Hagen. Detlef Spruth, potenzieller Investor der Arena am Ischeland in Hagen, definiert einen klaren Knackpunkt, bei dem er aus dem Projekt aussteigt.

Die Aufbruchstimmung rund um den Bau der Mehrzweck-Arena am Ischeland droht endgültig einer fatalen Resignation zu weichen. Während der Investor, Eintracht-Hagen-Vorsitzender Detlef Spruth, im Herbst 2021 noch mit Optimismus signalisieren ließ, dass im Frühjahr 2022 die Bagger für das 40-Millionen-Euro-Projekt rollen könnten, ist auf dem Areal des Asche-Käfigs bis heute nicht einmal eine Spitzhacke gesichtet worden. Im Gespräch mit der Stadtredaktion hat der solvente, aber inzwischen auch spürbar angenervte Geldgeber jetzt noch einmal ausdrücklich verdeutlich, dass er die Bücher zuklappen werde, wenn die NRW-Finanzverwaltung die Gemeinnützigkeit der vorzugsweise auf den Jugend- und Breitensport ausgerichtetem Sportstätte nicht anerkennen werde: „Das ist der entscheidende Knackpunkt.“

Aber auch im Miteinander mit der Stadt Hagen knirscht es – abseits aller wohlwollender Lippenbekenntnisse – noch bei Detailfragen sowie im Miteinander. Dass es im Rat tatsächlich noch in diesem Frühjahr eine Entscheidung über den Durchführungsvertrag für die 5000-Zuschauer-Sportstätte mit digitalisiertem Boden, Physio-Praxis, Sauna mit Schwimmbecken sowie weiteren Trainingsplätzen geben könnte, scheint geradezu abwegig. Dabei hatte der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig der Einleitung des Bebauungsplanverfahrens zugestimmt. Doch seit diesem symbolischen Rückenwindsignal, das Oberbürgermeister Erik O. Schulz seinerzeit mit dem Versprechen „Wir werden dieses Thema mit dem Blick auf das Machbare und Gelingende begleiten“ unterstrich, sind inzwischen zwei Jahre ins Land gezogen. Grund genug für die Stadtredaktion, sich bei Investor und Handball-Mäzen Spruth mal nach seiner Nervenkostüm und dem Stand der Dinge zu erkundigen.

Komplexe Finanzthemen

„Das Thema hat nach sechs Jahren des Ringens meine Geduld tatsächlich überstrapaziert“, macht der Handball-Enthusiast kein Hehl aus seinem Gefühlsleben. „Ich bin mit dem Projekt angetreten unter dem Aspekt, dass ich natürlich dafür die Spendenabzugsfähigkeit bekomme. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Halle auch unter Gemeinnützigkeitsaspekten gebaut wird, denn sie gehört mir ja anschließend nicht mehr, sondern geht in den Besitz einer Stiftung über. Aber das stellt sich offensichtlich als unlösbar dar“, gewährt er einen tiefen Einblick in seine bislang erfolglosen Gespräche mit den Finanzbehörden in Hagen, aber auch auf übergeordneten Ebenen.

Detlef Spruth will in Hagen eine neue Mehrzweck-Halle bauen lassen. Spruth ist Präsident vom VfL Eintracht Hagen. 
Detlef Spruth will in Hagen eine neue Mehrzweck-Halle bauen lassen. Spruth ist Präsident vom VfL Eintracht Hagen.  © Eintracht Hagen | Eintracht Hagen

