Hagen. ProA-Ligist Phoenix Hagen gewinnt das Testspiel gegen die Gießen 46ers. Dabei wird deutlich, wie sehr sich das Team im Angriff verändert hat.

Marvin Omuvwie schlich an der Grundlinie und im Rücken der Verteidigung in Richtung Korb. Zumindest für ein paar Sekunden schienen ihn die Gießen 46ers einfach vergessen zu haben. Brock Mackenzie aber sah ihn kommen und passte ihm bei zwei Sekunden Restspielzeit, Omuvwie tauchte unterm Brett durch und legte den Ball rückwärts ins Netz. 82:80, Sieg in letzter Sekunde, 900 jubelnde Fans in der Ischelandhalle. Phoenix Hagen hat sein erstes und letztes Testspiel im eigenen Hause siegreich hinter sich gebracht. Und auch der gesamte Rewe-Familientag, in dessen Rahmen die Partie gegen Gießen stattfand, verbuchte man beim ProA-Zweitligisten als Erfolg.

Wer nimmt den letzten Wurf? Schwer zu sagen

Das Gros der Fans begutachtete die neu formierte Mannschaft von Trainer Chris Harris zum ersten Mal. Dabei war das „Happy End“ symptomatisch: Das Team tritt auch als Team auf, und wer den (letzten) Wurf nimmt, ist vorher kaum abzusehen. Weil die Hagener sich weniger auf sichere Schützen verlassen können, findet mehr Bewegung abseits des Balls statt. Vor allem Devonte McCall, Naz Bohannon und Omuvwie laufen kreuz und quer durch die Verteidigung und werden so oft zu Anspielstationen.

Auffällig ist auch, dass der Hagener Spielaufbau von vielen Akteuren gelenkt wird. Neben den gelernten Point Guards Bjarne Kraushaar und Siler Schneider brachte etwa Allzweckwaffe Bohannon oft den Ball. 25 Assists waren Beleg für teamdienliches Spiel, wobei 6 Hagener mindestens 3 direkte Korbvorlagen verteilten. Gießen kam nur auf 10 Assists. So weit, so gut.

Dieses Duell geht an Phoenix: Neuzugang Naz Bohannon legt den Ball über die ausgestreckten Arme von Ex-Nationalspieler Robin Benzing in den Korb.
Dieses Duell geht an Phoenix: Neuzugang Naz Bohannon legt den Ball über die ausgestreckten Arme von Ex-Nationalspieler Robin Benzing in den Korb. © Jörg Laube

Allerdings wurde beim Testspiel am Ischeland auch deutlich, dass man bis zum Saisonstart am 29. September und darüber hinaus noch viel Arbeit vor sich hat. Spielt der Gegner mit Zonenverteidigung und reichlich Abstand zu den eher ungefährlichen Schützen, dann gerät der Hagener Motor ins Stocken und produziert wenig aussichtsreiche Würfe am Ende der 24-Sekunden-Uhr. So wurde aus einer frühen 12:2-Führung (3.) ein 18:18-Ausgleich am Ende des ersten Viertels. Noch wechseln sich bei Phoenix Phasen des offensiven Aufblühens mit Jetzt-geht-gar-nichts-mehr-Phasen ab.

Deutlich wurde das auch ab der 27. Minute: Nachdem Phoenix mit 65:48 in Front lag, kämpften sich die 46ers über den quirligen Aufbau Duane Wilson (20) und die am Brett robusten Stefan Fundic (18) und Jonathan Maier (16) zurück. Gießens Ex-Nationalspieler Robin Benzing (9) hingegen wirkte gegen die schnellen und variablen Hagener Verteidiger behäbig. Er verwandelte nur einen von sechs Würfen aus dem Feld.

Kritische Schiedsrichterentscheidungen

Dafür traf ungewöhnlicherweise Fundic mit einem Dreier, dessen Wurfkurve so flach war wie ein Pfannkuchen, zum Spielstand von 80:78 (37.). Bei Phoenix war alles Stückwerk, der Ausgleich durch Simon Krajovic zum 80:80 löste beim Hagener Anhang ein kollektives Raunen aus. Die Stimmung wurde zuvor schon durch einige kritische Schiedsrichter-Entscheidungen in Mitleidenschaft gezogen; etwa als Gießens Luis Figge effektvoll ein Unsportliches Foul verkaufte (35.) und Tim Uhlemann kurz danach bei minimalstem Kontakt Wilson gefoult haben soll. Doch am Ende retteten Mackenzie und Omuvwie den Heimsieg.

„Unser Spiel war richtig stark, wir haben deutlich geführt und am Ende gewonnen gegen eine Mannschaft, die klar um den Aufstieg mitspielen wird. Wir haben Gießen gut kontrolliert, haben extrem aggressiv, variabel und teamdienlich gespielt – vor allem aber, und das stimmt mich sehr zuversichtlich, mit viel Energie“, war Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt vom Auftritt seines Teams angetan. Insgesamt sei der Rewe-Familientag ein großer Erfolg gewesen: „Wir sind extrem zufrieden mit dem Tag, wir hatten deutlich mehr Leute da als im Jahr zuvor. Das Rahmenprogramm haben wir mit Rewe und auch erstmals mit Hilfe unseres Fanclubs Tornados gestaltet – sie haben das Fahnenmalen für Fans angeboten. Einfach toll, wenn Fans Angebote für andere Fans machen. Das hat diesen Tag bereichert.“

Die Phoenix-Basketballer – hier Siler Schneider (l.) und Kristofer Krause – mischen sich beim Rewe-Familientag unters Fan-Volk.
Die Phoenix-Basketballer – hier Siler Schneider (l.) und Kristofer Krause – mischen sich beim Rewe-Familientag unters Fan-Volk. © Jörg Laube

Punkteverteilung

Phoenix: Iloanya, Nawrocki (8), Schneider (9), Kraushaar (2, 6 Assists), Vrencken, McCall (10), Mackenzie (15), Omuvwie (9, 7 Rebounds), Uhlemann (10), Bohannon (15, 8 Rebounds), Krause, Boner (4, 7 Rebounds).

Familientag mit buntem Programm

Das erste Testspiel des Rewe-Familientags gewannen die Basketball Löwen Braunschweig mit 102:76 gegen ZZ Leiden.

Beim Rewe-Familientag wurde auch abseits des Parketts viel geboten. Beginnend mit der Grundschulliga, an deren Anschluss die Autogrammstunde des ProA-Teams stattfand, bis hin zum Dreier-Wettbewerb – welchen der Hagener Ex-Profi Dominik Spohr für sich entschied.

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