Hagen. Ein Baubeginn für die Hagener Mehrzweckarena ist immer noch nicht in Sicht. Grund ist unter anderem ein Zwist zwischen Investor und Stadtspitze.
Rote Asche, nichts als rote Asche: Der „Käfig“-Tennenplatz am Ischeland ist nach wie vor in der verwahrlosten Beschaffenheit, in der er sich seit Jahren befindet. Von einem Spatenstich, geschweige denn von einem Bagger ist hier auch zu Beginn des neuen Jahres nichts zu sehen. Dabei hätte der Bau einer Mehrzweckarena nach Vorstellungen des Investors Detlef Spruth im Frühjahr 2022 beginnen sollen.
Der dafür nötige Durchführungsvertrag ist nach langen und teils zähen Verhandlungen zwischen Investor und Hagener Stadtverwaltung unterschriftsfertig. Auf eine Anfrage unserer Redaktion an die Verwaltung der Stadt von Anfang Oktober 2022 hieß es: „Die Verwaltung der Stadt Hagen wünscht den Satzungsbeschluss im Dezember in den Rat einzubringen. Voraussetzung hierfür sind einvernehmliche Verhandlungen zu vertraglichen Regelungen, die den Hallenbetrieb, insbesondere die Einbindung des Spitzensports, betreffen.“
Selbst das war noch optimistisch. Die zeitliche Verzögerung macht deutlich, dass der Hallenbau vor kniffligen Aufgaben steht. „Das Ziel ist es nun, dass der Durchführungsvertrag im April oder Mai 2023 per Ratsbeschluss bewilligt und letztlich unterschrieben wird“, sagt Fynn Holpert, Geschäftsführer der VfL Eintracht Hagen Handball-Förder gGmbH, die das Hallenprojekt begleitet. Bis dahin gelte es noch drei „Hausaufgaben“ zu erledigen.
Problem Nr. 1: Zwist mit der Stadtverwaltung
Ein Parkproblem steht dem Hallenbau noch im Weg, aber dieses betrifft nicht die geplante Mehrzweckarena, sondern die Sporthalle Mittelstadt, wo Mannschaften aus dem Jugend- und Seniorenbereich des VfL Eintracht Hagen trainieren und spielen. Wie unsere Zeitung berichtete, wird das Parkhaus unter der Halle seit Ende 2018 von der Goldbleck GmbH betrieben, und die erhebt – im Gegensatz zu den vorherigen Betreibern – ihre regulären Parkgebühren, wenn Sportler, Trainer, Eltern etc. dort ihr Auto abstellen. Vor allem für die VfL-Jugendabteilung eine enorme Belastung. „Das gefährdet die Existenz des Vereins“, sagt Fynn Holpert. „Außerdem handelt es sich um die einzige Dreifach-Turnhalle in Hagen ohne kostenfreie Parkplätze.“
Derweil erklärte die Stadtverwaltung, dass das Parkproblem nicht in ihren Geltungsbereich falle. Die Parkgebühren aus dem städtischen Haushalt zu zahlen, lehnte der Sport- und Freizeitausschuss ab. Zudem wies die Stadt darauf hin, „dass in anderen städtischen Sportstätten im Innenstadtbereich (...) auch keine kostenfreien Parkplätze zur Verfügung stehen. Eine Kostenübernahme würde daher eine Ungleichbehandlung gegenüber diesen Nutzern darstellen.“ Holpert hält dagegen: „Hier von einer Ungleichbehandlung gegenüber anderen Sportlern zu sprechen, ist doch ein Witz. Unsere jugendlichen Leistungsmannschaften trainieren außerdem täglich und nicht wie Breitensportler ein oder zweimal wöchentlich.“
Was das mit der Mehrzweckarena zu tun hat? Detlef Spruth, Investor des Hallenprojekts und Präsident des VfL Eintracht, ist es ein Anliegen, dass die Stadtverwaltung im Zuge einer Bewilligung des Arena-Baus zugleich auch das Parkproblem an der Sporthalle Mittelstadt löst. Doch über dieses Anliegen, so Fynn Holpert, empörte sich die Stadtspitze um Oberbürgermeister Erik O. Schulz und Baudezernent Henning Keune. Die Stadt will in der Sache standhaft bleiben. Und nun ist die Stimmung zwischen Spruth und Schulz/Keune gereizt. „Das Parkproblem an der Sporthalle Mittelstadt ist ein weiteres Argument dafür, dass wir die neue Arena unbedingt brauchen“, findet Holpert.
Problem Nr. 2: Änderung der Ruhezeiten
Vom „Käfig“-Tennenplatz ist die Total-Tankstelle (Am Sportpark) nur einen Steinwurf entfernt. Das Immissionschutz-Gesetz sieht vor, dass Gewerbetreibende in unmittelbarer Nachbarschaft dieselben Ruhezeiten pflegen. In diesem Punkt gibt es eine Diskrepanz: Die Total-Tankstelle schließt um 22 Uhr, aber in der Mehrzweckarena sollen regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, die zu dieser Uhrzeit noch nicht beendet sind. Die nahe liegende Lösung: Die Tankstelle verschiebt ihre Nachtzeit von 22 bis 6 Uhr auf 23 bis 7 Uhr. „Der Pächter der Total-Tankstelle befürwortet diese Lösung“, erläutert Holpert. „Aber die Muttergesellschaft Total Deutschland GmbH zeigt sich damit bislang nicht einverstanden. Dort hat man die Meinung: Die Tankstelle läuft seit vielen Jahren gut, warum sollten wir jetzt etwas ändern?“
Mit Total Deutschland habe man Anfang des neuen Jahres einen Termin, so Holpert, um den Tankstellenkonzern davon zu überzeugen, dass die Filiale am Sportpark durch die Nachtzeitverschiebung nicht benachteiligt werde. Ein den geänderten Ruhezeiten angepasstes Lärmschutzgutachten hat der Halleninvestor bereits in Auftrag gegeben. „Das Gutachten wird bald fertig sein. Die Verschiebung um eine Stunde wird keine potenzielle Lärmbelästigung ergeben, da bin ich mir sicher. Aber das muss eben erst noch dokumentiert werden“, erklärt Fynn Holpert.
Problem Nr. 3: Die Steuerfrage
Die Mehrzweckarena ist nach Ansinnen des Investors Detlef Spruth ein gemeinnütziges Projekt für den gesamten Hagener Sport. Zirka 70 Prozent der Nutzung soll auf den Breitensportbereich entfallen, 30 Prozent auf den Profisport. So ist es im Durchführungsvertrag festgeschrieben. Noch aber hat das Finanzamt die Gemeinnützigkeit der Halle bzw. des Hallenbetriebes nicht anerkannt. Bliebe dies so, dann stünde der Investor vor steuerrechtlich großen Schwierigkeiten. Bei einem Treffen in diesem Monat wollen Spruth und seine Steuerberater die Oberfinanzdirektion NRW davon überzeugen, dass der Sinn und Zweck der neuen Arena die Gemeinnützigkeit und nicht die Gewinnorientierung ist.