Innsbruck/Herdecke. EM-Medaillen ja, eine Europameisterin im Taekwondo aber hatte Herdecke noch nie. Wie dies nun Jasmin Flotow gelang:

Dieser Trip ins winterlich verschneite Österreich hat sich wirklich gelohnt. Eine sechsköpfige Gruppe vom Herdecker Taekwondo-Klub redletics hat sich am Wochenende auf den Weg ins knapp 800 Kilometer entfernte Innsbruck gemacht, um Vereinsmitglied Jasmin Flotow als Fans bei ihrem Europameisterschafts-Debüt zu unterstützen. Und sie konnten am Sonntag nachmittag in der Olympiahalle feiern, denn die 15-jährige schrieb Geschichte und wurde mit dem Juniorinnen-Team bei der Poomsae-EM überraschend direkt Europameisterin. Und krönte die starke Bilanz der Deutschen-Taekwondo-Union (DTU) mit der insgesamt neunten und letzten Goldmedaille, die das deutsche Team auf Platz zwei der Nationenwertung hinter Spanien führte. Auch für das Taekwondo in Herdecke war es der bisher größte Erfolg. „Das ist cool, einen Europameistertitel hatten wir noch nie“, freute sich Trainerin Anna-Lotta Merfeld.

Jasmin Flotow vom Herdecker Verein redletics (mit Medaille) wird mit den Team-Juniorinnen in Innsbruck Europameisterin. Von den redletics sind Fabian Haas, Mia Merfeld, Andrea Merfeld, Vater Jürgen Flotow, Robin Schlickmann und Anna-Lotta Merfeld (von links) dabei.
Jasmin Flotow vom Herdecker Verein redletics (mit Medaille) wird mit den Team-Juniorinnen in Innsbruck Europameisterin. Von den redletics sind Fabian Haas, Mia Merfeld, Andrea Merfeld, Vater Jürgen Flotow, Robin Schlickmann und Anna-Lotta Merfeld (von links) dabei. © Redletics | Redletics

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Seit Mittwoch war Jasmin Flotow, die mit ihren Teamkolleginnen Hannah Do aus Niedersachsen und Jessica Storm aus Sachsen von der DTU für den Teamwettbewerb der Juniorinnen-Klasse für die EM im Formenlauf nominiert worden war und dort debütierte, in Innsbruck. Das Unterstützungs-Team aus der Heimat mit ihrer Klubtrainerin und Fabian Haas, Mia Merfeld, Andrea Merfeld und Robin Schlickmann von den redletics sowie Vater Jürgen Flotow war am Wochenende nach Tirol nachgereist. „Genau zum Wintereinbruch“, betonte Anna-Lotta Merfeld. Der Wettkampf des jungen Trios stand erst zum EM-Abschluss am Sonntag an, dann erlebten die Herdecker nach Weihnachtsmarkt-Besuch zuvor einen aufregenden Tag in der Innsbrucker Olympia-Halle. „Drei Europameisterschaften, drei Medaillen für das Team von redletics. Wir sind super stolz“, sagte die Trainerin. Ihre jüngere Schwester Mia Merfeld hatte 2017 und 2019, damals noch für Stammklub TuS Ende, ebenfalls mit den deutschen Juniorinnen Silber bw. Bronze gewonnen.

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In Innsbruck trumpften Hannah Do, Jasmin Flotow und Jessica Storm schon in der ersten Runde am Sonntagmorgen auf, qualifizierten sich als bestes von insgesamt 17 Teams vor Finnland und Großbritannien souverän für das Finale. „Schon im Halbfinale zeigten die drei Mädels eine sensationelle Performance“, kommentierte die DTU. Im Finale am Mittag waren Jasmin Flotow und ihre Freundinnen, zu der die Teamkolleginnen in der gemeinsamen Vorbereitung geworden sind, sogar noch stärker. Und gewannen nach zwei perfekten Formen die Goldmedaille - „mit einem sagenhaften Abstand“, wie Jessica Storms sächsischer Heimatverband schrieb - vor Großbritannien und Spanien. „Sie haben in beiden Runden ganz deutlich vorn gelegen“, staunte Anna-Lotta-Merfeld, von Premieren-Lampenfieber gab es bei ihrem Schützling, der vor dem EM zumindest mit einer Medaille geliebäugelt hatte, keine Spur: „Alle drei waren voll fokussiert!“

Gemeinsam mit Hannah Do und Jessica Storm wird Jasmin Flotow (Mitte) Europameisterin.
Gemeinsam mit Hannah Do und Jessica Storm wird Jasmin Flotow (Mitte) Europameisterin. © Redletics | Redletics

Feier am Samstag in Herdecke

Und ließen danach ihren Emotionen freien Lauf. Mit Deutschland-Fahne liefen Hannah Do, Jasmin Flotow und Jessica Storm direkt eine Ehrenrunde um die Taekwondo-Matte. Und bei ihrer Siegerehrung stand das übrige deutsche Team - mit neun Gold-, sechs Silber- und sechs Bronzemedaillen erfolgreich wie nie - zur Nationalhymne Spalier und sang mit. „Die drei waren total überwältigt“, beobachtete die Trainerin, „sie haben sich tierisch gefreut, dass sie direkt den EM-Titel gewonnen haben.“ In Herdecke wird die erste Europameisterin nach ihrer Rückkehr am Samstag gefeiert, wie Anna-Lotta Merfeld verspricht: „Wir haben unsere Weihnachtsfeier mit über 120 Teilnehmern, die mit Ihrem ,Gala-Charakter‘ und anschließender Party einen sehr schönen Rahmen bietet.“

Anna Siepmann, hier mit Teamkollege Christian Senft, wird im Paarlauf Sechste.
Anna Siepmann, hier mit Teamkollege Christian Senft, wird im Paarlauf Sechste. © Instagram Anna Siepmann | Instagram Anna Siepmann

Anna Siepmann belegt EM-Rang sechs

Mit Anna Siepmann, die für das Redfire-Kampfsportteam aus Niedersachsen startet, nahm eine weitere Herdeckerin an der Poomsae-Europameisterschaft in Innsbruck teil. Im Paarlauf unter 30 Jahren qualifizierte sich die 19-Jährige, die beim TuS Ende als Cheftrainerin Technik fungiert, gemeinsam mit ihrem Partner Tim Do auf Rang drei unter 18 Teams hinter Spanien und der Türkei souverän für das Finale. Dort konnte das Duo die Medaillenchance nicht nutzen, man belegte den sechsten Platz. während das andere deutsche Paar Marina Briechle/Emir Can - zuvor Sechster - die Bronzemedaille gewann. „Auch ohne EM-Medaille hat Anna eine super Leistung gezeigt“, kommentierte der TuS Ende: „Dies war für beide die erste EM in der Seniorenklasse.“ Tags zuvor hatte Anna Siepmann als Coach zum Europameisterschafts-Gewinn des Teams Ü30 mit ihren Klubkollegen Christian Senft, Hilko Paschke und Fabian Frank beigetragen.

Das ist cool, einen Europameistertitel hatten wir noch nie
Anna-Lotta Merfeld, Trainerin von Jasmin Flotow