bleibt, aber zweimal die vorgegebene Zeit leicht überschreitet.
Kathrin Müller und Zalou du Rouet überraschend auf Rang vier
Genauso überrascht war Kathrin Müller (ZRFV Voßwinkel) über ihren vierten Rang auf Zalou du Rouet. Die beiden gewannen fehlerfrei das zweite Wertungsspringen. Im ersten am Freitag hatten beide einen Abwurf, sonst wäre für Kathrin Müller und ihrem Nachwuchspferd sogar ein Podestplatz möglich gewesen. Aber Müller, die ihre Paradepferd Shakespear im Stall ließ, weil er nicht fit war, freute sich mächtig über den Erfolg mit Zalou du Rouet.
Spannendes Stechen der Amazonen mit Katrin Eckermann
„Oh, verdammt“, habe sie beim kurzen Blick auf die Anzeigetafel gedacht, sagt Eva Bitter später. Denn Eckermanns vorgelegte Zeit im Stechen ist eine hohe Hausnummer. Im Reitstadion neben Schloss Wocklum knistert die Atmosphäre vor Spannung. Bitter weiß: Sie muss alles riskieren, muss Vollgas geben. Dem Sturz vor einer Woche zum Trotz.
„Das Pferd ist sauschnell“, entfährt es selbst Bundestrainer Otto Becker kurz nach Bitters Ritt. Und: „Eva hat mir ihrer Routine den Sack zugemacht.“ In diesem Augenblick, beim Höhepunkt des Balve Optimum am Samstag, macht sich Bitters Vorbereitung auf die Titelkämpfe bezahlt. „Ich war unter der Woche zu einer Trainingseinheit bei Marcus Ehning“, erklärt sie, „klasse, wie er uns das Vertrauen in einander zurückgegeben hat.“
Bitter schwört auf das Training mit Marcus Ehning
Obwohl sie seit acht Jahren mit Nationenpreis-Reiter Marco Kutscher (Stall Beerbaum) liiert ist, schwört sie auf das Training mit Ehning: "Mit Marcus arbeite ich schon viele, viele Jahre zusammen.“ Und Bitter schwört auf ihren elfjährigen Vierbeiner. „Er hat ein riesengroßes Herz“, sagt Eva Bitter. Auch als fünfmalige deutsche Meisterin hegt sie allerdings keine Ambitionen auf einen Einsatz in zum Beispiel der deutschen Nationenpreis-Mannschaft. „Das ist mir nicht mehr so wichtig“, erklärt Bitter. Eine Auszeit im Herbst zum Reisen, die will sie sich eventuell gönnen, „aber wenn wir wieder ein junges Pferd im Stall haben, das Potenzial besitzt, ändert sich der Plan vielleicht noch“. Zuviel Spaß macht die Reiterei – und Stürze gehören dazu. Ab und an, wenn sie glimpflich ablaufen.
Falk Blesken
Ergebnisse Deutsche Meisterschaft der Springreiterinnen
Sarah Nagel-Tornau glücklich über den dritten Platz in Balve - Interview
Sarah Nagel-Tornau vom RV Attendorn-Repetal ist die Überraschung bei der deutschen Meisterschaft der Springreiterinnen: Mit ihrem Wallach Ambassador belegte die 24-Jährige den dritten Platz. Die erfolgreiche Sauerländerin, die drei Jahre bei Bundescoach Otto Becker trainiert hatte, reitet seit zwei Monaten im Stall von Oliver Lemmer im rheinischen Lohmar. Ein Interview mit Nagel-Tornau:
Frau Nagel-Tornau, Sie sind in allen Wertungsprüfungen ebenfalls ohne Abwurf geblieben. Wie sehr ärgern Sie sich über die zwei Zeitfehler?
Gar nicht. Nach dem Zeitfehler am ersten Tag hatte ich mir eigentlich keine großen Chancen mehr ausgerechnet, weil es so viele Null-Fehler-Ritte gab. Ich habe halt gedacht, dass mein Tempo passt. Jetzt bin ich einfach nur super glücklich über den dritten Platz.
Mit welcher Zielsetzung sind Sie bei der deutschen Meisterschaft der Springreiterinnen an den Start gegangen?
Ich habe mir schon etwas höhere Ziele gesetzt, weil ich mit Ambassador ein gutes Gefühl hatte. Mit einem Platz auf dem Treppchen habe ich allerdings nicht gerechnet. Zum großen Teil ist das auch der Verdienst meines neuen Trainers Oliver Lemmer, der uns sehr gut auf die DM und die jeweilige Wertungsprüfung vorbereitet hat.
Und wie feiern Sie Ihren Erfolg heute noch?
Ich habe kürzlich mein Studium beendet und heute wäre eigentlich der Bachelor-Ball. Aber ich denke, wir werden hier in Balve ordentlich Party machen. Allerdings starte ich am Sonntag ja noch bei der DM der Herren in der offenen Klasse. Einen vorderen Platz rechne ich mir dort aber ohnehin nicht aus…
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