Hagen. Patrick Seidel, Geschäftsführer von Phoenix Hagen, spricht im exklusiven Interview über die wirtschaftlichen Konsequenzen des Saisonabbruchs.

Für die Basketballer von Phoenix Hagen ist die Arbeit seit Dienstag offiziell beendet. Die 2. Liga hat die Saison wegen der Coronakrise endgültig abgebrochen. Und während die Spieler verfrüht den Urlaub antreten, beginnt für Phoenix-Geschäftsführer Patrick Seidel und seine Mitarbeiter jetzt so richtig die Arbeit. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht Seidel darüber, wie hart das Saisonaus den Zweitliga-Klub finanziell trifft und wie es jetzt weitergeht.


Herr Seidel, was bedeutet das plötzliche Saisonaus für Phoenix Hagen wirtschaftlich?
Patrick Seidel: Die Lage ist bedrohlich. In der Gesellschaft herrscht eine große Verunsicherung, die sich auch auf uns auswirkt. Wir erwarten in den nächsten acht Wochen noch einen sehr relevanten Sponsoringbetrag. Da fragen wir uns, wie können und wollen Sponsoren bezahlen und welche eigenen Probleme haben die Firmen, die sie erstmal bewältigen müssen? Wir wissen nicht, ob unsere Sponsoringverträge weiter so gelebt werden können. Das ist gerade eine große Unsicherheit für uns.

Wie reagieren die Sponsoren denn auf die aktuelle Situation bei Phoenix?
Bernd Kruel und ich hatten schon viele Gespräche und haben verschiedenste Reaktionen bekommen. Manche Sponsoren haben zugesagt, etwas mehr zu geben, aber können jetzt noch keine schriftlichen Zusagen erteilen. Andere haben Termine abgesagt bzw. viele Wochen nach hinten verschoben. Wir haben 100 Sponsoren, 100 Kontaktpersonen aus verschiedensten Branchen. Das wird sehr anspruchsvoll in den nächsten Wochen.

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Wir werden jetzt Maßnahmen ergreifen, das wurde auch in einer ordentlichen Aufsichtsratstagung beschlossen. Welche das genau sind, werden wir in den nächsten Tagen noch kommunizieren.

Manche Sportvereine verkaufen „Geisterkarten“ für Spiele, die nicht stattfinden, oder „virtuelle Bratwürste“. So können Fans zum wirtschaftlichen Überleben ihres Klubs beitragen. Spielen solche Aktionen eine Rolle in Ihren Überlegungen?
An so was denken wir natürlich. Aber die größtmögliche Solidarität kann ein Phoenix-Fan zeigen, indem er nicht darauf pocht, eine Eintrittskarte erstattet zu bekommen. Momentan wünschen wir uns, dass wir die Solidarität von unseren Fans bekommen und niemand hier mit seinem Anwalt steht. Wie wir uns dann revanchieren, zum Beispiel in Form einer Fanparty – sobald man wieder Feiern veranstalten darf – oder eines Dankeschön-Tickets, das müssen wir noch schauen.

Ihnen fehlen auch die Ticketing- und Cateringeinnahmen aus drei Heimspielen, die nun nicht mehr stattfinden können. Wie hoch ist dieser Betrag?

Das kann ich noch nicht beziffern. Wir erfahren viel Solidarität und Wohlwollen, sind auf viel Pro-Phoenix-Denken und -Handeln gestoßen. Viele Leute verzichten auf Forderungsansprüche. Aber was in Zukunft noch kommt, kann ich nicht absehen. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass wir weit weg sind von den Trierer Angaben (Der Geschäftsführer von Zweitligist Gladiators Trier, Achim Schmitz, schätzt, dass dem Verein durch die Saisonabsage 300.000 Euro Einnahmen fehlen werden; d. Red).

Wie optimistisch sind Sie, dass Phoenix glimpflich aus dieser Lage herauskommt?
Von den Sponsoreneinnahmen, die wir regulär erwarten, darf nicht viel wegbrechen und unsere Maßnahmen, die wir bald bekanntgeben werden, müssen greifen. Und wenn sich Einnahmen und Ausgaben dann annähern lassen, bin ich optimistisch. Wir müssen kämpfen, wir werden kämpfen. Ich hoffe, dass wir Ende des Sommers dann wieder am normalen Basketball-Ligabetrieb teilnehmen werden. Dass wir dann mit dem Etat, den wir jetzt haben, an den Start gehen werden, das glaube ich allerdings nicht.

Das betrifft aber vermutlich den Großteil der 2. Liga.
Ich glaube, dass die Liga flächendeckend mit geringeren Summen planen muss, was dann auch weniger sportliche Qualität bedeuten würde. Aber soweit sind wir noch nicht. Ich glaube, dass wir am Ende des Tages froh sein können, wenn die Menschheit wieder Basketball sehen kann.