Münster. Zunächst war er gehemmt, aber am Ende dominant: Lennart Boner war der Mann der Crunchtime beim ersten Phoenix-Sieg. Das sagte er nach dem Spiel.
Lennart Boner stand vor der Fernsehkamera und wischte sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn. Ein wenig nervös wippte er hin und her und während er über dieses Wahnsinnsspiel sprach, das vor wenigen Minuten beendet wurde, grinste er glückselig. Boner, dem neuen Center von Phoenix Hagen, merkte man deutlich an: Er war noch voller Adrenalin. Phoenix hatte soeben am 1. Spieltag der 2. Basketball-Bundesliga ProA den NRW-Konkurrenten Uni Baskets Münster mit 92:88 (80:80; 49:48) nach Verlängerung besiegt – und Boner war der Mann der Schlussphase.
„Ohne Boner, fangen wir nicht an!“, hallte es vom gelben Block der 300 Hagener Fans, die geduldig darauf warteten, dass der Phoenix-Center sein Interview beendete und sich den Feierlichkeiten anschließen konnte. Nachdem Boner dann den Uni Baskets alles Gute für die restliche Saison wünschte, flitzte er zurück zu seinem Team, hakte sich bei Siler Schneider ein und begann zu hüpfen (das Adrenalin eben). „Das war eine unglaubliche Atmosphäre“, sagte Boner nach Spielschluss. „Das ist das erste Saisonspiel, du kommst hier rein und das sind pure Emotionen. Ich weiß nicht, ob mich das am Anfang ein bisschen gehemmt hat. Ich habe ein bisschen gebraucht, um ins Spiel zu kommen. Aber danach habe ich mich gut gefühlt. Wenn man hier bei uns in die Kurve schaut, das ist unglaublich. Das pusht so wahnsinnig.“
Dabei wirkte der in diesem Sommer aus Düsseldorf nach Hagen gewechselte „Big Man“ zu Beginn des Derbys noch gehemmt und war offensiv kein Faktor. Aber ausgerechnet beim 74:63 für Münster (33.), nach der schlechtesten Phoenix-Phase des Spiels, schlug Boners Stunde. Mit einem Korbleger plus Bonusfreiwurf beendete er den bedrohlichen 8:0-Lauf der Baskets. Boner gab Phoenix wieder Hoffnung. Wenige Momente später traf der 2,07-Meter-Turm den nächsten Korbleger, aber nicht nur das: Er reboundete, verteidigte, assistierte und riss seine Mitspieler bis zur Schlusssirene mit. Boner hielt den Hagener Laden zusammen. „Das war super wichtig“, schwärmte Phoenix-Trainer Chris Harris. „Diese beiden Layups, aber auch seine Energie und seine Ausstrahlung haben uns viel gegeben.“
Neuzugänge hängen sich rein
Boner war aber bei weitem nicht der einzige Phoenix-Neuzugang, der in seinem ersten Pflichtspiel einen vernünftigen Eindruck hinterließ. Vor allem Brock Mackenzie wurde gefeiert, was zweierlei Gründe hatte: Erstens wurde er an diesem Tag 24 Jahre alt, zweitens wurde der Mann mit dem feinen Wurf mit 22 Punkten Topscorer der Partie. Und dann war da noch Naz Bohnannon (19 Punkte, 11 Rebounds), Hagens neuer Wühlbüffel, der zwar manchmal unglücklich agierte, aber unermüdlich ackerte. Bohannon pflückte sieben Offensivrebounds, was die Hagener Angriffsschwächen ein Stück weit kaschierte.
Seine US-Landsleute Siler Schneider und Devonte McCall trafen zwar schlecht aus dem Feld, zeichneten sich aber ebenfalls dafür verantwortlich, aus den vielen Münsteraner Fehlern Kapital zu schlagen. Seine Qualitäten bewies auch Routinier Dennis Nawrocki, der 15 Punkte einstreute und bis zum Umfallen kämpfte. Ohne sie alle, muss man konstatieren, hätten die Hagener Fans nicht anfangen können zu feiern.
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