So könne bei den Steuerhütern auf lokaler Ebene bislang nicht nachvollzogen werden, wozu ein Verein eine so großzügig konzipierte Halle brauche, wenn denn nicht für den Spitzensport. „Dass unser Verein seinen kompletten Trainingsbetrieb – auch abseits des Handballs – in die neue Halle verlagert und damit zu 75 Prozent gemeinnützig nutzt, zumal wir die Übungszeiten auch noch aufstocken werden, das interessiert dort gar nicht“, ärgert sich Spruth über diese eindimensionale Betrachtungsweise, der Behörde. „Nirgendwo steht in irgendeinem Paragrafen, dass die Gemeinnützigkeit von der Größe oder der technischen Ausstattung einer Halle abhängt“, erwartet er eine wohlwollende Ermessensentscheidung. Weiterreichende Kontakte zum NRW-Finanzministerium sind bislang ebenfalls ins Leere gelaufen, und auch die Oberfinanzdirektion bietet seit anderthalb Monaten nicht einmal einen klärenden Gesprächstermin an: „Die Mühlen in Deutschland hinsichtlich solcher Planungen arbeiten mehr als langsam.“

„Wenn ich endgültig sehe, dass ich die Gemeinnützigkeit nicht bekomme, dann mache ich den Deckel drauf“, lässt Spruth keinen Zweifel, dass er trotz bereits erfolgter Investitionen in Architekten- und Gutachter-Leistungen jenseits der Zwei-Millionen-Euro-Marke gewillt ist, notfalls das Arena-Projekt noch auf der Zielgeraden zu stoppen: „Die Aussage steht!“

Reibungen um Stellplätze

Aber auch im Miteinander mit der Stadt Hagen gibt es weiterhin Reibungspunkte. So erbost Spruth vorzugsweise die Tatsache, dass dem Verein nicht ein einziger kostenloser Stellplatz im Parkhaus in der Heimstätte Halle Mittelstadt gewährt werde, auf dem Sportler, Übungsleiter oder auch Eltern ihr Auto platzieren könnten. „Das beschert uns als Verein enorme Probleme vor allem im Jugendbereich.“ Seit dort seit gut vier Jahren ein neuer Betreiber am Start ist, sind die zuvor von der Stadt gestellten 200 Parktickets für die Eintracht-Familie ersatzlos weggebrochen, ohne sich überhaupt mit dem Verein abzustimmen.

Die neue Halle soll auf dem Areal des Käfig-Sportplatzes im Sportpark Ischeland entstehen.
Die neue Halle soll auf dem Areal des Käfig-Sportplatzes im Sportpark Ischeland entstehen. © WP | Philipp Singer

„Ich verstehe die Logik gar nicht: Man unterstützt Vereine mit den Hallennutzungsgebühren, indem die Jugendtrainingszeiten ausgeklammert werden. Aber auf der anderen Seite belastet man jetzt die Eltern, die ihre Kinder zum Training fahren, indem sie bis zu 1000 Euro pro Jahr für Parktickets ausgeben sollen.“ In allen übrigen 13 Dreifach-Turnhallen in Hagen sei das anders geregelt. Schließlich sei man auf diesem Niveau im Jugendbereich auf auswärtige Athleten angewiesen, die keinesfalls auf den ÖPNV zurückgreifen könnten – schon gar nicht in den Abendstunden.

Betriebszeiten verschieben

Weiterhin ungeklärt ist nach sechs Jahren auch das Betriebszeiten-Thema: „Ein wirtschaftlicher Betrieb der Arena ist nur dann möglich, wenn wir statt von 6 bis 22 Uhr dort von 7 bis 23 Uhr agieren können“, unterstreicht Spruth. Das muss jedoch mit der angrenzenden Total-Tankstelle synchronisiert werden, um Anwohner-Schutz aus einem Guss zu gewährleisten. Hierzu müsste der Investor eine neuerliche Baugenehmigung beantragen, was er jedoch nur dann finanzieren möchte, wenn die Zapfstation endgültig signalisiert, mitzugehen. Bislang liegt lediglich ein Schreiben vor, dass man zu Gesprächen bereit sei. Hier bedarf es dringend einer Moderation, um das Thema endlich vom Tisch zu bringen: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass selbst nach sechs Jahren immer wieder solche Rückschläge kommen, die an Schildbürgerstreiche grenzen“, versucht der Eintracht-Chef weiterhin, sich seinen langen Atem zu bewahren.