Hagen. Erstes Heimspiel 2024, erster Sieg. Aber erneut muss Phoenix Hagen vor 3013 Zuschauern für den Erfolg lang und hart arbeiten.
Manchmal verkommt so ein Basketball-Spiel zu einem zähen Geschäft. Irgendwann aber ist er plötzlich da, dieser Moment, ab dem die Bälle dann - kaum erklärlich - wieder in einen Korb fallen, bei dem man zuvor über fast 20 Minuten den Eindruck hatte, jemand hätte ihn mit dicken Holzbohlen zugehämmert.
Dieses Irgendwann ließ auf sich warten. Dann aber ackerte sich Phoenix Hagen in der ProA vor wieder einmal mehr als 3000 Zuschauern zum nächsten Arbeitssieg.
Nawrockis Sehnsucht nach der Wende
Einer auf dem Feld mag dieses Irgendwann besonders herbeigesehnt haben. Und als Kapitän Dennis Nawrocki seinen ersten Dreier im Korb versenkte, kreierte er damit - bewusst oder unbewusst - einen jener Momente, die einem Spiel eine besondere Wendung verleihen können.
Nawrocki jubelte, die Ischelandhalle, die diesen Augenblick wohl ebenso wie der 31-Jährige selbst herbeigesehnt hatte, stand kopf.
Nach dem Spiel hat man einen anderen, einen distanzierten Blick auf die Dinge. Aber Nawrocki wusste genau, was diesen Wurf so besonders gemacht hatte. Achtmal hatte er Maß genommen, achtmal war der Ball auf den Ring gefallen oder gar komplett am Korb vorbeigerauscht. „Wir haben einfach nicht getroffen“, beschrieb er das, was die Zuschauer im ersten und auch über weite Strecken des zweiten Viertels mit einer Mischung aus Entsetzen und Enttäuschung zur Kenntnis nehmen mussten, „wir haben nicht getroffen, obwohl wir die Gelegenheiten hatten.“
Das geht wohl besser
Und mit Blick auf seine eigene Bilanz sagt er mit einem schelmischen Grinsen: „Null von acht - das geht wohl besser.“
Null von acht. Und trotzdem nahm Nawrocki den nächsten und neunten Dreier. Und er traf. Was irgendwie sinnbildlich für einen Phoenix-Sieg stand, der vor allem durch harte Arbeit geprägt war. „Du darfst nicht darüber nachdenken. Du musst es einfach weiter probieren. Wir trainieren diese Würfe ja permanent. Und irgendwann fallen sie dann auch wieder.“
Es fiel der neunte Dreier des Kapitäns, und es fiel kurze Zeit später der zehnte Dreier des Kapitäns. Zwei wichtige Momente einer Aufholjagd, in der es für Phoenix bei niedriger Trefferquote einen Rückstand von elf Punkten aufzuholen galt.
Das Credo des Immer-weiter-Werfens teilt auch Chris Harris. „Bei 0 von 20 muss ich vielleicht reagieren und jemanden vom Feld holen“, sagte der Trainer und musste selbst grinsen. „Aber da war ja noch ein bisschen Luft. Es ist wichtig, dass wir niemals aufhören, Würfe zu nehmen. Sonst stoppen wir das Spiel. Wenn wir vorne nicht treffen, müssen wir hinten noch stärker arbeiten und uns die Bälle wiederholen.“
Starke Defense prägt die Aufholjagd
Dieses „Wieder-Holen“ gelang besonders in der zweiten Halbzeit. Durch Steals und dadurch, dass es Phoenix immer wieder schaffte, Nürnberg innerhalb von 24 Sekunden, die für einen Angriff zur Verfügung stehen, keinen Wurf zu erlauben. So entwickelte sich aus einer Aufholjagd, die - offensiv erneut geprägt durch Aufbauspieler Siler Schneider und Brock Mackenzie (beide 16 Punkte) fast alle der 3013 Zuschauer gewohnt lautstark feierten - der nächste Arbeitssieg.
Womit Harris auch die Frage darauf beantwortet, ob es denn nicht viel entspannter sei, mal mit 20 Punkten Vorsprung ab Viertel zwei durchzumarschieren. „Ehrlich - das wäre doch langweilig. Das haben wir einmal gegen die Artland Dragons geschafft. Aber die Stimmung, die Atmosphäre in der Halle ist eine ganz andere bei solchen Partien wie heute.“
Dass Phoenix trotz der Tabellensituation (Platz vier vor, Platz drei nach dem Spiel) nicht einfach so in eigener Halle die Gegner an die Wand spielt, hat mehrere Gründe: die Leistungsdichte in der Liga, die intensive Spielweise durch eine ligaweit wohl einmalige Aggressivität in der Defense und die hohe Belastung.
Auf dem Zahnfleisch
„Ja“, sagte Harris mit Blick auf die 40 Minuten und den Krankenstand im Team. „Das war ein Arbeitssieg. Wir gehen gerade auf dem Zahnfleisch.“
Wieder am Spielfeldrand
Einer, der zwar nicht auf, aber neben dem Feld (diesmal in Sakko und Hemd wieder auf seinem Platz an der Seite des Feldes und nicht wie gegen Vechta auf dem Heuboden) mit ackerte, war Geschäftsführer Martin Schmidt. „Nichts gegen die fantastische Stimmung, die die Mädels und Jungs auf dem Heuboden machen. Aber mein Spot ist an der Seite. Von hier aus kann ich das Team erreichen.“
Schmidt brüllte, Schmidt gestikulierte, und er machte seinen Sitz zu einem Stehplatz - eine Stütze, wenn die Würfe nicht fallen, und ein kleiner Orkan bei jedem getroffenen Dreier. Auch bei denen von Dennis Nawrocki, die ihren Teil zum nächsten Arbeitssieg beitrugen und aus einem zähen Geschäft ein äußerst erfolgreiches machten.
Phoenix: Nachwrocki (8 Punkte), Schneider (16/9 Assists/4 Rebounds/3 Steals), Kraushaar (11), McCall (2), Mackenzie (16), Uhlemann (2), Bohannon (13/4 Rebounds), Krause (2), Boner (7/8 Rebounds).
Nürnberg (bester Werfer): Wolf (15), Köpple (14), Gaines (12), Feneberg (9).