Kreis Olpe. Immer weniger Mannschaften, kaum Unterbau im Mädchenbereich: Die Sorgenfalten der Fußballerinnen werden immer größer.

Quo vadis, Frauenfußball? Diese Frage drängt sich im Kreis Olpe spätestens seit dem Aus der Frauenmannschaft des FC Finnentrop - über Jahrzehnte hinweg die klassenhöchste Frauenmannschaft im Kreis Olpe. Die Finnentroperinnen wurden inzwischen von dem SC Drolshagen und der SG Albaum/Heinsberg abgelöst. Aber wie sieht es langfristig mit dem Frauenfußball im Kreis Olpe aus?

Die Aushängeschilder

Mit dem SC Drolshagen und der SG Albaum/Heinsberg spielen zwei Mannschaften aus dem Kreis Olpe in der Landesliga. Nach einem durchwachsenen Start haben vor allem die Spielerinnen aus der Gemeinde Kirchhundem in den vergangenen Wochen wieder den Anschluss ans obere Tabellendrittel hergestellt. Albert Martin, Trainer des SC Drolshagen, sieht jedoch langfristig Probleme auf den Frauen- und Mädchenfußball zukommen. „Es fehlt halt am Nachwuchs. Die guten Mädchen werden von anderen Vereinen aus den Ballungsgebieten weggelockt. Dort schaffen sie dann oft nicht den Sprung in die erste Mannschaft, sondern kommen nur in der Zweiten zum Einsatz. Das sorgt dann hier im Kreis für Probleme. Die schlechteren Mädchen fehlen in der Kreisliga, die besseren in der Bezirksliga und die leistungsorientiert spielenden in der Landesliga. Das ist sehr schade“, weiß Martin.

Die Gefährdeten

Mit Rot-Weiß Ostentrop-Schönholthausen spielt aktuell nur eine Mannschaft aus dem Kreis Olpe in der Bezirksliga. Dort geht es für die Fußballerinnen von Trainer Sebastian Stumpf und Co-Trainer Jörg Heinzlmeier um den Klassenerhalt. Derzeit liegen sie auf dem zehnten Platz, der Rückstand zum rettenden Platz neun beträgt aber nur zwei Punkte.

Die Verstreuten

Kompliziert wird es in der Kreisliga A. Nachdem die Zahl der Mannschaften im Kreis so stark schrumpfte, dass sich eine eigenständige Liga nicht mehr lohnte, haben sich die verbleibenden Teams auf die angrenzenden Kreise verteilt. So spielen die Frauen der SG L.O.K. und des FSV Gerlingen in der Kreisliga A Siegen-Wittgenstein, der TuS Halberbracht in der Kreisliga A Arnsberg, die zweite Mannschaft des SC Drolshagen in der Kreisliga A Lüdenscheid/Olpe und die Fußballerinnen des TSV Saalhausen in der Kreisliga A Hochsauerlandkreis. Statt lukrativer Nachbarschaftsduelle gibt es Fahrten, die bei den Männern erst ab der Landesliga aufkommen.

Die Spielerinnen des TSV Saalhausen beispielsweise reisen bis nach Hallenberg und Medebach, die Halberbrachterinnen bis nach Arnsberg. Immerhin spielen mit L.O.K., Halberbracht und Drolshagen II gleich drei Vereine um die Meisterschaft mit. Für Albert Martin ist die fehlende Kreisliga Olpe auch ein Organisationsproblem. „Unsere zweite Mannschaft spielt in einer Siebener-Staffel. Im Kreis Olpe könnte man schon eine eigene Kreisliga stellen mit neun Mannschaften. Die könnten ja in einer einfachen Runde gegeneinander spielen. Die Mannschaften, die um den Aufstieg spielen, könnten dann in einer Gruppe mit den besten Mannschaften der Nachbarkreise die Aufsteiger ausspielen. Aber das muss dann erstmal jemand organisieren“, weiß Martin.

Das sagt der Fußballkreis

Stefan Häner ist Koordinator für den Mädchenfußball im Fußballkeis Olpe. Die Entwicklung in den vergangenen Jahren sieht er mit großen Bedenken. „Wir haben ja auch im Jugendbereich kaum mehr eigene Mannschaften. Der SC Drolshagen und Rot-Weiß Ostentrop haben noch einen Unterbau, bei den anderen sieht es schlecht aus. Da gibt es höchstens einige Spielerinnen, die bei den Jungs mitspielen, aber keine eigenen Mannschaften mehr. Gut sieht es auch noch beim FC Finnentrop aus, deshalb gehe ich mal davon aus, dass die auch in naher Zukunft wieder eine Frauenmannschaft melden werden“, erklärt Häner. Ähnlich wie in den Kreisligen sind auch im Nachwuchsbereich die Wege weit. „Wir kooperieren mit verschiedenen Kreisen. Im Grunde sind die teilweise in ganz Südwestfalen unterwegs.“

So sieht die Zukunft aus

Besserung ist nicht in Sicht. Und irgendwann wird der Punkt kommen, an der fehlende Unterbau Konsequenzen für die Seniorinnen hat. „Langfristig wird das schwierig werden“, weiß der Hützemerter Stefan Häner. Der Kreis versucht mit verschiedenen Aktionen die Mädchen für den Fußball zu begeistern. Ähnlich, wie es nach der Weltmeisterschaft 2006 schon einmal der Fall war, als zahlreiche Vereine Mädchenmannschaften meldeten. „Der Tag des Mädchenfußballs, der ja nun beim FC Finnentrop stattgefunden hat, ist sicher eine Möglichkeit, um die Mädchen in die Vereine zu bekommen. Aber letztlich kommt es auf jeden Verein selbst an was zu unternehmen, um Spielerinnen eine Plattform zu bieten“, resümiert Häner.

Hinzu kommt die fehlende Akzeptanz des Mädchenfußballs in vielen Vereinen. „Man hört immer wieder, dass Frauenabteilungen geschlossen werden, weil sie die besseren Spielzeiten haben. Spielen die Frauen beispielsweise in der Landesliga und die Herren in der Kreisliga B, dann spielen die Frauen von Verbandsseiten aus sonntags um 15 Uhr während die erste Herrenmannschaft auf 13 oder 17 Uhr ausweichen muss. Das passt vielen nicht in den Kram und dann wird eine Frauenabteilung schnell mal dicht gemacht“, erläutert Albert Martin, der den Frauenfußball für attraktiv hält. „Es finden sich genügend Sponsoren, die Frauenmannschaften unterstützen, damit der Spielbetrieb finanziert werden kann“, weiß der Drolshagener.

Drei Säulen sind es laut Albert Martin, die den Mädchen- und Frauenfußball wieder in Schwung bringen können. „Zum einen muss an der Basis mehr gearbeitet werden, um die Mädchen wieder in die Vereine zu locken. Der Mädchenfußball muss wieder präsenter und damit auch attraktiver werden und - das vielleicht wichtigste: Die Vereine müssen wirklich wollen, dass Mädchen- und Frauenfußball bei ihnen einen Platz findet.“