Kirchheim. Der Heimvorteil ist zurück auf Hagener Seite: Phoenix dreht in Kirchheim ein wahnsinnig intensives Basketballspiel in den Schlussminuten.

Zwischendurch sah es so aus, als könnte die bislang eigentlich so glanzvolle Saison von Phoenix Hagen ein verfrühtes und desaströses Ende nehmen. Zwar hätte die Mannschaft von Coach Chris Harris durch die zweite Niederlage im zweiten Spiel bei den Kirchheim Knights noch eine Chance gehabt, das Playoff-Halbfinale zu erreichen, aber man hätte den baden-württembergischen Kontrahenten dreimal in Folge bezwingen müssen. Kaum machbar.

Solche Gedanken mögen die Phoenix-Basketballer in ihrer zweiten Playoff-Partie beschäftigt haben, aber sie ließen sich davon nicht aus der Spur bringen. In einem Kampf-Spiel, wie es im Buche steht, drehte die von Spielmacher Bjarne Kraushaar angeführte Hagener Mannschaft einen 63:68-Rückstand (34. Minute) zu einem 72:68-Sieg und zehrte von einer irren Verteidigungsleistung: Kirchheim gelang in den letzten sechs Spielminuten kein einziger Punkt mehr. Damit hat Phoenix in der Best-of-five-Serie zum 1:1 ausgeglichen und den Heimvorteil zurückerobert. Spiel drei steigt am kommenden Dienstag in der Ischelandhalle (19.30 Uhr).

Phoenix früh in Bedrängnis

Kirchheim nahm den Schwung aus dem ersten Sieg mit in Spiel zwei und legte gut los. Bereits in der fünften Spielminute sah sich Phoenix-Coach Chris Harris zur Auszeit gezwungen, denn seine Mannschaft lag mit 6:15 hinten. Kirchheim ließ den Ball wunderbar laufen und fand die freien Schützen, während Hagen gegen eine tief stehende Verteidigung zu viele Würfe aus der Mittel- und Ferndistanz nahm und versemmelte. Als Bjarne Kraushaar dann aber zwei Dreipunktewürfe versenkte und Kristofer Krause einen Dreier hinterherschickte, war die Partie plötzlich ausgeglichen (15:15/7.). Zack, zack, zack. Die Hagener warfen weiter munter von außen - allein im ersten Viertel insgesamt zwölfmal – während Kirchheim das Brett attackierte und sich von der Pressverteidigung zunächst unbeeindruckt zeigte.

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Im zweiten Viertel ein völlig anderes Bild: Phoenix drängte zum Brett, bewegte den Ball flüssig und die intensive Defense zermürbte bisweilen schlapp wirkende Kirchheimer, die nicht hinterherkamen. In der 17. Minute vollendete zunächst Devonte McCall und im nächsten Angriff Naz Bohannon am Korb – Kirchheims Coach Igor Perovic nahm genervt die Auszeit, die jedoch keine Wirkung offenbarte. Bohannon klaute den Ball und führte die erste Hagener Führung seit der ersten Minute herbei (34:35). Und der Hagener Lauf ging bis zum 38:45-Halbzeitstand weiter. Den Knights sollte in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte lediglich ein Korb aus dem Feld gelingen; ein Vier-Punkte-Spiel von Liga-Topscorer Michael Flowers.

Kirchheim arbeitet sich zurück

Kirchheim kam wacher und leidenschaftlicher aus der Kabine und hatte das Momentum ruckzuck auf seiner Seite. Die Hagener hatten bis zum 48:50 (24.) die Oberhand, verfielen aber immer mehr in alte Gewohnheiten zurück. Auffällig: Weder Siler Schneider noch Dennis Nawrocki gelang irgendetwas im Angriff, am Ende trafen beide Guards kumuliert nur einen von 19 Würfen aus dem Feld. Auch bei den Knights war vieles Stückwerk, jedoch arbeiteten sich die Gastgeber erfolgreich an die Freiwurflinie und griffen sich mehr Rebounds. Durch Nic Muszynskis Korbleger lag Kirchheim mit 59:54 (30.) in Front. Kraushaar, der ebenso wie Kristofer Krause im Angriff überzeugte, konterte mit einem Dreier zum 59:57-Viertelstand.

Hagens Devonte McCall (am Ball) im Duell mit Kirchheims Demetrius Ward.
Hagens Devonte McCall (am Ball) im Duell mit Kirchheims Demetrius Ward. © imago/Eibner | IMAGO/Eibner-Pressefoto/Nina Sander

Was folgte, war ein intensives letztes Viertel, in dem beide Mannschaften kaum einen offensiven Rhythmus fanden. Phoenix lag lange zurück, bis in der 39. Minute ausgerechnet Neuzugang Vincent Neugebauer, dem man bei seiner Verpflichtung eigentlich nur eine Reservistenrolle in Aussicht gestellt hatte, zum 68:68 ausglich. Ohne den mutigen Auftritt des Youngsters hätte man diese Partie wohl nicht gewonnen.

Wenig später verwandelte Nawrocki zwei Freiwürfe zum 68:70. Weil die Hagener aufmerksam wie leidenschaftlich verteidigten, kamen die Gastgeber nicht mehr zum Erfolg, wie schon zum Ende der ersten Hälfte. Der Hagener Plan, Kirchheim mürbe zu spielen, ging auf. Phoenix gewann das letzte Viertel mit 15:9. Den 72:68-Endstand markierte Hagens Vorzeige-Malocher Naz Bohannon (14 Punkte/13 Rebounds) von der Freiwurflinie.