Herdecke. Fünf Monate pausierte die Nationalteam-Kämpferin, aber nicht wegen einer Verletzung. Wie die Herdeckerin ihr Comeback angeht:

So eine lange Wettkampfpause hatte sie - abgesehen vom erzwungenen Stillstand während der Corona-Pandemie - wohl noch nie. Am 1. September 2023 startete Anna-Lena Frömming beim Grand Prix in Paris, unterlag dort in der ersten Runde gegendie Italienerin Gada Al Hawalni. Knapp fünf Monate später kehrt die 28-jährige Herdeckerin am Sonntag national auf die Taekwondo-Matte zurück. Bei den Deutschen Meisterschaften in Ochsenhausen will sie ihren Titel in der 62-Kilogramm-Klasse am Wochenende verteidigen. Auch erste internationale Termine für das Jahr stehen schon. „Ich will erstmal sehen, wie mein Leistungsstand ist“, sagt sie.

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Das Jahr 2023 startete eigentlich gut für Anna-Lena Frömming. Nach ihrem bereits 15. deutschen Meistertitel in Nürnberg sorgte sie auch bei internationalen Turnieren mit Rang drei beim Presidents Cup in Istanbul und der Silbermedaille bei den US Open in Las Vegas für Aufsehen. Ehe die Herdeckerin sich dann bei den Belgian Open einen Mittelhandbruch zuzog und drei Monate keine Turniere mehr bestreiten konnte. Ohne Wettkampfpraxis startete sie dann bei ihrer fünften Weltmeisterschaft, in Baku/Aserbaidschan traf sie aber - wie sieben Monate zuvor bei der WM in Guadalajara/Mexiko - auf die spätere Weltmeisterin: Und nach Sarah Chaari aus Belgien war auch gegen Lillia Khuzina aus Russland im Achtelfinale Endstation, bei den folgenden European Games im polnischen Krakau schied sie dann überraschend im ersten Kampf gegen die Kroatin Ivana Arelic aus. Und bestritt neben diesen internationalen Meisterschaften in „ihrer“ 62-kg-Klasse noch zwei Grand Prix in der olympischen 57-kg-Klasse, doch auch in Rom und Paris schied die 28-Jährige früh aus.

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Am Anfang seien die vorangegangene Verletzung und die nur kurze Rehabilitatonszeit ein Handicap gewesen, sagte Frömming nach der WM, die Hand habe sie noch nicht wie gewohnt einsetzen können. Dass sie nach dem 1. September kein Turnier mehr bestritten habe, läge aber nicht darin, betont sie jetzt. „Mein Bundesstützpunkt-Trainer in Düsseldorf und ich haben entschieden, dass ich eine längere Trainingsphase einlege“, erklärt Anna-Lena Frömming: „Um mal wieder ein Aufbautraining zu haben. Es war ja nicht vorhersehbar, dass der Trainer bald nicht mehr da sein würde.“ Doch zum November wurde Mehran Askari als Bundesstützpunkt-Trainer gekündigt, seitdem gibt es in Düsseldorf eine Interimslösung. „Mit ihm hatte ich alles geplant, seitdem mache ich das nun weitgehend selber“, bedauert sie.

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Beim traditionellen Kaderlehrgang der Deutschen Taekwondo-Union in Nürnberg zu Jahresbeginn trainierte sie dann erstmals wieder mit dem Nationalteam, jetzt folgt der erste Wettkampf: In der Dr. Hans Liebherr-Sporthalle im bayerischen Ochsenhausen werden am Wochenende die deutschen Meister bei der A-Jugend (Samstag) und bei den Senioren (Sonntag) ermittelt. Und auch wenn es in keiner Klasse mehr Konkurrenz gibt als bei den 62 Kilogramm, so ist Anna-Lena Frömming gegenüber den 16 anderen Taekwondo-Kämpferinnen klar favorisiert. In der Weltrangliste ist sie zwar durch ihre lange Turnierpause bis auf Platz 14 zurückgefallen, doch hinter ihr ist mit der Iserlohnerin Laura Goebel (Platz 63) nur eine weitere DM-Teilnehmerin überhaupt in den Top 100 vertreten. „Wenn ich schon dabei bin, will ich auch die Goldmedaille“, sagt sie. Es wäre ihr 16 nationaler Titel, wenn man die „Finals Berlin/Rhein-Ruhr“ im Corona-Jahr 2021 mitzählt, in denen in Dortmund die deutschen Meister in den olympischen Gewichtsklassen ermittelt wurden - und die Herdeckerin in der ungewohnten 67-kg-Klasse gewann.

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Die Titelkämpfe in Ochsenhausen sind auch der Saisonauftakt für die Zweikämpfer im Jahr der Olympischen Spiele. Doch Olympia 2024 in Paris („Das ist keine Option mehr“) ist für die Herdeckerin, die 2016 nur ganz unglücklich die Spiele in Rio de Janeiro verpasste, kein Thema. „Die Europameisterschaften sind in diesem Jahr mein Ziel“, sagt sie mit Blick auf den Wettkampfkalender des Jahres, vom 10. bis 12. Mai werden in Belgrad die EM-Titel vergeben. Ihren ersten internationalen Start absolviert die Herdeckerin bereits eine knappe Woche nach Ochsenhausen etwas weiter südlich, am 3./4. Februar sind die Austrian Open terminiert. Die US Open, wo sie ihren letzten großen Erfolg feierte und die diesmal in Reno im US-Bundesstaat Nevada stattfinden, hat sie aber nicht im Programm: „Ich werde wohl eher die Turniere in der Nähe kämpfen.“

Mein Bundesstützpunkt-Trainer in Düsseldorf und ich haben entschieden, dass ich eine längere Trainingsphase einlege.
Anna-Lena Frömming - Taekwondo-Kämpferin aus Herdecke