Hagen. Die Strafen gegen Phoenix Hagen sind nicht nur überzogen, sie werfen auch Fragen zur Ligapolitik und Fan-Spieler-Interaktion auf. Ein Kommentar.

Hagener Basketball-Fans sind nicht unbedingt etwas für zart besaitete Gemüter. Ihr Ton gegenüber gegnerischen Spielern und Schiedsrichtern ist bisweilen rau - und das muss man nicht gutheißen. Aber dass die Spielleitung der 2. Basketball-Bundesliga für die Sprechchöre „Scheiß Düsseldorf“, die im Westduell mit den ART Giants minutenlang geträllert wurden, den Strafenkatalog aus der Schublade holen muss, ist ein frappierendes Signal an die Fanszene der 2. Liga. Mit einem halben Dutzend Geldstrafen hat man Phoenix Hagen nicht nur auf die Finger gekloppt, sondern gleich den Vorschlaghammer herausgeholt.

Im vierten Viertel des Westduells geraten Hagener und Düsseldorfer Spieler heftig aneinander.
Im vierten Viertel des Westduells geraten Hagener und Düsseldorfer Spieler heftig aneinander. © Hagen | Jörg Laube

Um die Situation gewissenhaft bewerten zu können, muss man sie in Kontext einordnen: Die Schmährufe sind nach handfesten Auseinandersetzungen zwischen Hagener und Düsseldorfer Spielern angestimmt worden. Es war eine hitzige Situation, für die Spieler beider Teams verantwortlich waren und die eine für Derbys übliche Eigendynamik annahm. Es war emotional. Den Gesang „Scheiß Düsseldorf“, den man in Sportarten wie Eishockey allenfalls als nette Folklore empfände, sollten ein professioneller Klub und seine professionellen Spieler aushalten können. Was muss sich erstmal der Fußballer eines Gästeteams in Dortmund anhören, wenn er nahe der Südtribüne einen Eckball schießen muss? Da geht es um teils krasse persönliche Diffamierungen, wovon im Basketballderby Hagen-Düsseldorf keine Rede sein konnte.

Haben Spieler den Gesang überhaupt verstanden?

Überdies sollen laut Zweitliga-Spielleitung nicht nur der Phoenix-Trainer, sondern auch vier Hagener Spieler die Fans zum Schmähgesang animiert haben. Mit „Beklatschen und Bejubeln“. Fraglich ist, wie die Spielleitung sich überhaupt sicher sein kann, dass die Phoenix-Basketballer den konkreten Gesang befeuern wollten. Haben die US-Amerikaner Brock Mackenzie und Naz Bohannon die Sprechchöre überhaupt verstanden? Müssen Spieler künftig genau hinhören, ehe sie mit ihren Fans interagieren? Dürfen Zuschauer nicht „Scheiß XY“ rufen oder es nur nicht in Dauerschleife singen, wie es gegen Düsseldorf der Fall war? Fragen über Fragen.

Wäre die Spielleitung der 2. Liga konsequent, so müsste sie künftig reihenweise Sanktionen verteilen, denn auch jenseits von Volme und Ruhr sind Basketballspiele keine Gottesdienste. Zu erwarten ist das aber nicht. Es hat den Anschein, als wollte die 2. Liga an Phoenix Hagen nur ein Exempel statuieren.