Hagen. Während Schmähgesänge gegen Düsseldorf angestimmt werden, animiert Coach Harris die Fans von Phoenix Hagen. Was er nach Spielschluss dazu sagte.

Er sage jetzt lieber nicht alles, was „ich im Kopf habe“, gab Paul Giese mit einem Schmunzeln zu Protokoll, aber mit „ein paar unsportlichen Fouls weniger und ohne Rudelbildungen“ wäre das Duell zwischen seinen ART Giants Düsseldorf und Phoenix Hagen sicherlich auch schön gewesen. Das hatte Giese, der Düsseldorfer Basketballer mit Hagener Vergangenheit, maximal charmant ausgedrückt, denn die Szenen, die er im Kopf hatte, hatten mit Sport nichts mehr zu tun.

Nachdem Phoenix dem Westduell zu Beginn des vierten Viertels mit einem 19:0-Lauf eine spektakuläre Wendung gab, entluden sich in der 36. Spielminute beim Stand von 68:52 reichlich negative Emotionen. Der Düsseldorfer Ben Shungu wurde im Spielaufbau von Kristofer Krause gefoult und machte danach einen Schritt über den am Boden liegenden Krause – eine Aktion, die im Basketball als äußerst despektierlich gilt. Und dann kam es zur Rudelbildung, bei der so viel geschubst und geflucht wurde, dass die Schiedsrichter sich zehn Minuten beraten mussten, um ihre Sanktionen auszusprechen. Am Spielausgang änderte das nichts – Phoenix war in der Defense zu stark und gewann mit 80:65. Kurz nach Spielschluss ging die nächste Rangelei zwischen mehreren Hagener und Düsseldorfer Spielern los. Allerdings konnten die Gemüter zügig beruhigt werden.

Chris Harris entschuldigt sich

Hagens Flügelspieler Tim Uhlemann, der mit 16 Punkten seine Saisonbestleistung ablieferte, wollte wie Giese nach Spielschluss lieber den Mantel des Schweigens über die hitzigen Szenen legen. „Ich habe dem nichts hinzuzufügen“, sagte Uhlemann lakonisch zu Sportdeutschland.tv-Kommentator Johannes Hülstrung, der im Interview die Geschehnisse zusammenfasste.

Kurz danach sah es Phoenix-Coach Chris Harris als seine Pflicht an, sich öffentlich bei den Düsseldorfern zu entschuldigen – nicht etwa für einen Rempler oder ein Foul, sondern für den hämischen Fangesang „Scheiß Düsseldorf“, der im Anschluss an die erste Rangelei in Dauerschleife gesungen wurde.

Im vierten Viertel geraten Hagener und Düsseldorfer Spieler heftig aneinander.
Im vierten Viertel geraten Hagener und Düsseldorfer Spieler heftig aneinander. © Jörg Laube

Während des Schmähgesangs animierte Harris die Hagener Fans mit jubelnden Gesten. „Ich habe einen Fehler gemacht und muss dazu stehen“, räumte er nach der Partie ein. „Ich war so drüber, ich wusste gar nicht, was sie gesungen haben. Und ganz ehrlich, das war auch ein bisschen drüber von unseren Fans – obwohl ich meine Fans absolut liebe. Ich hätte mir gewünscht, dass wir vielleicht zwischendurch mal was anders gesungen hätten. Ich will mich dafür entschuldigen, dass ich das ein bisschen habe eskalieren lassen.“

Phoenix Hagen entschuldigte sich auch auf seinen digitalen Kanälen: „Bei allen Emotionen, die zu einem NRW-Derby gehören und Spiele gegen Düsseldorf so schön machen, haben wir uns in der Hitze des Gefechts nicht so verhalten wie es unser eigener Anspruch ist. Dies möchten wir an dieser Stelle gegenüber dem Team und den Fans der Giants nochmals öffentlich betonen ... und freuen uns auf ein mindestens genauso sportlich packendes, dafür weniger aufreibendes Rückspiel.“

Jetzt Spitzenspiel in Frankfurt

Bei all den Nebengeräuschen ging ein wenig unter, dass die Hagener eine fantastische Defensivleistung abriefen und sich den sechsten Sieg im sechten Heimspiel am Ischeland erkämpften. In den ersten fünfeinhalb Minuten des letzten Viertels – bis zur Rudelbildung – gelang den athletischen Giants kein einziger Punkt.

Phoenix erdrückte seinen Gegner mit galliger Defense und zwang Düsseldorf zu haarsträubenden 23 Ballverlusten. Die Hagener spielten emotional und mit einer beeindruckenden Körpersprache, und als dann nach vielen, vielen Fehlversuchen die Würfe durch den Ring fielen, war Düsseldorf ohne Chance. „Es war auf keinen Fall unser bestes Spiel, aber die Mannschaft ist defensiv so stabil und hat so eine starke Teamchemie, dass sie auch solche Spiele gewinnen kann. Das war heute der Beweis“, sagte Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt und blickte voller Vorfreude aufs nächste Spiel. „Nächste Woche fahren wir nach Frankfurt und können Erster werden.“

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