Hagen/Miami. Jonathan Octeus (28) war einer der Lichtblicke von Basketball-Zweitligist Phoenix Hagen. Das sagt der US-Amerikaner zu einer möglichen Rückkehr.

Das Leben von Jonathan Octeus (28) ist seit ein paar Tagen wieder deutlich sonniger und wärmer. In seiner Heimatstadt Miami im US-Bundesstaat Florida ist es schon jetzt um die 30 Grad heiß, der Himmel wolkenlos. Auf Instagram filmt sich Octeus beim Gassigehen mit seinem Hund, er trägt lässige Basketball-Shorts, T-Shirt und Sonnenbrille. „Florida-Wetter ist das beste Wetter, sagt mir bloß nichts anderes“, lacht der 28-Jährige in seine Smartphone-Kamera.

Der Profibasketballer Jonathan Octeus ist vergangene Woche von seinem Verein Phoenix Hagen frühzeitig in den Sommerurlaub geschickt worden. Gezwungenermaßen. Das Coronavirus hat der Saison 2019/20 der 2. Basketball-Bundesliga einen Strich durch die Rechnung gemacht und dem Klub aus der Volmestadt blieb eigentlich nichts anderes übrig, als Octeus – sowie auch den anderen beiden US-Basketballern Michael Gilmore und Kyle Leufroy – ein Ticket für die Heimreise zu buchen.

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Am Mittwoch landete der 1,93 Meter große Basketballer in den USA, zunächst in Atlanta, am größten Flughafen der Welt. Die Kontrollen sind dort wegen des Coronavirus derzeit besonders streng. Die New York Times berichtete, dass Passagiere aus Europa bis zu sieben Stunden in schier endlos langen Schlangen stehen müssen. Aber Octeus’ Einreise war unbeschwert. „Ich hatte ein kurzes Screening des CDC (US-Bundesbehörde des amerikanischen Gesundheitsministeriums; d. Red.), dann konnte ich schon weiter. Ich habe zwar meinen Anschlussflug verpasst, aber das war nicht weiter schlimm“, berichtet der 28-Jährige.

Die Stadt, die immer feiert

Miami ist die Stadt, die immer feiert, und wie amerikanische Medien berichten, ließ sich das Partyvolk von der Pandemie lange Zeit nicht aufhalten. Doch mittlerweile greifen auch die Behörden in Florida hart durch. „Geschäfte schließen und ich nehme an, dass es hier bald einen ‘Lockdown’ geben wird“, meint Jonathan Octeus. In Feierlaune seien nur noch die wenigsten, Angst mache sich jetzt breit. „In meinen Augen gehen die Menschen in Deutschland mit der Lage viel ruhiger um. Ich sehe hier Panik, die zu Hamstereinkäufen und somit zu Lebensmittelengpässen führt“, fürchtet Octeus.

Jonathan Octeus applaudiert den Phoenix-Fans nach einem Heimsieg gegen Leverkusen.
Jonathan Octeus applaudiert den Phoenix-Fans nach einem Heimsieg gegen Leverkusen. © WP | Michael Kleinrensing

Eigentlich wollte er in diesem Sommer viel reisen, so wie er es seit Jahren macht. Türkei und Mexiko standen auf seiner Liste. Aber das muss er nun verschieben. Jonathan Octeus freut sich zwar, wieder zurück in seiner Heimat zu sein, aber er wäre lieber erst im April oder im Mai, nach gutem Abschneiden in den Zweitliga-Play-offs, zurückgekehrt. „Es ist frustrierend, denn wir können leider nicht mehr sehen, wie gut wir wirklich hätten sein können. Aber wir als Team haben die Situation verstanden. Das Sicherste für uns alle war, dass die Saison beendet wird“, sagt Jonathan Octeus.

Octeus ein Glücksfall für Phoenix Hagen

Der athletische Aufbauspieler war maßgeblich daran beteiligt, dass Phoenix sich von einem Abstiegsrang zu einem Play-off-Platz hocharbeitete. Der 28-Jährige ist im November 2019 verpflichtet worden, nachdem sich Niklas Geske am Fuß verletzte und zwei Monate ausfiel. Der US-Amerikaner erwies sich als echter Glücksfall. „Jon war in dieser schwierigen Situation perfekt für uns. Er hat uns genau das gegeben, was wir brauchen“, sagt Phoenix-Trainer Chris Harris. Und damit meint der Hagener Chefcoach nicht nur die zwölf Punkte, sechs Rebounds und fünf Assists pro Spiel, die die Statistik verzeichnete.

Octeus war ein Anführer, strahlte in einem mental angeknacksten Phoenix-Team Selbstbewusstsein und Siegermentalität aus. Oft setzte sich Octeus nach seiner Auswechslung völlig erschöpft auf die Bank, aber nicht etwa, weil seine Kondition schlecht war, sondern weil er auf dem Spielfeld um jeden Ball kämpfte. „Ich habe es wirklich genossen, in Hagen zu leben und Basketball zu spielen. Die Menschen waren wundervoll, die Fans großartig, die Stadt schön und ruhig und wir haben es als Team die Wende geschafft“, sagt Octeus.

Rückkehr nach Hagen?

Als sich Phoenix Hagen vor wenigen Tagen in einem Livestream an seine Fans wandte, überraschte die Frage eines Phoenix-Anhängers nicht.

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„Wird Jonathan Octeus zurück zu Phoenix kehren?“, wollte jemand wissen. Aber Chris Harris und Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel konnten darauf keine konkrete Antwort geben. Die Kaderplanung des Zweitligisten liegt auf Eis. Sollte es dem Verein gelingen, das wirtschaftliche Aus abzuwenden, wird der Etat der nächsten Saison schmaler werden. Und Octeus selbst? Will er zurück nach Hagen? Seine Antwort ist professionell: „Ich kann nicht sagen, was die Zukunft bereit hält. Ich werde mich mit meinem Agenten beraten und schauen, was möglich ist.“