Münster. Es war nicht immer schön, aber am Ende eines umkämpften Derbys setzt sich Phoenix Hagen am 1. Spieltag der 2. Liga ProA gegen Münster durch.

Schon Anfang Juli hatte der Manager der Uni Baskets Münster prophezeit, dass am Berg Fidel das Dach von der Halle fliegen wird, wenn es am 1. Spieltag gegen Phoenix Hagen geht. Eine akkurate Einschätzung, denn in der Tat hätte einem Statiker in diesem Derby Angst und Bange werden können. 300 Gäste-Fans in Gelb machten mächtig Lärm, aber auch rund 2300 Münsteraner Anhänger waren beim Saisonstart aus dem Häuschen. Es war ein Stimmungsfest, an dessen Ende die Hagener Fans zuletzt lachten: Phoenix setzte sich in einem packenden Kampf mit 92:88 (80:80; 49:48) nach Verlängerung durch.

Mackenzie der Mann des Spiels

Es dauerte keine zwei Minuten, bis die Phoenix-Basketballer sich unters Hagener Fanvolk mischten und sich hochleben ließen. Hinter ihnen lag ein hartes Stück Arbeit. Vor allem Neuzugang Brock Mackenzie wurde gefeiert, was zweierlei Gründe hatte: Erstens wurde der junge Mann aus Washington an diesem Tag 24 Jahre alt, zweitens wurde er mit 22 Punkten zum Mann des Spiels. „Brock ist ein super Fang für uns“, rühmte Hagens Trainer Chris Harris seinen neuen Shooting Guard. „Er weiß, wie man scort, und er weiß, wie man verteidigt. Sein Charakter macht ihn aber noch tausendmal wertvoller für unsere Mannschaft. Brock ist super selbstbewusst und furchtlos.“

Mackenzie drehte vor allem im ersten Viertel auf, wo er bereits 12 Punkte markierte. Am Ende des ersten Abschnitts lag Phoenix mit 34:22 in Front – eine Glanzleistung, bei der dank schöner Kombinationen nicht nur Mackenzie überzeugte. So ging es allerdings nicht weiter, eigentlich taten sich die Hagener ab Viertel Nummer 2 fast durchgängig schwer gegen ein Münsteraner Team, das die Zone zuparkte und Phoenix mit seiner Länge empfindlich störte.

300 Hagener Fans laufen in Münster zur Höchstform auf.
300 Hagener Fans laufen in Münster zur Höchstform auf. © Jörg Laube

Die Baskets arbeiteten sich nach und nach zurück in dieses Spiel. Im Angriff waren es vor allem die athletischen Toomer, Scott und Touray, die die Hagener einfach nicht vor sich halten konnten. Mit einem euphorischen Publikum im Rücken glich Münster im zweiten Viertel erstmals durch den gebürtigen Hagener Jasper Günther aus (44:44/18.). Und auch in der zweiten Halbzeit setzte sich der Lauf des Teams von Coach Rohdewald fort.

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In der 33. Minute stand die Halle Kopf, nachdem erst Cosmo Grühn und dann Avi Toomer Dreier verwandelten. Die Baskets lagen mit 73:64 in Front – ess war ihre bis dato höchste Führung. Das Momentum war eindeutig auf Münsteraner Seite, doch Phoenix war weit davon entfernt, sich jetzt abfertigen zu lassen. Der immer stärker werdende Naz Bohannon – auch wenn er hier und da unglücklich agierte – wühlte unermüdlich unterm Korb, griff beim Rebound zu und stand defensiv wie der vielzitierte Fels in der Brandung. Mit einem Double-Double (19 Punkte, 11 Rebounds) feierte auch er ein ordentliches Phoenix-Pflichtspieldebüt. Durch einen Korbleger von Dennis Nawrocki führte Phoenix in der 39. Minute sogar wieder (79:80), ehe Münsters Scott kurz vor Ende de Spieluhr zum 80:80 ausglich. Siler Schneider brachte anschließend keinen Wurf mehr zustande, was bezeichnend war für die zerfahrene Hagener Offense.

Boner am Ende unglaublich wichtig

In der Extrazeit aber hatten die Hagener mehr im Tank als ihr Gegner, vor allem Center Lennart Boner setzte sich erfolgreich unterm Korb durch, während er auf der anderen Seite den Weg zum Brett versperrte. Kurzum: Boner hielt den Laden zusammen. „Das war super wichtig. Diese beiden Layups, aber auch seine Energie, seine Ausstrahlung“, schwärmte Chris Harris. Nach Mackenzies Layup zum 88:84 deutete sich die Vorentscheidung an. Münster ging in der Crunchtime zu fahrlässig mit dem Ball um, was die aufmerksame Hagener Guard-Riege zu nutzen wusste.

Sieg Nummer 1 machten die Hagener anschließend von der Freiwurflinie klar – und ließen sich vom gelben Phoenix-Fanblock hochleben. Man habe allerdings noch viel Arbeit vor sich, stellte Chris Harris fest: „Mir hat es überhaupt nicht gefallen, wie wir Münster wieder ins Spiel gebracht haben, anstatt noch weiter davonzuziehen. Da waren wir einige Male in der Defense nicht clever genug.“

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Statistik

Phoenix: Nawrocki (15), Schneider (10), Kraushaar (5), McCall (7), Mackenzie (22), Uhlemann (3), Bohannon (19, 11 Rebounds), Krause (2), Boner (9).

Topwerfer Münster: Petursson (20), Grühn (16).

Zuschauer: 2650.