Balve. Jessica von Bredow-Werndl wint Freudentränen nach Doppel-Gold im Sauerland und einem Freifahrtschein zu Olympia in Paris.
Sie waren schon leicht nervös, die drei Erstplatzierten, als sie auf dem Podium im Pressezentrum Platz nahmen. Dann ging alles ganz schnell. Die Verkündung des Kaders für den Nationenpreis beim CHIO in Aachen sollte im Anschluss an die PK stattfinden, wurde dann spontan vorverlegt und das Siegertrio des Grand Prix Kür zog unverrichteter Dinge wieder davon. Der Dressurausschuss informierte die Dressur-Elite über die Besetzung. Ausschussvorsitzender Marcus Roeser hatte eine faustdicke Überraschung parat.
Das hat es noch nie gegeben. „Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern“, erklärt Roeser. Der zweifachen Deutschen Meisterin Jessica von Bredow-Werndl, die nach dem Grand Prix Special am Samstag, auch den Grand Prix Kür für sich entschied, stellte der Ausschuss einen Freifahrtschein für die Olympischen Spiele in Paris aus.
Jessica von Bredow-Werndl begrüßt Entscheidung
Ihre Stute Dalera wird in Aachen geschont und darf sich für die Wettkämpfe in der französischen Hauptstadt ausruhen. „Aus der Ego-Sicht wäre ich scharf auf Aachen gewesen, weil ich gerne nochmal meinen Namen auf der Tafel sehen möchte. Im Sinne von Dalera ist es so perfekt, um im Rhythmus zu bleiben und jetzt etwas herunterzufahren für Paris. Ich fühle mich bereit und das ist eine Entscheidung im Sinne des Pferdes“, ist die Dressurkönigin froh über die Vorgehensweise.
Wie es danach für das Paar weitergeht? Da wollte sich die Reiterin wieder nicht in die Karten schauen lassen. „Das werde ich mit Dalera nach Paris besprechen“, versichert von Bredow-Werndl. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Gerüchte um die Zukunft des Paares.
Emotionaler Sieg im Grand Prix Kür
Sportlich hat das Paar wieder in Balve wieder geliefert. Die 90-Prozent-Marke wurde im Grand Prix Kür nur minimal verpasst. 89,600 standen nach der Punktevergabe auf der Anzeigetafel, als Jessica von Bredow-Werndl das Viereck verließ. Im Anschluss konnte die Rosenheimerin ihre Tränen nicht zurückhalten. „Ich habe noch nie so ein Gefühl gehabt wie heute. Mir sind sofort die Tränen in die Augen geschossen, als ich fertig war“, sagte eine emotionale Jessica von Bredow-Werndl. „Es ist schwierig zu beschreiben, sie gibt immer alles und viel mehr. Es hat einfach gepasst und sich so leicht und selbstverständlich angefühlt. Die Kür hätte ich noch viermal reiten können, es hätte genauso geklappt“, betont sie überwältigt.
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Ein falscher Schritt und schon wurde es für den Zweitplatzierten Frederic Wandres hektisch. Seine Kür war schon beendet, als sich sein Hengst Duke of Britain in einer Begrenzung des Vierecks verhedderte und unruhig wurde. „Er hat einen kleinen Kratzer, aber ansonsten ist nichts passiert“, schildert Wandres die Szene. Er darf sich über einen Platz im I-Kader des Nationenpreises beim CHIO freuen. Dann allerdings mit Bluetooth, der am Sonntag beim Grand Prix Kür geschont wurde. „Duke war gut drauf an allen Tagen. Es kommen noch Turniere, da wollten wir mit Bluetooth nicht das Pulver verschießen“, rechtfertigt Wandres die Entscheidung.
Alles versucht hat Altmeisterin Isabell Werth auf Quantaz. Ihre Kür besaß eine höhere Schwierigkeitsstufe als die meisten der 13 Konkurrentinnen im Rennen um die Deutsche Meisterschaft. Es sah auch lange gut aus, bis ein Tempowechsel misslang und Quantaz kurz aus dem Tritt kam. Platz fünf bedeutete das am Ende. Immerhin verkündet Marcus Roeser, dass Werth zum O-Kader in Aachen gehören wird. Mit Quantaz. Ob es für Paris reichen wird, ist offen.
Werth nimmt Fehler auf die eigene Kappe
Bereits am Samstag hatte Bundestrainerin Monica Theodorescu betont, dass alles daran hängen wird, ob Werths neues Pferd Wendy de Fontaine rechtzeitig wieder fit ist. „Die Fehler heute gehen auf mein Konto, an den anderen Tagen waren es Fehler von ihm. Insofern sind wir jetzt quitt“, kommentierte Werth den Fauxpas in Balve mit einem Augenzwinkern.
Sönke Rothenberger und Fendi holten sich Bronze. „Mir ging es heute nicht um die Medaille, das war nicht mein Fokus. Wollte das Gefühl für mein Pferd zurückbekommen. Mein Pferd war an den ersten beiden Tagen zu kernig, da hat die Abstimmung von meiner Seite nicht mehr gestimmt. Heute fiel es mir einfacher, es war besser“, analysiert Rothenberger, der ebenfalls ins Aufgebot von Aachen berufen wurde.