Finnentrop. Sie haben Sportgeschichte geschrieben, die Fußballerinnen des FC Finnentrop.

35 Jahre lang spielten sie oberhalb der Bezirksliga, davon 18 Jahre in der Westfalenliga und 17 Jahre in der Landesliga.

Doch nun, kurz vor Toresschluss, hatte sich der Vorstand entschlossen, den bitteren Weg in die Kreisliga A zu gehen. Der mit einer ruhmreichen Historie behaftete FC Finnentrop zieht sich aus dem überkreislichen Fußball zurück. Aus dem Kreis Olpe spielen nur noch die SG Albaum/Heinsberg und der SC Drolshagen in der Landesliga, sowie Ostentrop/Schönholthausen in der Bezirksliga.

Auch Größere erwischt es

Eine dramatische Entwicklung des Frauenfußballs im Kreis Olpe. Die E-Mail vom FC Finnentrop an Staffelleiterin Petra Hahn (Hillmicke) besiegelte die Entscheidung. Ambitionierte Vereine und Spitzenmannschaften der Frauen-Landesliga, wie der SSV Buer als Zugpferd mit der ehemaligen Bundestrainerin Steffi Jones und dem Ziel kurzfristiger Aufstieg in die Regionalliga oder Eintracht Dorstfeld, wo die frühere Finnentroperin Elena Strautz spielte, haben ebenfalls den Gang in die Kreisliga angetreten.

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„Die Qualität und Quantität, um in der Bezirksliga zu spielen, können wir aktuell nicht leisten“, fasst Engelbert Schulte, der 1. Vorsitzende des FC Finnentrop, die dramatische Lage in der Frauenfußballabteilung zusammen. Darüber hinaus gilt es für den profunden und erfahrenen Kenner des Frauenfußballs weitere Punkte zu berücksichtigen: „Es war schon in der wegen der Corona-Pandemie abgebrochenen Spielzeit schwierig, den Spielbetrieb aufrecht zu halten, deshalb fiel diese für alle schmerzliche Entscheidung.“

Für das einstige Flaggschiff des heimischen Fußballs, das in ganz Westfalen für Qualität stand, war es ein schleichender Prozess. Erst der freiwillige Rückzug aus der Landesliga und jetzt aus der Bezirksliga. „Wir hatten aktuell keine Abgänge zu verzeichnen, aber mehrere Spielerinnen haben uns signalisiert, dass sie studien- und ausbildungsbedingt nicht immer zum Training und Spielbetrieb zur Verfügung stehen“, resümiert Engelbert Schulte, „um dieser Unwägbarkeit Rechnung zu tragen, haben wir uns entschlossen, in der Kreisliga A des Hochsauerlandkreises weiterzuspielen“.

Engelbert Schulte erklärte die Gründe für den Wechsel in den Nachbarkreis: „Wir haben die Entfernungen geprüft und die Wegstrecken sind für unseren Verein zu bewerkstelligen. Im Gegensatz zum Fußballkreis Lüdenscheid/Iserlohn oder Siegen/Wittgenstein sind Spiele im Großraum Meschede und Schmallenberg im wahrsten Sinne des Wortes nahe liegender.“

Verzicht auf Pokalwettbewerb

Im Gesamtpaket ist dieser Schritt für die Mannschaft, die weiter vom Trainer-Duo Sebastian Ende und Patrick Vergellito betreut wird, die beste Lösung. Vorsichtshalber hat sich der Vorstand zum Norweger-Modell entschieden, sprich eine Neuner-Mannschaft. „Dennoch besteht die Option, von Spieltag zu Spieltag auch mit einer 11-er Mannschaft anzutreten“, weiß Schulte um die Schwere dieser Aufgabe.

Eine weitere Konsequenz ist auch der Verzicht auf den Pokalwettbewerb im Kreis Olpe, wo die Damen des FC Finnentrop über Jahre hinweg das Aushängeschild waren und der Rekordsieger sind. Dies ist alles jetzt Makulatur. „Der Verzicht ist damit zu begründen, dass zwingend mit einer 11er Mannschaft, im Gegensatz zum Meisterschaftsbetrieb, angetreten werden muss“, begründet Engelbert Schulte den Verzicht auf diesen Wettbewerb. „Nun gilt es, sich in der neuen Umgebung mit einem jungen und unerfahrenen Team zu beweisen und gegebenenfalls zu etablieren, das ist die Zielsetzung für die neue Saison.“

Die aktuelle Entwicklung hat sich in den letzten zwei Jahren rasend schnell vollzogen. „Über viele Jahre haben wir es geschafft, Abgänge zu kompensieren“, bilanzierte Engelbert Schulte, „heute sieht die Realität anders aus: Es sind mehrere Faktoren. Einschränkungen durch Studentinnen, Wochenenddienstleistern, aber auch sportliche Neuorientierungen. Hinzu kamen zeitweilig schwere Verletzungen, all das konnte nicht mehr aufgefangen werden. Vereinsseitig war in den letzten zwei Jahren auch nicht jede Entscheidung zielführend, da nehme ich mich selbst nicht aus.“

Beim Blick in den sportlichen Rückspiegel fügte Schulte hinzu: „Man konnte aber entscheiden wie man wollte, die Situation war teilweise so schwierig, dass man so oder so am Ende falsch lag.“