Hagen. Phoenix Hagen kann sich erstmals seit vier Jahren über eine ausverkaufte Halle freuen. 3145 Zuschauer sehen aber eine Niederlage, die Gründe hat.
So ein Basketball-Abend kann reichlich Glücksmomente bereithalten. Ein erster zeichnete sich bereits im Laufe des Tages ab, lange vor dem Hochball in der Ischelandhalle zum Pro-A-Spiel Phoenix Hagen gegen Rasta Vechta II, das am Ende 86:94 endete. Da wurde klar, dass die Abendkasse zum ersten Mal seit genau vier Jahren nicht mehr öffnen würde. 3145 Zuschauer in der „Ische“ - ausverkauft.
Doch während damals mit Leverkusen ein Team zu Gast war, dass reichlich eigene Fans zum NRW-Derby mitgebracht hatte, galt das für die talentierte Zweitvertretung des BBL-Teams aus Niedersachsen keineswegs. So waren es wohl nahezu 3145 Hagener, die weitere Glücksmomente erleben wollten.
Martin Schmidt auf dem Heuboden
Einer von ihnen war jener Mann, der sich selbst an einen der größten Fans des Klubs bezeichnet. Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt tauschte seinen Courtside-Platz (erste Reihe, direkt am Spielfeldrand), um das Erlebnis Heuboden hautnah mitzuerleben. Mitten drin, statt nur dabei. Da, wo die Treuesten der Treuen unter den 3145 Anwesenden den Takt vorgeben und eine Halle für ein Auswärtsteam zur Hölle machen können.
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„Ich wollte dem Mythos Heuboden ein Stück näher kommen“, so Schmidt nach dem Spiel. „Das ist mir heute gelungen. Als eine Minute vor dem Ende die Partie eigentlich nicht mehr zu drehen war und die Fans das Team trotzdem weiter gepusht haben - das ist Wahnsinn.“
Gepusht haben auch weite Teile der 3145 Fans auf den Sitzplätzen und den anderen Tribünen. „Einfach geil, dass das Spiel ausverkauft war“, resümierte Schmidt, „ich bin sehr stolz. Das ist die Belohnung, die sich das Team nach den letzten Wochen verdient hat.“
Phoenix belohnt sich nicht
Diesmal allerdings belohnte sich Phoenix gegen ein Team, das aus reichlich Talenten besteht, nicht. Center Johann Grünloh, gerade 18 Jahre alt, kommt immer wieder im Bundesliga-Team zum Einsatz. Ihm wird schon jetzt eine NBA-Karriere vorausgesagt. Dazu Joshua Bonga, Bruder des Nationalspielers und Weltmeisters Isaac Bonga. Und nicht zuletzt Jack Kayil, ebenfalls 2005er Jahrgang, Neuzugang aus Berlin.
Zwei weitere Spieler fallen aus
Dass Phoenix sich teilweise schon in Hälfte eins schwertat, lag auch daran, dass mit den grippeerkrankten Tim Uhlemann und Devonte Mccall zwei weitere Spieler ausfielen. Denn seit Wochen steht ohnehin Marvin Omuvwie nicht auf dem Feld, der an einer Schambeinentzündung laboriert. Die Folge: klare Größenvorteile für die Gäste, denen man kaum anmerkte, dass sie mit einer Niederlagenserie von fünf Spielen in Folge nach Hagen gekommen waren.
Auch wenn Kapitän Dennis Nawrocki die Verletzten am Ende nicht als Grund für die Niederlage anerkennen wollte: „Unser Kader ist tief genug. Gegen so ein junges Team müssen wir gewinnen.“ Trotzdem sah er das Spiel als weiteren wichtigen „Step“ zum großen Ziel. „Wir werden gucken, was schiefgelaufen ist.“
Auch der Kapitän war von der Stimmung in der Halle überwältigt: „Das hat uns richtig viel Energie gegeben. Ohne die Unterstützung wäre die Niederlage noch deutlicher ausgefallen.“
Zwei Buzzer-Beater
Einer hatte an der Niederlage großen Anteil: Kevin Smitt, mit 32 Jahren ältester und erfahrenster Akteur der Gäste, der sowohl am Ende des ersten als auch des zweiten Viertels mit einem Buzzer-Beater von jenseits der Dreierlinie traf, sein Team in dieser Phase im Spiel hielt und am Ende auf 25 Punkte kam. Nur 47:46 hieß es deshalb trotz diverser Hagener Glücksmomente bei Halbzeit.
Glücksmomente zu Beginn
Zumindest zu Beginn waren es noch die Glücksmomente, die auf Hagener Seite überwogen und die Zuschauer erlebten und immer wieder feierten. Zum Beispiel bei einem krachenden Dunking durch Naz Bohannon. Oder bei Dreiern von Kristofer Krause, Dennis Nawrocki und Brock Mackenzie, die immer wieder das Ziel fanden.
Schwieriges drittes Viertel
Je länger das Spiel aber dauerte, desto schwieriger wurde die Situation für Phoenix. Besonders im dritten Viertel verteidigte Vechta stark. Phoenix traf nur noch selten. 13 Punkte Rückstand nach 30 Minuten waren eine echte Hypothek.
Eine Hypothek, die am Ende zu groß war. Auf weniger als fünf Punkte kam Phoenix (bei schwacher Freiwurfquote) im letzten Viertel nicht mehr heran. Als dann zweieinhalb Minuten vor Ende mit Aufbauspieler Siler Schneider - in der letzten Saison in Diensten von Vechta - der nächste Akteur verletzt ausfiel, war die Entscheidung gefallen.
Es waren die Gäste, die den letzten Glücksmoment des Abends feierten. 94:86 - erster Sieg nach fünf Niederlagen in Folge.