Karlsruhe. Phoenix Hagen gewinnt ein unansehnliches Basketballspiel in Karlsruhe. In der Schlussphase läuft vor allem Siler Schneider zur Höchstform auf.

Wer es positiv auslegen wollte, der sah am Mittwochabend im sogenannten Löwenkäfig zwei Mannschaften, die sich defensiv nichts schenken mochten. Allerdings konnte man auch konstatieren: Die Partie zwischen den PS Karlsruhe Lions und Phoenix Hagen war ein recht niveauarmes Basketballspiel voller Fehlwürfe, Fouls und (teils unforcierter) Ballverluste. Allerdings schlägt sich Phoenix in solchen Partien achtbar, wie am 15. Spieltag der 2. Bundesliga ProA erneut deutlich wurde: Das Team von Trainer Chris Harris zeigte gen Spielende seinen besten Basketball und besiegte die Lions mit 79:71 (36:32).

Ganz wichtig im Schlussviertel: Phoenix verlor nicht einmal den Ball, hörte nicht auf, am offensiven Brett zu ackern und zehrte wieder von der Nervenstärke von Mr. Crunchtime Siler Schneider, der ganz abgezockt 12 seiner 22 Punkte in den letzten 7 Minuten erzielte. Und so fuhr Phoenix verdient den elften Saisonsieg ein. „Wir schauen grundsätzlich primär auf unseren Entwicklungsprozess, bei dem wir heute wieder ein Stück weitergekommen sind“, resümierte Chris Harris. „Dass dabei für uns ein wichtiger Sieg herausgesprungen ist, ist umso schöner, da wir gesundheitlich angeschlagen waren. Ich rechne den Jungs hoch an, wie sie das Tempo hochgehalten und sich den Bällen nachgeworfen haben - heute ist jeder absolut ans Limit gegangen.“

Lennart Boner mit guter 1. Hälfte

Beide Mannschaften waren defensiv gut eingestellt, und Phoenix profitierte viel von Lennart Boner, der als defensiver Anker Würfe blockte und reboundete. Und von flinken Hagener Händen, die den Karlsruher Spielaufbau empfindlich störten. Beide Teams verloren reihenweise Bälle, fanden keinen Rhythmus. Doch Phoenix war ein Ticken galliger und konzentrierter und ging mit einem 12:2-Lauf zwischen der 15. und 19. Minute mit 36:25 in Front.

Nachdem Hagens Kapitän Dennis Nawrocki diesen Lauf mit einem Korbleger nach Offensivrebound vollendete, schmiss Karlsruhes Trainer Aleksandar Scepanovic seine Wasserflasche genervt aufs Parkett. Bei den Löwen war bis dahin allenfalls der unüberhörbare Hallensprecher auf Betriebstemperatur, danach jedoch legte Karlsruhe eine 7:0-Serie hin und verkürzte zur Halbzeit auf 32:36. Bei Phoenix passte der letzte Angriff mit Ablauf der Wurfuhr ins offensive Bild: Naz Bohannon schmiss einen weiten Mitteldistanzwurf jenseits von Ring und Netz.

Karlsruhe geht in Führung

Die Löwen setzten ihren Lauf mit physischer und aggressiver Spielweise fort, Phoenix konnte darauf oft nur mit Foul antworten. So holte sich Karlsruhe durch einen Dunking von Dennis Tunstall Jr. seinen bis dato höchsten Vorsprung (43:39/24.). Phoenix wehrte sich und holte durch Dreier von Brock Mackenzie und Bjarne Kraushaar die Führung zurück. Im spannenden letzten Viertel mussten zunächst Boner und dann Nawrocki mit Foulhöchstzahl das Feld verlassen. Bei Phoenix konnte man sich glücklich schätzen, dass Karlsruhe reihenweise Freiwürfe auf den Ring setzte. Die Fehlwürfe nutzte vor allem Schneider aus, der Hagens stärkste Phase - einen 15:3-Lauf zum 60:71 - mit acht Punkten anführte (37.).

War es das? Mitnichten. Hagen spielte die Wurfuhr mehrmals bis zum Ende erfolglos herunter, während Karlsruhe mit dem Rücken zur Wand agierte. Bittere Szene für Phoenix: Naz Bohannon bekam ein unsportliches Foul, obwohl er bei Bakary Dibbas Zug zum Korb nur nach dem Ball griff. Dibba versenkte beide Freiwürfe, O‘Showen Williams schickte einen Dreier hinterher - und die Lions waren wieder auf 69:71 dran. Doch Mackenzie sowie erneut Schneider versenkten aus der Mitteldistanz ganz cool ihre Würfe. Karlsruhe war bezwungen.

Phoenix: Nawrocki (4), Schneider (22), Kraushaar (12), McCall (2), Mackenzie (14), Uhlemann (3), Bohannon (10), Krause (6), Boner (6, 9 Rebounds).

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